Wie sind Schweizer zu Österreichern eingestellt?

6 Antworten

Das kann ich aus eigener Erfahrung absolut nicht bestätigen. Ich habe in Graubünden (Chur) und in Basel gearbeitet und wurde dort problemlos und ohne Vorurteile als Österreicher akzeptiert. Das Verhältnis und der Umgang sowohl mit Kollegen, als auch mit Patienten und deren Angehörigen war stets problemlos, sehr gut und angenehm.

Natürlich unterscheidet sich Mentalität etwas - die Schweizer habe ich als etwas distanzierter empfunden - aber gut, man ist eben auch in einem anderen Land und das dort die Mentalität anders ist, ist nicht ungewöhnlich und zu akzeptieren. Jedenfalls habe ich mich als Österreicher in der Schweiz sehr wohl gefühlt und so ist das auch heute noch wenn wir in den Urlaub in die dorthin fahren. Für mich ist's in der Schweiz auch in jedem Fall angenehmer als in Deutschland sodaß ich die Eidgenossenschaft Deutschland in jedem Fall vorziehe.

Ich kann allerdings auch eines bestätigen: die Deutschen mochte man in der Regel weder in Graubünden noch in Basel, sie wurden als "Schwab" ("Schwoob") bezeichnet und als besserwisserische Oberlehrer angesehen (so führen sie sich ja häufig auch auf). Letztgenannte Einschätzung der Deutschen ist aber andererseits keinesfalls auf die Schweizer beschränkt!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Also eigentlich ist es den Schweizern egal ob Deutscher oder Österreicher. Hauptsache man arbeitet.

Man kann sich natürlich etwas ausgeschlossen fühlen, aufgrund des Dialektes.

Zusätzlich sind Schweizer (nicht alle) zwar relativ höflich, aber nicht immer sehr herzlich. Das bereitet vielen Ausländern Schwierigkeiten. Aber absichtlich ausgeschlossen wird grundsätzlich nicht.

Da gibt es keine Präferenzen. Und ich hoffe, die kommenden paar Zeilen werden mit dem nötigen Humor gelesen!

Fakt ist halt, dass man sehr gerne in die Schweiz kommt und denkt, es wäre alles gleich wie in Deutschland oder Österreich. Und viele haben halt anfangs auch etwas das Gefühl, die Schweiz würde gern und oft zu seinen "grossen Brüdern" aufblicken - und wundert sich dann, dass wir uns eher ein wenig als das kleine, störische gallische Dorf inmitten des Römischen Europareiches geben denn als Insel mit lauter süssen Eseln, die da Goldbarren schei**en.

Ich denke, man erwartet dann auch eher etwas "Süsses". Die Sprache ist süss, die Landesgrösse ist süss... alles ist irgendwie süss. Und dann halt eben plötzlich doch nicht.

Es wird den Schweizern oft vorgeworfen, dass sie mit einer gewissen direkten Art nicht zurecht kommen würden aber man rationalisiert einfach weg, dass das genaue Gegenteil der Fall ist: Wir KOMMEN damit zurecht, geben halt aber ebenso direkt zurück und das stösst einigen dann vor den Kopf. Vor allem dann, wenn dadurch etwas das Weltbild des "süssen Staates" und des "kleinen Bruders" anfängt zusammen zu brechen. Je weniger man das ernst nimmt, um so ernsthafter legt der Schweizer dann jedes Wort des anderen auf die Goldwaage um zu zeigen: Stopp! Wir sind auf unsere Art und Weise autonom!

Für uns Schweizer gibt es kaum was Schlimmeres, wie wenn man unsere Freiheit versucht einzugrenzen (Thema EU-Richtlinien, bilaterale Verträge etc). Es ist, als würde dieser Gedanke eine Art Unbehagen in uns auslösen. Und dieses Unbehagen schiesst dann zielgerichtet auf beispielsweise Deutsche und Österreicher, weil sie in unseren Augen quasi schon allein aufgrund ihrer Herkunft diese Eingrenzungsmentalität vertreten würden. Das ist im Kern natürlich Mumpitz und 300'000 langfristig in der Schweiz lebende und arbeitende Deutsche (sorry, über Österreicher habe ich keine Zahlen) beweisen, dass man sich hier mit Sicherheit integrieren, wohlfühlen und Anschluss finden kann - aber zugegeben machen wir Schweizer es nicht allen immer sehr einfach.

Müsste ich zwischen Österreichern und Deutschen wählen, läge meine Wahl in einem ersten Schritt bei den Österreichern (und man unterstelle mir hier bitte keinen Rassismus, denn diese Entscheidung treffen zu müssen ist ja der Kern der eigentlichen Frage). Ich habe ein gewisses Klischee, welches für mich schon ganz oft leider keines mehr ist und welches ich beispielsweise von Österreicher nicht habe: Es ist eine Form der Überheblichkeit und der Arroganz, die mir von deutschen Zuzügern hier und da entgegen kommt. Die Idee zu denken: "Jetzt bin ich hier und ich zeige euch mal kurz, wie man Dinge RICHTIG erledigt!" und gleichzeigit die Art und Weise des Eingeschnapptseins, wenn eben diese Personen dann feststellen, dass man zum einen nicht wirklich auf sie angewiesen ist und zum anderen DARAUF sicher nicht gewartet hat.

