Wie lang braucht man wirklich um Klavier spielen zu können?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
schnell die Noten zu lesen (richtig schnell) und dann die entsprechenden Noten zu spielen (natürlich auch richtig schnell).

Wenn dem denn so wäre, dann hättest du recht und man müsse einfach nur ein paar Wochen fleißig üben. Du nutzt allerdings nahezu wortwörtlich eine Gleichsetzung, die unter Laien sehr beliebt ist, mit der Realität allerdings nichts zu tun hat. Nämlich, dass die Definition von Klavierspielen die "richtige Taste zur richtigen Zeit drücken" ist. Damit kommt man jedoch nicht weit, in deiner oben stehenden Auflistung bestenfalls bis zu den "einfachen Stücken", und die werden so auch nicht sonderlich gut klingen.

Klavier spielt man aus dem Oberkörper. Die Steuerung übernimmt dabei logischerweise das Gehirn. Dieses setzt das mit den Augen erfasst Notenbild um in Bewegungen, die von Schulter und Oberarm ausgehen. Der so produzierte Klang wiederum löst über das Hören die nötigen Korrekturen aus, die das Gehirn wiederum veranlasst, um diese Bewegungen nachzujustieren. Das Drücken der Tasten ist letzten Endes nur Angelegenheit der einzelnen Finger, die lediglich das letzte Stück Detailarbeit dieser Motorik sind.

Diesen Prozess zu erlernen ist die einzige Möglichkeit, großer technischer Hürden, die in der anspruchsvollen Literatur gefordert sind, Herr zu werden. Das Lesen der Noten und das schnelle Drücken der Tasten ist dabei ein geringes Problem. Und einen solchen Prozess erlernt man nicht mal eben mit etwas Üben. Es erfordert eine professionelle Anleitung, es erfordert Fleiß, effektives (!) Üben, Zeit und Geduld und das über einen Zeitraum von vielen Jahren, je nach vorhandener Begabung bis hin zu Jahrzehnten.

Deine Frage ist also (wie bereits hier schon beantwortet) so gar nicht zu lösen, da die Antwort einfach von viel zu vielen Faktoren abhängt. Wenn du ein Neueinsteiger bist, der über eine ganz gewöhnliche, durchschnittliche Begabung verfügt, ist es durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen, dass du die "schweren" und erst recht die "schwersten" (um dich zu zitieren) Stücke niemals in deinem Leben spielen können wirst. Davon sollte man als Anfänger jedenfalls sicherheitshalber ausgehen, um eine potentielle Enttäuschung möglichst gering zu halten. Es ist daher auch der falsche Ansatz, um mit dem Klavierspiel zu beginnen. Zuvorderst steht der Wille, Wohlklänge zu produzieren. Ein endgültiges "Ziel" ist außer Acht zu lassen, dafür gibt es Gesellschaftsspiele. Beim Musizieren gibt es kein Ziel, der sprichwörtliche Weg ist das Ziel. Wenn du anfängst um ein bestimmtes Klavierkonzert X zu spielen, brauchst du im Grunde gar nicht erst anzufangen. Das Ziel zu erreichen ist unwahrscheinlich und die Arbeitsweise dahingehend wird nur frustrierend.

lg und viel Erfolg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung seit über dreißig Jahren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vladimir_Horowitz

Horowitz sagte mal, er müsse mit über 80 auch noch lernen & das war ein sehr guter Pianist

jeremysilmaniii 
Fragesteller
 03.09.2022, 14:24

Ich weiß, dass man natürlich sich sein ganzes Leben lang verbessern kann und wahrscheinlich auch muss, wenn man es als Beruf ausüben möchte. Mir geht es aber einfach nur darum, dass ich (im Prinzip) jedes Stück gut (ohne große Fehler) vom Blatt spielen kann.

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Hmm. Dass kommt natürlich auch auf den Lehrer an bei dem du Klavier spielen lernst.Meistens lernt dir der Lehrer einen Ton nach dem anderen, wenn er der Meinung ist dass du gut genug bist macht der mit der nächsten Übung weiter. Also meiner Meinung nach gibt es da keine spezielle Zeit.
Ich hoffe ich konnte dir helfen ☺️

Woher ich das weiß:Hobby

Man fängt nicht an Klavier zu spielen um irgendwann fertig zu sein! Man spielt und spielt und freut sich über einen Fortschritt und hat Spaß. Fertig ist man nie!

jeremysilmaniii 
Fragesteller
 03.09.2022, 14:28

Ich weiß, dass man vor allem bei Kleinigkeiten sich immer verbessern kann. Mir geht es nur um die Zeit von jetzt (8-9 Jahre Klaviererfahrung) zu dem Punkt zu kommen, wo man jedes Stück vom Blatt spielen kann. Von da an macht das Spielen nämlich noch viel mehr Spaß.

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jeremysilmaniii 
Fragesteller
 03.09.2022, 14:31

***Im Prinzip jedes Stück vom Blatt***

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StefanAumueller  03.09.2022, 14:36
@jeremysilmaniii

Das wird nichts. Es gibt so schwere Stücke, dass du das vielleicht nie schaffen wirst. Wenn für dich die Zeit eine Rolle spielt fang lieber gar nicht erst an.

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Vom Blatt spielen können ist eine eigene Begabung, ähnlich wie das absolute Gehör, und kann durch das Üben nicht wesentlich gefördert werden. Besser ist, erarbeitete Stücke auswendig zu lernen, denn dann gibt es kein Umblättern und Stocken, keine Verlegenheit, wenn man, zB eingeladen, keine Noten bei der Hand hat; und durch das Spielen ohne Lesen verbessert sich auch der Ausdruck, weil Du Dir besser zuhören kannst, freier agierst.