Wie läuft eine buddhistische Beerdigung ab, und wie denken Buddhisten über den Tod?

3 Antworten

Beides!

ich kann das nur als Nichiren-Buddhist beantworten: Für uns ist es schmerzlich, einen geliebten Menschen zu verlieren, und darüber trauern wir.

Andererseits freuen wir uns, dass der Verstorbene in einer Reinkarnation jetzt ein neues Leben ("neues Spiel - neues Glück") beginnen wird!

Du darfst das gerne als idiotisch bezeichnen - Ich lade auch gerne andere GF-User ein, aus ihrem Herzen keine Mördergrube zu machen, und einen solchen Glauben als idiotisch zu bezeichnen! ... wir Buddhis haben damit kein Problem! ... (im Gegensatz zu manchen anderen Religionen, deren Namen ich hier nicht nennen möchte;)

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

Kulturelles

In den verschiedenen asiatischen Ländern die vom Buddhismus geprägt sind, gibt es durch die dortige traditionellen Kulturen unterschiedliche Riten und Zeremonien.

In Tibet, wo es zum Kontakt mit der schamanischen Bön-Religion kam, gibt es also andere Vorstellungen und Zeremonien, als etwa in Japan.

Allgemein gilt ein Zeitraum von 49 Tagen nach dem Tod als eine Art "Übergang" zwischen verschiedenen Daseinsformen. In Tibet spricht man vom "Bardo" und es wird das "Bardo Thödol" als eine Art Wegbegleitung gelesen.

In Japan sind Beerdigungsriten die Haupteinnahmequelle für Tempelpriester, die auch durch die Vergabe posthumer buddhistischer Namen (Kaimyo = "Gelübde-Name") mitverdienen. Je mehr man zahlt, desto klangvoller Name und posthumer Titel.

Tatsächlich werden den buddhistischen Geistlichen in Europa meist genau diese Riten nicht beigebracht, weil hier der Schwerpunkt ihrer Arbeit ein anderer ist.

Trauer

Natürlich trauern auch Buddhisten, wenn sie Angehörige oder gute Freunde verloren haben - nur weil man in einer christlich/buddhistisch/islamisch geprägten Kultur aufwächst, bedeutet das ja auch nicht, dass man deswegen gleich religiös ist.

Persönliches

Für mich selbst ist der Tod nur die Konsequenz der Vergänglichkeit des Lebens.

Vom Moment der Geburt an, nähern wir uns mit jeder Sekunde dem Tod. Sterben kann man jederzeit und überall - durch plötzlichen Unfall, nicht erkrannte Krankheit, ein Gewaltverbrechen oder schlichtweg aufgrund des Alters - das Leben vergeht eben.

Ich selbst habe keine Angst vor dem Tod und versuche so bewusst zu leben, dass ich jederzeit dieses Leben verlassen könnte, ohne daran festzuhalten oder bedauernd ein "...aber das wollte ich noch fertig machen" zu denken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist
Shiro5 
Fragesteller
 16.12.2021, 21:21

hey, danke für deine Antwort. Leider habe ich aber noch nicht ganz verstanden, wie genau der Ablauf einer buddhistischen Beerdigung ist. Ich würde gerne in Wien auf dem Zentralfriedhof, buddhistisches Abteil beerdigt werden… was muss ich dafür genau organisieren und wie liefe das alles genau ab? Ich brauche es für mein Testament beim Notar morgen…

Ich war davon ausgegangen, dass Buddhisten sich eher freuen, weil der Verstorbene nun ein neues Leben beginnen kann, erlöst ist von jeglichen Schmerzen, und eher Party schmeißen - oder verwechsele ich da grade etwas?

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Enzylexikon  16.12.2021, 21:35
@Shiro5
was muss ich dafür genau organisieren und wie liefe das alles genau ab? Ich brauche es für mein Testament beim Notar morgen…

Zu welcher Buddhistischen Traditionslinie gehörst du denn? Gehörst du einer buddhistischen Gemeinschaft vor Ort an? Die sollten dir weiterhelfen können.

Ein buddhistisches Begräbnis wird ja in der Regel nicht einfach für jeden durchgeführt, nur weil er es "cool" findet. Der Österreichische Dachverband der Buddhisten wäre da ein Ansprechpartner.

http://www.buddhismus-austria.at/

ich war davon ausgegangen, dass Buddhisten sich eher freuen, weil der Verstorbene nun ein neues Leben beginnen kann, erlöst ist von jeglichen Schmerzen, und eher Party schmeißen - oder verwechsele ich da grade etwas?

Im Buddhismus gibt es keine ewige Seele und auch kein ewiges Paradies. Der Kreislauf der Wiedergeburten wird als leidvoll angesehen, weil man im Kreislauf feststeckt, statt endlich daraus hervorzugehen.