Diejenigen haben es hier nicht nur schwer, sie haben es VERDAMMT schwer und lustigerweise sind es dann auch diejenigen Rückkehrer, die in der SpiegelTV-Reportage vermelden, die Schweiz habe prinzipiell ein Problem mit deutschen oder österreichischen Einwanderer.

Schön wäre, wenn ein paar dieser Medien mal einige der hier lebenden 300'000 befragen würden. Aber das tut leider kaum jemand.

Fazit: Wir sind drei verschiedene Länder. Uns vereint eine Sprachverwandschaft und damit enden die Gemeinsamkeiten dann auch schon. Wir haben eine andere Historie und jedes Land ist für sich ein Stück autonom und durchsetzt mit landestypischen kulturellen Feinheiten und mit Sicherheit auch Idiotien. Ersteres gilt es zu respektieren, letzteres gilt es auszuhalten. Egal, wie und wo sich CH, DE und AU mischen und zusammen leben: Es gelten nunmal die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes.

Martinavoigt 
Fragesteller
 31.03.2023, 13:56

Ja dass leuchtet mir ein. Aber ich denke, ein bisschen spielt Eifersucht eine Rolle. Oftmals sind die Deutschen besser ausgebildet oder einfach gleichwertig und haben dann sobald sie in der Schweiz arbeiten in hohen Positionen dass sagen.

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SarahSchweiz  31.03.2023, 14:10
@Martinavoigt
Oftmals sind die Deutschen besser ausgebildet oder einfach gleichwertig

Siehst du? Und genau DAS meine ich mit der klassischen Arroganz und Überheblichkeit, die da ständig rüberkommt ;-)

und haben dann sobald sie in der Schweiz arbeiten in hohen Positionen dass sagen.

Erstens haben sie das oftmals eben nicht. Die Meisten arbeiten hier im Bereich der chemischen und pharmazeutischen Produktion oder im Handwerk. Und zweitens sprechen wir hier von einem Rattenschwanz: IST ein Deutscher hier einmal in einer höheren Position und kann beispielsweise auch mitbestimmen, wer künftig zu den Angestellten gehört, dann stellt er eben auch mit Vorliebe weitere Deutsche ein.

Drittens ist es eine Lohnfrage: Gehts um Kaderpositionen und um einen Job, den der Schweizer für 8'500.- CHF brutto erledigen würde, tut's der Deutsche für einen Tausender weniger. Schon allein die unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen und der Drang nach Gewinnoptimierung und Betriebskostensenkung hebeln den Faktor der besseren Ausbildung als Grund für eine Anstellung aus.

Glaub mir: Mit meinen nunmehr über 40 Alterjahren und meinem Beruf, den ich seit über 10 Jahren in exakt DIESER Branche ausführe und mich um Verträge, Lohnverhandlungen und deutsche Arbeitsmigranten kümmere, plappere ich das nicht einfach nur so aus. Dieses Thema ist mein Tagesgeschäft.

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Martinavoigt 
Fragesteller
 31.03.2023, 18:19
@SarahSchweiz

Deutsche Ausbildungen sind weltweit höher angesehen als schweizerische!

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SarahSchweiz  02.04.2023, 19:49
@Martinavoigt

Zeig mir das mal in einer Studie oder einer Statistik 😉 Bin gespannt.

Es sind eben viele Deutsche die genau das immer denken - und dann vor den Kopf gestossen sind, wenn sie merken, dass andere genau so gut gestellt sind.

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Irina81  03.04.2023, 20:57
@Martinavoigt

Was für ein Quatsch. Welche denn zum Beispiel?

Könnte es vielleicht diese Arroganz einzelner Deutscher sein, die es der Mehrheit der sehr netten Deutschen schwerer macht?

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SanfterRiese  15.04.2023, 08:19

Also ich lebe jetzt seit 17 Jahren in der Schweiz und will nur noch weg. Dieser latente Rassismus, dieses dauernde feige Beleidigtsein und das Mobbing kannte ich vorher nicht und will es auch nicht mehr haben. Daher wandere ich in die Bodenseeregion ab und werde wieder menschlich glücklich.

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Das Problem liegt vermutlich darin, dass viele Schweizer nicht möchten, dass Deutsche und Österreicher Schweizerdeutsch lernen, gleichzeitig kann es aber auch schwerfallen sich zu integrieren, wenn man nicht Schweizerdeutsch spricht

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Schweizer

Wie ergeht es denn Ausländern in Deutschland so? Bevor man gegen andere Länder schiesst, sollte man vielleicht vor der eigenen Tür kehren.

Andere nur aufgrund ihrer Herkunft abzulehnen ist immer falsch. Gibt es nur leider überall.