Wie merkt man,daß man sich im falschen Körper fühlt?

3 Antworten

Durch die eigenen Gefühle, die Selbstwahrnehmung. Meinetwegen auch durch Träume.

Manche Leute fühlen sich jedes mal, wenn sie mit dem Falschen Pronomen betitelt werden, als ob sie physisch verletzt worden wären.

Bei anderen Hingegen ist es wie ein scheichender kriechender Prozess. Sie fühlen sich unwohl, sehen im Spiegel immermehr eine fremde Person, ihr eigener Köper entwächst ihnen. Es entwickeln sich Dysphorien und ein unbekannter undefinierbarer Hass gegen ein unbekanntes Ziel.

Man fühlt sich wie eine Unbeteiligte Person nach einer Weile. Man fühlt sich wie in einer Realityshow. Als ob die Kamera immer aus der Perspektive der Hauptrolle wäre. Als ob man lediglich ein Zuschauer in einer fremden Person wäre, ein Beobachter.

Jedes mal, wenn man eine Erinnerung hat, ist es, als ob man sich selbst aus der dritten Perspektive sehen würde. Auch, wenn man träumt. Aber in Träumen sieht man die Person nicht richtig, alles ist leicht verschwommen und obwohl man eigentlich nichts erkennen dürfte weiß man, das diese Person man selber ist.

Man denkt immer wieder darüber nach, wenn man einmal die Idee hatte, das man Transsexuell sein könnte. Egal, welche Meinung man dazu hat. Die Gedanken driften immer wieder dahin ab, du kannst dich seltener Konzentrieren, du nimmst dich selbst, deine Aktionen bewusster wahr. Du beobachtest mehr, ziehst dich zurück, wie ein Tier, dass sich an ein unbekanntes Ziel heranpirscht.

Du fühlst dich angreifbar und verletzlich und aus Angst, jemand könnte diese Schwachstelle, diese Wunde entdecken bist du gereizter. Du greifst andere an in der Angst, selbst angegriffen zu werden. Du beleidigst die Personen, die dir am nähsten Stehen, deine Eltern, deine Geschwister, sogar deine engsten Freunde.

Dein Verhalten ändert sich, du versuchst dein Aussehen mehr zu kontrollieren, dich hinter einer Maske zu verstecken. Du denkst mehr darüber nach, wie dein Verhalten und Aussehen auf andere Wirkt, welchen Eindruck du hinterlässt.

Entweder du ziehst dich immermehr in Klischees zurück, trägst vermehrt Kleider, Schminke, Nagellack. Oder du stellst dich dagegen. Wehrst dich gegen die Klischees, Gelst deine Haare (Weil sie dir im Gesicht hängen würden...), Klaust die Klamotten deiner Brüder (Weil sie bequemer wären...), sagst Schüler, statt Schülerin, Praktikant, statt Praktikantin, Kind, statt Tochter (Einfach weils geht...).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Whovian2005  16.10.2019, 00:50

Sorry, ich habs etwas übertrieben.

Passiert mir leider viel zu oft. Horch einfach in dich hinein, irgendwann weißt du es. Oder falls du für nen Freund fragst: Nimm mich bloß nicht als Parade-Beispiel! Bzw. Meine Kommentare. Jeder hat ne eigene Geschichte und meine ist ganz eigen.

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Unwichtig551  21.01.2024, 16:51

Das hat mir geholfen. Danke.

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Hey,

ich glaube pauschale „Anzeichen“ dazu wirst du hier nicht lesen. Wenn du betroffen bist, weißt du es tief in deinem Inneren, und natürlich leidest du dadurch, dass deine eigentliche Identität von deiner äußeren Erscheinung abweicht und nicht mit den körperlichen Merkmalen deiner Hülle übereinstimmt - aber vor allem darunter, dass du, egal wo du hinkommst, in die Schule, zur Arbeit, etc - immer mit der falschen Anrede angesprochen wirst, dass für dich ein Name gewählt wurde mit dem du dich nicht identifizieren kannst und dass du in deiner eigenen Entwicklung und Entfaltung deiner Persönlichkeit massiv gehemmt wirst.

Wichtig ist an der Stelle vielleicht auch, dass es nicht primär um eine „Geschlechtsumwandlung“ geht, denn das Geschlecht des betroffenen Individuums ist, was er fühlt. Man kann die Hülle anpassen, aber was Geschlechter betrifft gibt es nicht nur schwarz und weiß, es gibt so viele verschiedene, teilweise nur geringfügig voneinander abweichende Geschlechter.
Vielen Betroffenen geht es auch primär darum, sein zu dürfen wer sie sind - inkl. Namensänderung auf allen amtlichen Dokumenten, und das ist in unserem Bürokratie-Dschungel leider ein langer, harter Weg. Eine angleichende OP ist da oft sekundär und wird auch gar nicht von allen betroffenen erwünscht.

Auch meinerseits gilt natürlich, dass ich niemanden angreifen möchte falls ich nicht die korrekten Worte gewählt habe - ich möchte niemanden diskriminieren, bin aber leider noch nicht so gut darin, das in die richtigen Worte zu fassen - aber ich lerne!

Fentyfenty 
Fragesteller
 16.10.2019, 01:34

Nein ich bin nicht betroffen.Das ist bloß eine Frage die ich mir allgemein oft Stelle.Trotzdem Danke für Deine Antwort 😊n

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Das ist größtenteils ein ganz individueller Prozess, „Betroffene“ erleben das von Person zu Person unterschiedlich.

Bei manchen ist es stärker, bei manchen nur ganz leicht. Manche leiden sehr stark darunter und können anfangs nur schwer ein reguläres Leben führen, weil sie so leiden, manche kommen ganz gut durch. Manche bemerken das bereits in jungen Jahren, manche verdrängen es jahrelang und lassen die Gefühle erst spät zu.

Weil jeder es so verschieden erlebt, fällt es mir immer schwer eine ansatzweise allgemeingültige Beschreibung zu finden - ich glaube die gibt es gar nicht wirklich. Ich versuche das dennoch mal ein bisschen aufzuführen.

Für manche beginnt es schon in sehr jungen Jahren. Sie werden als ihr biologisches Geschlecht großgezogen und behandelt, haben aber tief im inneren das Gefühl dem anderen Geschlecht zuzugehören und verstehen wirklich nicht, wieso sie bspw als Mädchen behandelt werden.

Die meisten bemerken es aber vermutlich mit dem eintreten der Pubertät, weil hier die Unterschiede zwischen den Geschlechtern erst wirklich stark bemerkbar werden. Der Körper verändert sich in eine Richtung, die sich einfach nicht richtig anfühlt. Häufige Beschreibungen die bezogen auf den eigenen Körper genannt werden sind bspw Ekel, Hass oder Ablehnung (häufig Dysphorie genannt). Das geht dann meist mit dem Wunsch nach dem gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen einher.

Unsere Gesellschaft behandelt Männer und Frauen ja nun mal auch verschieden, das ist auch meist ein wichtiger Punkt an dem „Betroffene“ das Problem bemerken. Das fängt schon damit an, wenn du morgens beim Bäcker mit „Frau“ (oder dem Gegenteil) angesprochen wirst, da machen sich nicht selten auch negative Gefühle breit. Man wünscht sich sehr stark, dass die Gesellschaft dich auch so wahrnimmt, wie du dich eigentlich im inneren fühlst. Der Geburtsname ist auch häufig eine kritische Sache. Viele empfinden auch hier, dass dieser einfach nicht passt und empfinden es quasi als Hohn, damit angesprochen zu werden.

Manchmal beschreibe ich es auch einfach als tiefsitzendes Gefühl, welches man wirklich einfach ganz tief in sich trägt. Es lässt sich nicht ignorieren und drängt sich immer wieder auf und sehnt sich nach Angleichung, dass der Körper und die Rolle in der Gesellschaft dich endlich so wahrnimmt, wie du dich selbst siehst.

Es ist wirklich kompliziert zu beschreiben, ich glaube auch, dass es kein vergleichbares Gefühl gibt.

Wenn du dich dafür interessierst empfehle ich dir diese Doku: https://youtu.be/141CcfynjuM Dort wird das Thema meiner Meinung nach gut behandelt.