Wie Primär-und Sekundärquelle angeben?

1 Antwort

Hallo,

ich schreibe dir jetzt mal einige Beispiele, an denen ich dir zeige, wie man es richtig macht:

1. Eine normale Quellenangabe

In seinem Buch Kleopatra: Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann (Hamburg: HarperCollins, 2019) schreibt Alberto Angela auf Seite 226:

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Arsinoë, Kleopatras jüngere Schwester, entkam aus dem Palast und schloss sich den Rebellen an. Sie wurde vom Volk zur »neuen Königin Ägyptens« erklärt. Das machte die Sache noch komplizierter. Der Historiker Michael Grant schreibt: »Das war für Cäsar ein schwerer Schlag, denn es bedeutete, dass man den Krieg nicht mehr als eine Palastrevolte gegen die königliche Autorität ansehen konnte.«⁶³ Nun war er in einen Machtkampf um den ägyptischen Thron verwickelt.

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Angela zitiert hier Michael Grant, wie er sogar im Haupttext schreibt. Dementsprechend wird dieser auch als Quelle des Zitats angegeben:

⁶³ Michael Grant: Kleopatra. Eine Biografie. Bergisch Gladbach 1977, S. 105.

Würde man jetzt die Passage Grants aus Angelas Werk zitieren, müsste man sich korrekterweise das zitierte Werk Grants selbst besorgen, das Zitat an entsprechender Stelle überprüfen und dann nur diesen (Grant) als Quelle angeben. Angela würde hierbei nicht erwähnt.

2. Was ist ein „Blindzitat“?

Natürlich könnte man – vorausgesetzt, Angela hat sauber zitiert, wovon normalerweise auszugehen ist – das Zitat Grants auch einfach aus Angelas Buch übernehmen und Grant als Quelle angeben, ohne das Zitat am Original zu überprüfen. So etwas sollte man aber auf keinen Fall tun! So etwas nennt sich „Blindzitat“ und ist wissenschaftlich kein guter Stil!

3. Was macht man, wenn man ein Zitat nicht am Original überprüfen kann? – Das Sekundärzitat

Was aber ist zu tun, wenn man ein Zitat aus der Sekundärliteratur übernimmt, dieses Zitat dann am Orginal überprüfen möchte, aber das Original nicht (mehr) aufzutreiben ist, um die Quellenangabe ordnungsgemäß überprüfen zu können?

Wie das geht, kann man ebenfalls bei Angela sehen. Ein wenig später, auf den Seiten 289 f., schreibt er:

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Und so durchquert er [= Marcus Antonius] den Vorderen Orient und gelangt am Ende nach Ägypten, ein Land, das er bereits kennt und das in seinen Augen immer einen besonderen Reiz hatte. »Es war der ganz unbeschreibliche Zauber, der von den Ländern des Orients ausging (...) und am tiefsten hatten ihn das Nilland Ägypten bezaubert, wie es noch jeden Eroberer von Alexander bis hin zu Napoleon in seinen Bann geschlagen hat«, schreibt der Historiker Hermann Bengtson.⁹⁴

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Diesmal lautet die entsprechende Quellenangabe bei Angela so:

⁹⁴ Hermann Bengtson: Marcus Antonius. München 1977, zitiert nach: Joachim Brambach: Kleopatra. München 1995, S. 181.

Hier haben wir ein sogenanntes Sekundärzitat. Angela zitiert hier Hermann Bengtson, wie er wieder im Haupttext schreibt, und deswegen ist dieser wieder als Quelle des Zitats anzugeben. Nur konnte Angela das Zitat diesmal nicht am Original überprüfen. Daher zitiert er hier mit dem Zusatz zitiert nach auch die Quelle, aus der er das Zitat entnommen hat (Joachim Brambach).

Angela hat also – wissenschaftlich korrekt – nicht einfach blind zitiert, sondern Autor, Werk und Fundstelle (also die Seite) angegeben, aus der er das Zitat entnommen hat, weil er es nicht am Original überprüfen konnte.

4. Kann man sich dann nicht gleich den Aufwand sparen und statt eines Blindzitats einfach die Sekundärquelle mit angeben (Sekundärzitat)?

Ganz klare Antwort: Nein. Sekundärzitate sollten die absolute Ausnahme bleiben und sich tatsächlich auf die Quellenangaben beschränken, bei denen es einfach nicht möglich war, das Zitat am Original zu überprüfen. Meist betrifft das Zitate aus (sehr) alten Werken, die einfach nicht mehr aufzutreiben sind. Ansonsten sollte man sich wirklich immer die Mühe machen und Zitate am Original überpüfen.

Nicht nur, weil man das einfach wissenschaftlich so macht, sondern weil man hin und wieder dann doch feststellen wird, dass ein Originalzitat in der Sekundärliteratur zumindest mit der falschen Seitenzahl angegeben wurde, sodass man diese in der eigenen wissenschaftlichen Arbeit berichtigen kann. Das kommt schon ab und zu mal vor.

5. Zwischenfazit

Sofern du nicht auf ein Sekundärzitat zurückgreifen musst, weil du ein aus der Sekundärliteratur entnommenes Zitat nicht am Original überprüfen kannst, wird immer nur die Originalquelle angegeben; die Sekundärquelle hingegen jedoch nicht.

6. Was wenn ich eine (längere) Passage zitieren muss, in der noch eine andere Quelle zitiert wird? – Das Zitat im Zitat

Das sollte man eigentlich nicht tun. Grundsätzlich muss immer ganz klar nachvollziehbar sein, welcher Gedanke woher stammt. Zitiere daher zunächst den einen Gedanken mit einer eigenen Quellenangabe und dann den anderen mit einer anderen Quellenangabe. Wenn es sich nicht vermeiden lässt und du ein Zitat im Zitat angeben musst, dann gib das Zitat im Zitat als eigene Fußnote an, aber vermische nicht beide in einer Fußnote. Ich zeige es dir hier nochmal anhand der oben bereits zitierten Passage aus Angelas Buch auf Seite 226, nur diesmal mit normalen, doppelten Anführungszeichen (beim Zitat im Zitat werden die doppelten Anführungszeichen übrigens zu einfachen Anführungszeichen):

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„Arsinoë, Kleopatras jüngere Schwester, entkam aus dem Palast und schloss sich den Rebellen an. Sie wurde vom Volk zur ‚neuen Königin Ägyptens’ erklärt. Das machte die Sache noch komplizierter. Der Historiker Michael Grant schreibt: ‚Das war für Cäsar ein schwerer Schlag, denn es bedeutete, dass man den Krieg nicht mehr als eine Palastrevolte gegen die königliche Autorität ansehen konnte.’¹ Nun war er in einen Machtkampf um den ägyptischen Thron verwickelt.“²

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So würden die Quellenangaben aussehen:

¹ Michael Grant: Kleopatra. Eine Biografie. Bergisch Gladbach 1977, S. 105.
² Alberto Angela: Kleopatra. Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann. Hamburg 2019, S. 226.

Ich hoffe, das hilft und ich konnte mich verständlich ausdrücken. Eine Rückmeldung wäre nett und melde dich bitte bei Fragen!

Gruß, BerchGerch

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung