Wie läuft eine Depression ab?

5 Antworten

Bei Depressionen gibt es keinen "Standartverlauf". Es gibt Depressionen die beginnen wie auf Knopfdruck und solche die sich langsam in das Leben des Betroffenen einschleichen. Es gibt Depressionen die starken Schwankungen unterworfen sind (manchmal ist es ansatzweise erträglich, manchmal fast nicht auszuhalten) und solche die relativ monoton verlaufen. Es gibt Depressionen die vergleichsweise rasch wieder vorübergehen bis hin zu solchen die zum chronischen Problem werden. Es gibt Menschen die auf herkömmliche Behandlungsmethoden (Psychotherapie, Medikamente etc.) ansprechen, doch auch viele die es nicht tun.

Falls es dich interessiert noch einige wissenschaftliche (aber verständliche formulierte) Ausführungen...

Es gibt nicht die Depression. Eine Depression ist das gemeinsame Auftreten gewisser definierter Beschwerden. Die offiziellen Diagnosekriterien nach dem Verzeichnis ICD-10 (welches u.a. auch hierzulande gilt) verdeutlicht dies relativ klar.

Bei Depressionen wird gemäss ICD-10 zwischen 3 Haupt- und 7 Nebensymptomen unterschieden. Diese Symptome müssen in klinischer Relevanz (ausreichender Stärke) für mindestens 2 Wochen dauerhaft vorhanden sein, bevor man von einer Depression spricht. Je nach Anzahl und Ausgeprägtheit werden Depressionen in „leicht“, „mittelgradig“ oder „schwer“ eingeteilt.

  • Leichte Depression: mind. 2 Haupt- und 2 Nebensymptome. Der betroffene Patient ist im Allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage, die meisten Aktivitäten fortzusetzen.
  • Mittelgradige Depression: mind. 2 Haupt- und 3-4 Nebensymptome. Der betroffene Patient hat meist grosse Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen.
  • Schwere Depression: 3 Haupt- und 5 oder mehr Nebensymptome. Der betroffene Patient ist nicht im Stande, alltäglichen Aktivitäten nachzugehen.

Hauptsymptome gemäss ICD-10 sind:

  • Depressive Stimmung, in einem für die Betroffenen deutlich ungewöhnlichen Ausmass, die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag, im Wesentlichen unbeeinflusst von den Umständen
  • Interessens- und Freudeverlust an Aktivitäten, die normalerweise angenehm waren
  • Verminderter Antrieb und/oder erhöhte Ermüdbarkeit

Nebensymptome gemäss ICD-10:

  • Verlust des Selbstvertrauens oder Selbstwertgefühls
  • Unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid sowie suizidales Verhalten
  • Klagen über oder Nachweis eines verminderten Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
  • Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung (subjektiv oder objektiv)
  • Schlafstörungen jeder Art
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit mit entsprechender Gewichtsveränderung

Patienten erwähnen ebenfalls eine Vielzahl anderer Symptome, welche hier nicht aufgeführt sind. Dazu gehören vor allem Hoffnungslosigkeit, negatives Denken/Gedankenkreisen, Unwirklichkeits-/Entfremdungsgefühle (Depersonalisation/Derealisation), sexuelles Desinteresse, selbstverletzendes Verhalten (SVV) und körperliche Beschwerden (z.B. Schmerzen).

Sehr grob lassen sich Depressionen in folgende Verlaufsmodelle kategorisieren:

Depressive Episode: Als eine depressive Episode bezeichnet man auch die „klassische“ Depression bzw. eine einmalige depressive Phase. Meistens haben die Betroffenen selbst bis zu diesem Zeitpunkt keine Erfahrungen mit Depressionen oder diese liegen bereits länger zurück. Die Dauer einer depressiven Episode beträgt im Durchschnitt 6 Monate ohne Behandlung. Mit einer Behandlung ev. kürzer (z.B. bei Ansprechen auf ein Medikament). Dies sagt jedoch nichts über den Einzelfall aus. Es gibt Menschen, die leiden markant länger oder kürzer an dieser Form der Depression (zwischen 3 Wochen und 2 Jahre). Nach erfolgreicher Therapie verschwinden die Symptome gänzlich und der Patient kann sein Leben ohne grössere Einschränkungen weiterführen. Zu einem Rückfall kommt es nicht oder nur in sehr grossen Zeitabständen.

