Wie schmeckt man die Aromen von Whiskys?

3 Antworten

Üben, üben, üben...

darkhouse und hologence haben schon sehr kompetent geantwortet. Möcte trotzdem noch meinen Senf (mit Whisky) dazu geben.

Aus meiner Sicht: Viele verschiedene Whisk(e)ys probieren. Das kann (und sollte bisweilen auch) mit Konzept geschehen.

Beispiele:

  • Whiskys mit reiner Bourbonfassreifung. Verschiedene Brennereien, selbes Alter.
  • Alt gegen jung.
  • "Vertical Tasting" der verfügbaren Abfüllungen verschiedenen Alters und verschiedener Fassreifungen derselben Brennerei (Ziel: Brennereicharakter erkennen lernen).
  • Sherry-, Port-, Madeira gereifte Whiskys probieren.
  • Speyside, Highlands, Inselwhisky, Lowlands, Campbeltown, Schwedische, Französische, Deutsche, Taiwanesische....
  • Rauchige probieren.
  • Single Grains probieren.
  • etc...

Dazu ein Tasting-Wheel zur Hand nehmen.

Wer sich ein wenig auskennt, der weiß, dass es bei vielen Händlern Samples zu kaufen gibt, dass es z.B. WhatsApp Gruppen gibt, wo sich Whiskyfreunde gegenseitig mit Proben zum Selbstkostenpreis versorgen, der kennt z.B. flaschenteilungen.de oder Anbieter, die Proben kommerziell vertreiben (z.B. Simple Sample). Das spart viel Geld.

Zu guten, angeleiteten Tastings gehen. Sich erstmal nicht durch die dort meist begleitend zur Verfügung gestellten Tasting Notes beeinflussen lassen, sondern selbst probieren. Austausch mit anderen finde ich auch sehr hilfreich. Dabei wird Dir dann auffallen, dass Du einerseits teilweise andern Dinge schmeckst als die anderen am Tisch und dass Dein Geschmacksempfinden sich durch das beeinflussen lässt, was die andern sagen (und was in den Tasting Notes steht).

Ich halte es auch für ein gutes Mittel, Tasting Videos anzusehen. Am besten mit demselben Whisky im Glas. Dann Vergleich, was man selbst riecht und schmeckt und was im Video gesagt wird. Mein Favorit bei YouTube ist eindeutig Ralfy (engl. Sprachkenntnisse erforderlich).

Zu Messen gehen, sich auch theoretisch mit dem Thema beschäftigen, Brennereien, unabhängige Abfüller und deren Besonderheiten kennen.

Vielleicht einen Online-Kurs machen. Beispiel: https://www.edinburghwhiskyacademy.com/courses/certificate-in-scotch-whisky

Das richtige Glas nutzen, bzw. mehrere zu Hause haben und ausprobieren, wie der Whisk(e)y aus verschiedenen Gläsern unterschiedlich duftet und schmeckt.

Grundsätzlich mit offenen Sinnen durch die Welt gehen: Wie riecht die Welt, wie riecht der Wald im Frühjahr, zur Pilzzeit, wie riecht es in der Stadt, in den Feldern zu unterschidlichen Jahreszeiten.... Selbst kochen und vielfältig zu würzen hilft ebenfalls, die Sinne zu schärfen. Ich habe einen,d er schmeckt deutlich nach Quitte. Würde ich Quitte nicht kennen, käme ich nicht drauf. Ich hatte einen aus Wales, der hatte eine intensive erdige Note von Roter Bete beim Nosing. Die Vielfalt ist enorm.

Ich habe geschätzt um die 750 Whiskys probiert und im Grunde öffnet jeder neue wieder neue Türen.

Ich muss dir sagen, dass ich schon sehr lange Whisky im Sinne des Hochgenusses trinke. Ich kann gewisse Grundstrukturen herausschmecken, also z. B. einen Rauchigen oder Trockenem von einem Süßen oder Rauchlosen oder einen Schotten von einem Bourbon unterscheiden. Und ich weiß, worauf ich Wert lege (Nase, Vollmundigkeit, Abgang, Vielschichtigkeit). Auch kann ich sehr deutliche Noten schmecken, wie Vanille und Karamell bei Bourbon (eher sehr selten), oder Fruchtigkeit (Sherry/Port-Fass) und Honigsüße (z. B. Aberfeldy). Aber wenn es dann ans Eingemachte geht wie "ja, jetzt kommen da noch Walnüsse mit einem Hauch von Ananas" oder "Pflaume, nein, doch eher reifer Apfel mit dem Aroma eines frisch eingerittenen Ledersattels" oder "das ist eher so ein phenolischer Rauch, wie im Krankenhaus, nicht der vom Schinkenräuchern, bisschen wie Asche eines Lagerfeuers" usw. Da bin ich raus! Ich habe das jahrelang versucht, mit parallel angeschauten Verkostungsvideos. Das einzige, was ich auf diese Weise mal nachempfinden konnte, war reife Banane beim Laphroaig Quarter Cask. haben die mittlerweile übrigens nicht mehr. Auch ist das Aromenriechen sehr formabhängig, auch tageszeitabhängig.

Aber sei's drum. Wenn du Aromen lernen willst, kannst du dir eine entsprechende Verkostung schon mal leisten. Da werden diese Grundaromen besprochen, wie Süße, Früchte, Kräuter, Holz, Zitrus, Rauch etc. - aber auch Konsistenz (ölig), Alkoholgehalt, Lagerung. Das kann man sich dann durchaus "antrainieren".

Wichtig ist, viel (maßvoll) probieren, seine Favoriten herausfinden und eben auf Platz eins: Was dir einfach am besten schmeckt.

Oder auch das Video ansehen und parallel verkosten und nachvollziehen (versuchen). Obwohl da auch wieder jeder Verkoster im Video anders empfindet.

kleine Mengen mit etwas Wasser aus Glencairn-Gläsern (nicht aus Tumbler-Eimern) schlürfen (immer nur so viel wie auf die Zunge passt, immer so lange auf der Zunge lassen, bis das Aroma sich in seiner ganzen Komplexität entfaltet hat, dabei das Atmen nicht vergessen). Ich würde weiterhin empfehlen, Whisky nicht in lauter Gesellschaft zu trinken, sondern allein, in aller Stille, damit sich die ganze Psyche ungestört mit Schottland füllen kann.