Wie schnell schafft es ein Cadillac Coupe DeVille (1966) von 0 auf 100?
4 Antworten
Salue
Die Amerikaner boten immer verschiedene Motoren an. Das fängt meistens mit 6-Zylinder-Reihenmotoren mit knapp über 3 l Hubraum an und geht dann, ja nach Marke, bis zu 7.2 oder 7.7 l Motoren mit V8-Motoren.
Ich hatte mal einen Chrysler New Yorker mit dem Big-Bloc (7.2 Liter). Dieser hatte ab Werk das optionale Power-Package (hohe Verdichtung, Holley-Vergaser). Mit einigen Modifikationen am Auspuff dürfte er um die 400 SAE-PS (ca. 320 DIN-PS) fast aus dem Leerlauf und mit einem unglaublichen Drehmoment abgegeben haben.
Die beschleunigten das Street-Battle-Ship mit seinen 2.1 Tonnen Leergewicht spektakulär in etwa 7 Sekunden auf 100 km/h.
Wie lange er gebraucht hat um von 100 km/h wieder anzuhalten ist eine andere Geschichte. Die kleinen Scheibenbremschen vorne hätten jedem 50er Roller zur Ehre gereicht.
Tellensohn
Ab 1971 fielen ja die Leistungen der Schlachtschiffe wegen der Abgasvorschriften ins Bodenlose. Mehr als 200 PS hatte ja keiner mehr. Chrysler wies damals (1966) dem 440 Block 660 Nm bei rund 2000/min aus. Diese fielen im Wandlerbereich an. Hat man das Gas ganz durchgedrückt, drehen die Hinterräder durch bis man ca. 70 km/h erreicht hatte. Bei Schnee drehten die Räder bereits durch, wenn man das "D" einlegte.
Angesichts des federweichen und kaum gedämpften Fahrwerks, der völlig gefühllosen Servolenkung, der rutschigen Sitzbänke (ohne Gurten) und der sehr schnell zu Fading neigenden schwachen Bremsen war das Fahren mit dem Schlachtschiff ein Ritt auf der Kanonenkugel.
Einzig das häufige Tanken des 100 Liter Tanks war jeweils eine grössere Investition und hat den Spass etwas reduziert.
Tellensohn
Schöne Ausführungen! Ich meine, dass die Motoren nicht aufgrund der Abgasvorschriften, sondern deswegen gedrosselt wurden, um den Verbrauch (Ölkrise!) zu reduzieren.
Ich hatte den späteren 7.2 Liter des Chryslers auch noch. Er war Baujahr 1971 und hatte gemäss Werk nur noch 190 SAE-PS. Der soff zwar immer noch, begnügte sich aber mit Normalbenzin (der ältere brauchte 100 Oktan). Die Leistung allerdings war weg. Drehmoment hatte er zwar immer noch. Dann erst ging es los mit den kleineren Motoren die bis zum 4-Zylinder mit Granulat-Katalysatoren runtergingen. Fürchterliche Autos!
Ich habe meinen 1966 New Yorker während der Benzinkrise in den 1980er Jahren als Occasion gekauft. Ich kriegte ihn deshalb sehr günstig. Einige Jahr später allerdings habe ich ihn für das Dreifache verkaufen können.
Der New Yorker mit dem Power-Package war eine spezielle Bestellung für einen Kunden in der Schweiz gewesen, er hatte eine Einzelhomologation in der Schweiz.
Heute bereue ich, dass ich dieses Auto verkauft habe. Das Benzin ist ja im Moment fast gleich günstig wie damals, nur verdiente ich damals weniger als die Hälfte.
Tellensohn
Granulatkatalysator....da habe ich nur gaaanz entfernt etwas in Erinnerung, ich meine, aus dem Deutschen Museum. Hilf mir doch bitte mal auf die Sprünge, Google weiß nichts dazu, und ich bin mit Bj. 1983 zu jung dafür.
Stimmt es, dass die Riesenmotoren per kleinerer Vergaser und reduzierter Verdichtung gedrosselt wurden? Gab es noch weitere Maßnahmen?