Rezidivierende Depression: Rezidivierende Depressionen sind zyklisch immer wiederkehrende depressive Episoden. Die symptomfreie Zeit zwischen diesen Schüben ist unterschiedlich lang. Im Durchschnitt beträgt sie 4-6 Jahre. Rezidivierende Depressionen sind die häufigste Form der Erkrankung (über 50%). Meist wird versucht durch die kontinuierliche Einnahme von Medikamenten (vor allem Antidepressiva und Phasenprophylaktika bzw. Mood-Stabilizer) einen Rückfall zu verhindern. Dies bedeutet folglich, dass viele Menschen mit einer rezidivierenden Depression ihr Leben lang Medikamente einnehmen müssen, also auch dann, wenn sie symptomfrei sind. Zudem soll eine intensive Psychotherapie helfen den Patienten zu stabilisieren.

Dysthymie und double depression: Eine Dysthymie bezeichnet eine chronische Depression welche auf leichtem bis mittelschwerem Niveau verläuft. Anders als bei der rezidivierenden Depression hat der Patient keine symptomfreien “Phasen”. Die Behandlung einer Dysthymie bzw. einer chronischen Depression gilt als schwierig (aber nicht unmöglich), nicht zuletzt, da die Patienten meist pharmakotherapieresistent sind (also nicht auf Medikamente ansprechen). Von einer Dysthymie spricht man in der Regel erst, wenn die Depression mindestens zwei Jahre oder länger andauert. Wenn zusätzlich zur Dysthymie noch Episoden hinzukommen, bei denen der Patient zeitweise mittelgradige bis schwere Symptome aufweist, spricht man von einer sogenannten „double depression“ (dt. „Doppeldepression“ bzw. einer Dysthymie plus einer rezidivierenden Depression). Diese Form der Depression ist eine Tatsache, wird im ICD-10 jedoch nicht spezifisch erwähnt.

Hinweis: Bei schweren depressiven Episoden (ob einmalig verlaufend oder rezidiv) kann es zusätzlich zu psychotischen Symptomen kommen.

Melli2005  10.04.2020, 21:10

Ich habe ein Hauptsymptom und 5 nebensymptome was ist das dann?

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samm1917  11.04.2020, 09:17
@Melli2005

Es gibt auch atypische Depressionen. In einem solchen Fall werden weitere Fragebögen zur Selbstbeurteilung (BDI-II) und zur Fremdbeurteilung (HAM-D) beigezogen. Eine zuverlässige Diagnose kann dir ohnehin nur eine Fachperson (Psychiater oder Psychologe) mitteilen.

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nirei06  30.07.2020, 21:55

Ich habe 2 hauptsymptome und 4 nebensymptome was dann?

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samm1917  31.07.2020, 10:00
@nirei06

Eine fundierte Diagnose kann nur eine Fachperson (Psychiater oder Psychologe) stellen. Es kommt im Endeffekt auch nicht nur auf die Anzahl sondern auch auf die Ausprägung (Stärke) der Symptome an. Vermutlich liegst du wohl irgendwo zwischen einer mittelgradigen und einer schweren Depression, aber eben: Das kann aus der Ferne unmöglich korrekt eingeschätzt werden. Jedenfalls würde ich mich an deiner Stelle an einen Psychiater werden. Du kannst auch zunächst zu deinem Hausarzt.

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Kurdensohn401  03.11.2020, 17:04

Bullshit

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samm1917  03.11.2020, 17:23
@Kurdensohn401

Danke für deinen wertvollen und wissenschaftlich begründeten Kommentar.

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Ramboline  29.05.2021, 22:05
@samm1917

Nimm diesen User bloß nicht ernst! Mittlerweile hat er den Account „KurdischerKurde“, aber auch dort ist sein Verhalten beleidigend und vor Unwissenheit strotzend.

Mache dir, genau wie andere User mittlerweile auch, keine Gedanken über seine Beleidigungen und reagiere einfach nicht mehr. Dieser User steht bereits bei vielen Usern auf der „roten Liste“.

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Leonieee30  14.04.2021, 22:27

Ich weiß es ist lange her die Antwort aber was meinst du mit chronischen Problemen?

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samm1917  15.04.2021, 09:32
@Leonieee30

Mit chronischen Problemen ist eine behandlungsresistente Dysthimie, rezidiverende Depression oder double depression gemeint.

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Hi ThatValue919,

eine Depression ist etwas ganz gemeines. Sie kann schleichend entstehen und das über eine längerer Zeit. Und es gibt verschiedene Arten, wie sie sich zeigen kann. Es gibt schwere Formen, es gibt leichte Formen. Es gibt Formen, die von außenstehenden nicht erkannt werden.

