Themenspecial 31. Januar 2023
Depression (mit der Deutschen Depressionsliga)
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Warum werden Alltagsprobleme mit einer Depression gleichgesetzt?

5 Antworten

Also zuallererst muss man sagen, dass die beiden Ausdrücke "deprimiert sein" und "depressiv sein" für den Laien sehr ähnlich klingen und es alleine aufgrund dieser Ähnlichkeit zu Verwechslungen kommen kann. Deprimiert zu sein bedeutet, dass man vorübergehend schlecht drauf ist (was völlig normal ist und zum Leben dazugehört), während die Depression natürlich eine psychische Erkrankung ist, die erst nach zwei Wochen anhaltender Symptomatik überhaupt diagnostiziert werden kann.

Viele junge Menschen meinen eigentlich, dass sie deprimiert sind, wenn sie davon sprechen, dass sie Depressionen hätten. Dass sie die beiden Worte verwechseln, liegt daran, dass sie sich mit den Wortbedeutungen nie konkret auseinandergesetzt haben und das, was sie z.B. im Internet sehen und hören relativ unreflektiert aufgreifen und übernehmen. Da die Depression in Deutschland leider eine Volkskrankheit ist und es deswegen auch zurecht Aufklärungskampagnen gibt, sind das Wort "Depression" oder der Ausdruck "depressiv sein" mittlerweile bekannt und werden dann logischerweise auch genutzt, leider eben zu oft falsch, weil man sich nicht intensiv mit der Thematik Depression auseinandergesetzt hat. Die inkorrekte Nutzung oder das Falschschreiben von Wörtern ist unter Jugendlichen generell leider verbreitet (deshalb gehen sie ja auch noch zur Schule).

Aus meiner Sicht sollte man Jugendliche an Schulen generell besser über die Psyche und psychische Störungen aufklären (Psychoedukation nennt man das) und man sollte natürlich auch daran arbeiten, dass Wörter korrekt geschrieben und korrekt verwendet werden!

Zudem können viele Menschen auch einfach nicht nachvollziehen, was eine Depression ist, wie sie sich anfühlt und wie sie sich von der normalen gelegentlichen schlechten Laune oder Niedergeschlagenheit unterscheidet. Das weiß man oft erst dann, wenn man selber depressiv ist, oder mal war. So können Jugendliche auf die Idee kommen der empfundene Frust über eine missglückte Haarfärbeaktion sei tatsächlich eine Depression. Manche dramatisieren und übertreiben auch einfach gerne zu Selbstdarstellungszwecken und zu Gunsten von Aufmerksamkeit durch andere.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass der Übergang von normalem Frust, normaler schlechter Laune, normalen Zweifeln und Sorgen hin zu einer Depression, also zu einer Erkrankung der Psyche, fließend ist. Es ist nicht immer leicht zu erkennen, ob länger anhaltende Niedergeschlagenheit noch im Bereich des Normalen liegt, oder ob es sich dabei bereits um den Beginn einer Depression oder bereits um das Vorliegen einer leichten depressiven Episode handelt. Leider werden gerade junge Menschen, die an Depressionen leiden, aus verschiedenen Gründen oft nicht von ihrem sozialen Umfeld ernst genommen, was ein fataler Fehler ist. Je früher eine Depression behandelt wird (am besten mit kognitiver Verhaltenstherapie), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Heilung und eine dauerhaft gesunde Psyche.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich mag es wissenschaftlich fundiert. 📋

Auf der Diagnostikebene: ein Allgemeinarzt mit voller Praxis hat garnicht die Zeit sich lange genug mit einem Patienten zu befassen um zu klären ob der wirklich depressiv erkrankt ist oder nur rumjammert.

Auf der gesellschaftlichen Ebene: die heutige Jugend ist in vielerlei Hinsicht zu sehr verweichlicht, stellt höhere Ansprüche an das Leben im allgemeinen und übernimmt nicht die von der Psychologie geforderte Eigenverantwortung. Es ist ihnen nicht klar, dass das Leben wie ein Film ist bei dem sie selber im Regisseurstuhl sitzen! Sie lassen sich einfach treiben dann und jammern dann wenn die Dinge anders laufen als sie möchten.

Schon beim Ziele definieren haben viele Probleme. Sind die Ziele aber nicht definiert dann sind diese Menschen wie ein Kapitän auf einem Schiff der die Route nicht geplant hat. Wer sich treiben lässt landet meistens da wo er sicher NICHT hin wollte!

Woher ich das weiß:Recherche

Das Wort Depression ist in vielen Köpfen negativ „gespeichert“, so dass alles das, was als negativ angesehen wird, gleich als Depression bezeichnet wird.

Traurigkeit und deprimiert zu sein kennen viele in diesem Zusammenhang oft nicht, so dass es als Depression dargestellt und somit verwechselt wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 34 Jahren an Depression und Dysthymia erkrankt.

Das liegt wohl insbesondere an der Schnelllebigkeit und der Oberflächlichkeit, wie sie zuhauf in Sozialen Medien vorkommt. Manche sogenannte Influencer*innen stellen eine (entschuldigen Sie die Wortwahl) banale Traurigkeit, weil die Haarfarbe nicht stimmt, als Depression dar. Und am nächsten Tag lächeln sie dank Filter wieder aus ihrem Instagram-Account. Es ist Aufgabe von Eltern, aber auch den Schulen, Kinder und Jugendliche zu einem guten Umgang mit Sozialen Medien (generell mit Medien) zu erziehen. Nicht alles glauben, was man sieht und liest. Hinterfragen, wer hat da was gepostet und warum? Leider wird mit dem Wort “Depression” immer wieder fahrlässig und unachtsam umgegangen. Das ist sehr gefährlich, weil es ist nullkommanull schick, eine Depression zu haben. Oder “depressiv” wegen einer 4 zu sein. Wütend, enttäuscht, ja. Aber mit “Depression” hat das nichts zu tun. 

Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Website: https://depressionsliga.de/ oder in unserem “Leitfaden Depressionen für Betroffene und Angehörige”, den Sie kostenfrei bei uns bestellen können: https://depressionsliga.de/infothek/#bestellung 

Vielleicht haben Sie ja auch Lust, Mitglied der DepressionsLiga zu werden: https://depressionsliga.de/mitglied-werden/. Je mehr Mitglieder, desto mehr Fördergelder sind möglich und desto mehr Gehör finden wir bei Politik und Öffentlichkeit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Betroffenenorganisation & Patientenvertretung

Die wissen gar nicht, was eine schwere Depression ausmacht! Sie fragen auch keinen Psychotherapeuten danach sondern legen selbst fest:" O ja, mir geht es im Moment ziemlich mies - so das Gefühl her -,also kann nur eine Depression sein.." Ob sich das gut ausspricht, weiß ich nicht. Würde evtl.helfen, die eigenen Gedanken Revue passieren zu lassen, selbständig zu entscheiden:"Ja, ich suche mir jetzt eine sinnvolle Tätigkeit, weil mir (so als Beispiel!) das Studium nix bringt. Bin zwar schlau genug irgendwas zu studieren, aber das irgendwas ist es ja!"

Alles so Beispiele, wie ich sie im Forum gelesen habe. Gibt für kluge Leute sicher die Möglichkeit, in fast jedem Beruf sich wohl zu fühlen, aber man kann sich nicht entscheiden? Jemand aus dem Bekanntenkreis hätte irgendwo eine besser bezahlte Tätigkeit bekommen, aber versuchte, bei der Polizei an zu kommen: es funktionierte! Und dieser unbekannte jemand durchforstet das Internet nach (sagen wir mal so..) Merkwürdigkeiten! Spannend und auch im Hinterkopf: man ist Beamter, hat doch auch was für sich! Also für lesen, feststellen und entscheiden, was getan werden muss: ich war leider zu dumm um so einen Job zu bekommen, weil man einst gar nicht ahnte, dass es solche Berufsbilder je geben würde! Wer seinen Kopf immer auf Trab hält, hat 1.) kaum Zeit für Langeweile und 2.) schöne Pläne und Ziele. Gibt sicher auch Depressive, die mit sich nix anzufangen wissen, obwohl sie eben klug sind, traurig, wenn diese Depression nicht was völlig anderes ist..

Man weiß oft nicht, was mit der eigenen Psyche so los ist, da kommt es schon mal zu Fehlinterpretationen!

Man lässt es im Kopfe zu, dass seltsame Gedanken einen psychisch fertig machen? Sind NUR Gedanken, man kann sich sogar einbilden, irgendwas zu haben, und diese Krankheit hat man gar nicht?!

Woher ich das weiß:Hobby – mies oder gleich depressiv? Ist oft die Frage..