Die Amerikaner haben erst anfangs der 1970er Jahre Abgasvorschriften eingeführt. Die Katalysatoren waren mit kleinen, beschichteten Kugel gefüllt. Es hatte grosse Einfüll- und Leerungsöffnungen, damit man das Granulat regelmässig austauschen konnte.
Im Abgasstrom wirbelten diese umher und verloren mit der Zeit ihre Beschichtung. Man musste deshalb den Auspuffkrümmer so gestalten, dass ein einigermassen regelmässiger Abgasstrom auf den Katalysator traf. Die Krümmer hatten deshalb Dellen und rechte Winkel. Zudem hat man die Verdichtung zurückgenommen. Während meiner erster New Yorker noch ein Holley-4-fach Vergaser hatte, reichte beim neueren ein einfacher 2-Loch-Vergaser.
Erst viel später entwickelte GM die besseren Monolith Katalysatoren die mittels "Bienenwaben" ein Oberfläche von 2 bis 3 Fussballfelder haben. Diese haben kaum Strömungswiderstand und sind auch nicht allfällig für intermettierende Auspuffströme. Damit war der Weg frei, wieder vernünftige Konstruktionen anzugehen.
1983 war ich bereits als Fahrzeugingenieur tätig. Die Autos aus den 1960er Jahren waren noch häufig auf den Strassen und in der Werkstatt anzutreffen. Heute arbeite ich noch als freier Berater für Oldtimer.
Die Geschichte der Abgasvorschriften ist ein Teil meiner persönlichen Biographie.
Es grüsst Dich aus der Schweiz
Tellensohn
Wie schnell schafft es ein Cadillac Coupe DeVille (1966) von 0 auf 100?
Werksangaben dürften sich nicht mehr finden lassen. Man kann aber schwer davon ausgehen, dass das maximale Beschleunigungsvermögen angesichts der Masse und der Leistung dieser Fahrzeuge auffällig schwach ausfällt. Hauptgrund: Ineffiziente Getriebe. Bedenke: Damals waren 3, - und 4 - Stufen - Automaten üblich, teilweise sogar noch mit nur 2 Stufen, letztere könnte man genauso gut auch schlicht als "Ölschläger" bezeichnen, einfach deswegen, weil die meiste Energie im Getriebeöl im Drehmomentwandler in nutzlose Wärme draufgeht, Wandlerüberbrückungskupplungen waren damals auch selten oder gar nicht erhältlich. Das muss sich zwangsläufig auf die Längsdynamik auswirken.
100 mph oder 100 Km/h???
Außerdem kommt das auch darauf an, was für ein Motor drin ist.
Für den in dem Bild habe ich mal eine Anhängerkupplung gebaut und eingebaut. Der hatte einen 5,7 Liter V8 mit rund 150 PS Aber bei dem Durst und dem Gewicht von der Kiste, willst gar nicht so schnell fahren.
Der ist übrigens von 1959
Der hatte einen 5,7 Liter V8 mit rund 150 PS...
Hallo "Experte", der gezeigte Jahrgang des Cadillac leistete bis zu 340 PS, was in der damaligen Zeit einer Rakete glich.
Ja, BIS ZU.... Hab im Moment einen 77 Oldsmobile Cutlass Salon da stehen. Mit 350CUI (5,7 Liter) 163 Ps. So steht´s in den Papieren...
Ist genau das gleiche wie in dem Video: https://youtu.be/O5WzeLR0qZs
Dann hast Du offenbar eine aufgrund der Ölkrise gedrosselte Version.
Das kann sein. Denn ab 1978 gab es die dann auch mit kleineren Motoren mit 3,8 Liter V6 und 4,3 Liter V8..... Also ein Übergangsmodell. Denn die Maschine mit 160 HP hatte eigentlich nur 5 Liter...
Mit so einem Auto fährt man in Schrittgeschwindigkeit durch die Stadt!
Übertreib´ mal nicht, auch ein Big Block reißt im Leerlauf noch lange nicht seine volle Leistung, zumal die zeitgenössischerweise mit nur rund 70 Nm/l, maximal 80 Nm/l, bezogen auf den Hubraum, eher schwach bestückt waren.