Eine Depression kann sich zum Beispiel so zeigen: Man ist ruhiger, mehr in sich gezogen. Man wirkt eher so, als wenn man traurig wäre. Aber man kann einen normalen Alltag bewältigen. Oder man fühlt sich müde, kaputt, erledigt und hat dazu noch Schlafstörungen (Einschlaf-/Durchschlafstörungen/fühlt sich morgens nicht erholt sondern eher wie gerädert). Oder man wirkt gereizt (fast wie ein Choleriker). Oder man wirkt aggressiv und/oder wie ein brodelnder Vulkan der gleich ausbrechen könnte. Oder man hat ne Art Schwankungen von Gefühlen, gerade noch traurig, dann wütend, dann sehr gut gelaunt, dann wieder antriebslos. Oder Manisch/Depressiv: von Morgens bis Mittag übertrieben gute Laune und für den Restlichen Tag unmotiviert. Oder man liegt den ganzen Tag auf dem Sofa, starrt die ganze Zeit die Decke an, will mit Menschen gar nichts zu tun haben, nur seine Ruhe, und vom Sofa aufzustehen um aufs Klo zu gehen ist dann ein Körperlicher Kraftakt als wenn man den Mount Everest auf seinen Schultern trägt, und obwohl man 10, 15 Stunden nur die Decke angestarrt hat ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Oder man wirkt auf Freunde/Bekannte nach außen hin so als wenn gar nichts wäre (Überspielung/Vertuschung der Depression) aber innerlich sieht es völlig anders aus.

Da es verschiedene Formen der Ausdrucksweise von Depressionen gibt, ist die Depression recht heimtückisch. Und da sie auch schleichend entsteht, kann man schwer sagen, ab wann man drunter leidet und oft wissen noch nicht mal die Betroffenen selber, das sie unter einer Depression leiden und/oder litten.

Ausschlaggeben ist jedenfalls: Wenn einem nichts mehr Freude macht, noch nicht mal das liebste Hobby, und/oder man antriebslos ist und Schwierigkeiten hat den eigenen Alltag zu bewältigen und diese Phase mehr als (ich glaube) 6 Wochen ununterbrochen andauert, spätestens dann sollte man seinen Hausarzt aufsuchen. Allerdings gibt es auch Formen, die kurz auftauchen und schnell wieder verschwinden um dann später erneut aufzutauchen und wieder schnell zu verschwinden. (Vergleichbar wie mit Quartalstrinkern. 3 Monate Trocken, dann Absturz und dann wieder 3 Monate trocken) Problem dabei, da es eher schleichend passieren kann und dann wieder verschwindet, kann man auf längerer Sicht selber nicht erkennen was los ist.

Hmm... ich bin schon mal bewusst in eine Depression gerutscht.

Aus meiner Erfahrung ist die erste Phase unnormale(s) Unsicherheit/schlechtes, peinliches Gefühl in bestimmten Situationen... wenn sie wiederkehren, dann fängt man immer mehr das denken an, aus Unsicherheit werden Ängste, mehr Gedanken... man driftet immer mehr von sich ab, verliert den Fokus, die Gefühle stumpfen ab, weil man immer mehr mit denken und Ängsten beschäftigt ist... irgendwann legen sich die Ängste/Unsicherheiten aber man steckt immernoch in dem "Loch"... da wieder rauszukommen ist halt dann wieder mit viel Zeit verbunden und auch Eigeninitiative.

Das was ich jetzt erzählt habe, ging über 2 Jahre, bis ich fast wieder da war wo ich hin wollte...

Bitte nehmt euch das nur grob als Beispiel... denn jeder hat andere Umstände und andere Vorraussetzungen, uvm... Auch ich hab mich jetzt hier sparsam mitgeteilt (mit Absicht)

Aber das war u.a. eins meiner Erlebnisse zum Thema Depression.

Jana2842  02.01.2022, 13:10

Gehen die Gefühle zum Partner /in weg ?

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Es gibt phasen wo es dir gut geht aber auch phasen wo es dir scheiße geht besonders mit ritzgedanken werden diese tief phasen sehr schlimm

Du kannst symptome googlen aber am besten zu einen therapeut oder psychiater gehen der dann die depression erkennen kann und helfen kann

Wie sie abläuft ist immer unterschiedlich nicht jeder hat die gleichen Symptome mir geht es in den schlechten tief phasen dann immer schlecht bin antriebslos und unmotiviert etwas zutun und weine dann viel und denke zuviel nach ist aber bei jeden anders

Falls du welche hast und in osychatrie oder tagesklinik must es ist nicht so schlimm wie alle sagen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung