Wie reagieren, wenn man Fremde weinen sieht/hört?
Ich bin, so sagt es mir zumindest mein Umfeld nach, ein scheinbar sehr aufmerksamer, sensibler Mensch, der schneller mitbekommt als Andere, wenn es einem Menschen schlecht geht. Bei Freunden oder wenigstens Bekannten ist die Nachfrage nach ihrem Befinden ein Leichtes und kommt mir auch oft von den Lippen. Aber immer wieder bemerke ich in der Stadt, am Bahnhof oder im Zug Menschen, denen es offensichtlich nicht gut geht und ich weiß einfach nicht, wie ich auf diese reagieren soll.
Ich bin wirklich niemand, der gerne wegsieht. Es passiert schon genug Scheiße, weil das die Grundmentalität zu sein scheint ... Sollte ich sie ansprechen? Einfach fragen, ob man helfen kann oder wirkt das neugierig und aufdringlich? Ich persönlich helfe zum Beispiel sehr gerne, nehme aber ungern Hilfe an und fände es unangenehm, wenn mich jemand auf mein Weinen oder Ähnliches ansprechen würde.
12 Antworten
Ich denke du hast genug Empathie um die gegebene jeweilige Situation einschätzen zu können.
Daher sehe ich kein Problem darin, die betroffene Person an zu sprechen und zu fragen ob du ihr helfen kannst. Mehr als ja oder nein sagen kann sie nicht.
Und dann wirst du entsprechend auf ihre Antwort eingehen. Wenn sie ja sagt wirst du dich ihr annehmen. Und wenn sie nein sagt verabschiedest du dich von ihr.
Ich denke so kommst du mit deinen Einstellungen besser klar. Denn du würdest es dir nie verzeihen wenn du hinter her etwas in der Zeitung liest, oder etwas hörst und sagst dir dann: "Und ich habe nicht gefragt".
Einige Antworten hier hatten den Tenor "Gefühle gehören nicht in die Öffentlichkeit".
Ich frage mich warum? Fühlt sich die Öffentlichkeit dadurch belästigt? Dann ist es ihr Problem. Dann muss sie lernen damit umgehen zu können.
Ich halte diese Aussage nicht für richtig.. Ähnlich wie die Aussage (die auch mit Gefühlen zu tun hat) "Ein Mann weint nicht". Oder "Ein Junge weint nicht".
Ich sage im Gegenteil. Ein Mann der weint ist stark. Denn er ist in der Lage seine Gefühle zu zeigen. Gegenüber anderen die sie lieber verbergen.
" Ich bin wirklich niemand, der gerne wegsieht. Es passiert schon genug Scheiße, weil das die Grundmentalität zu sein scheint ... Sollte ich sie ansprechen? Einfach fragen, ob man helfen kann oder wirkt das neugierig und aufdringlich? Ich persönlich helfe zum Beispiel sehr gerne, nehme aber ungern Hilfe an und fände es unangenehm, wenn mich jemand auf mein Weinen oder Ähnliches ansprechen würde."
Das ist eine gute menschliche Eigenschaft, hinzuschauen und das Leid anderer wahrzunehmen - und wirklich zu helfen - nicht nur helfen zu wollen - um sein Gewissen zu beruhigen - und schnell aufzugeben - wenn man Widerstände spürt.
Es ist zwar nicht ganz einfach, Menschen anzusprechen - aber wenn man helfen möchte - geht es halt nicht anders - und ich würde mir keine Gedanken darüber machen - wie das nun wirkt.
Man muss sich auch ein bisschen in die Lage des vllt. Hilfsbedürftigen versetzen: Natürlich ist es nicht angenehm wenn man Kummer und Sorgen oder Schmerzen etc. hat - und viele haben auch noch Probleme oder Angst - wenn sie darauf angesprochen werden - aber wenn man wirklich helfen will - sollte man auch diese Hürde nehmen.
Wenn dann die ersten Widerstände geschmolzen sind - und jemand Vertrauen gefasst hat - ist er i.d.R. froh über das Gespräch bzw. die angebotene Hilfe - auch wenn er sie vllt. nicht annimmt..
Alles Gute!
Da würde ich an Deiner Stelle ohne Hemmungen auf die Person zugehen und fragen: geht es ihnen nicht gut, kann ich ihnen vielleicht helfen?
. Kompliment für einwandfreies Deutsch.
Hallo,
das erinnert mich sehr an meine Frau. Auch sie ist sehr sensibel und vor allem sehr nah am Wasser gebaut. Wenn es anderen Menschen in ihrem Umfeld schlecht geht, möchte sie immer helfen. Genau das ist aber nun mal nicht möglich.
Darum hat sie sich eine ehrenamtliche Tätigkeit gesucht. Sie gibt Rentnern die im betreuten Wohnen, also nicht im Altersheim, leben, Computerkurse und hilft in den täglichen kleinen Dingen.
Wenn Du so sensibel auf Deine Umwelt reagierst, solltest Du dir vielleicht etwas ähnliches suchen. Kann sich dabei ja auch um Kinder handeln. Es gibt da tausende von möglichkeiten.
Menschen wie Du oder auch meine Frau werden gebraucht. Es gibt zu wenige davon.
ich würde es an deiner stelle auf jeden fall nicht mit einem "kann ich dir helfen" oder so ner frase versuchen. ich würde erst mal sehen, ob du heraus bekommst, was die betreffende person für einen kummer hat. ein weinen IST UND BLEIBT ein schrei nach hilfe. dass viele dann ablehnen ist eine reaktion, die ich bis heute beim menschen nicht verstehe. auch ich bin schon in der lage gewesen, dass ich depresiv war, und hilfe eigendlich erst mal abgelehnt habe. warum, das weiß ich bis heute nicht.
wenn du eine wirklich gute idee hast, wie du der betreffenden person helfen kannst, dann hilf einfach. du wirst schon am bauchgefühl merken, ob es der richtige weg ist. wenn nicht, dann hör deinem freund einfach nur zu. manchmal reicht schon das. einfach dass dein freund weiß, dass jemand für dich da ist...
lg, anna