Ich weiß, dass in der westlichen Esoterik-Szene die Wiedergeburt eher als spannendes Abenteuer gesehen wird, aber das entspricht eben nicht der traditionellen buddhistischen Ansicht von Wiedergeburt.

Jede der traditionellen sechs Formen der Wiedergeburt (Himmelswesen, Mensch, Tier, streitsüchtiger Geist, Hungergeist, Höllenbewohner) ist lediglich eine vergängliche Phase und alle diese Wesen leiden, haben Angst und werden dann wiedergeboren.

Nur das Erwachen ("Erleuchtung") kann sie befreien.

Im Mahayana-Buddhismus, zu dem ich auch gehöre, gibt es das so genannte Bodhisattva-Gelübde. Bodhisattvas sind Wesen, die eigentlich erwachen und aus dem Kreislauf aussteigen könnten, aber aus Mitgefühl weiter wiedergeboren werden, um allen fühlenden Wesen zu helfen.

Jemand der diese Gelübde ablegt, stellt also seine eigene Befreiung hinten an, um allen anderen zu helfen. Das ist natürlich einer hoher moralischer Anspruch, weil diese Verpflichtung über den eigenen Tod hinaus wirken soll.

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Shiro5 
Fragesteller
 16.12.2021, 21:38
@Enzylexikon

Hi, mir wurde gesagt, wenn ich Buddhist sein will, muss ich mich dazu einfach nur zu bekennen. Mehr nicht. Gehöre da nichts speziellem an…

Ich hatte mich aber mein gesamtes Leben dem Buddhismus verschrieben, und würde natürlich auch gerne dementsprechend beerdigt werden…

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Enzylexikon  16.12.2021, 21:55
@Shiro5

Natürlich ist das der wesentliche Punkt - es gibt ja genug "Taufscheinchristen", die zwar Mitglied einer Kirche sind, aber keinen religiösen Geist verspüren.

Genau so kann ein "Sangha-Buddhist" auch einfach nur die Anerkennung und den Status in seiner Sangha genießen, ohne religiösen Geist zu haben.

Dennoch werden vielfach Menschen, welche die "Zufluchtnahme" im Rahmen einer Zeremonie gemacht haben, "ernster" genommen, weil sie die Anstrengungen erkennen lassen, sich unter einem Lehrer geschult zu haben.

Es gibt ja auch genug Lifestyle/Wellness/Räucherstäbchen-Buddhisten, die sich nur wegen des Wohlfühl-Faktors, oder aufgrund der asiatischen Exotik zum Buddhismus bekennen und gleichfalls keinen religiösen Geist haben.

Gerade die haben oft keine Ahnung, von den verschiedenen Formen des Buddhismus und meinen, es gäbe nur eine solche Tradition.

Aber wie schon gesagt, wende dich mit solchen Fragen am besten an den Dachverband, die wissen besser als ich, was in Österreich so vorgesehen ist.

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  • Wie läuft eine buddhistische Beerdigung ab

Mit dem Stichwort "Beerdigung" hast du ja schon eine Vorauswahl getroffen. Ich sehe hier nur noch die Möglichkeit, einen speziell buddhistischen "Trauerredner" einzusetzen. Eine vorgeschriebene oder übliche buddhistische "Beisetzung" gibt es nicht, es handelt sich jeweils um orts- und zeitübliche Gebräuche.

  • Trauern sie auch, oder sind sie eher glücklich

Wir wären keine Menschen, wenn in uns nicht entsprechende Gefühle aufkommen würden, ungeachtet dessen, daß wir im Hintergrund wissen, daß alles Entstandene irgendwann auch wieder vergehen muß.

Ein Zen-Witz (Quelle mir unbekannt) verdeutlicht dies:

Als der Zen-Meister erfahren hatte, daß sein ältester Sohn ums Leben gekommen war, weinte er bitterlich. Einer seiner Schüler wandte sich an ihn: «Warum weint ihr, Meister? Ihr lehrt doch, daß alles Illusion ist.» Der Meister erwiderte: «Ja, du hast Recht. In der Tat ist alles Illusion; und der Tod eines Kindes ist die größte dieser Illusionen.“ 

Enzylexikon  17.12.2021, 20:35

Da wir bei Zen-Geschichten sind:

Ein spirituell Suchender besuchte einen Mann, von dem es hieß, er sei ein erleuchteter Meister. Der Suchende stellte ihm eine Frage:

"Was geschieht mit einem erleuchteten Meister nach dem Tod?"

"Ich weiß es nicht" sagte der Meister.

"Aber...aber...ihr seid doch ein erleuchteter Meister!!!"

"Mag sein - aber ich bin nicht tot"

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