Wie kriegt man wilde Kinder ruhiger? DANKE!

3 Antworten

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Neuer erster Teil der Antwort, der leider beim Senden verschluckt wurde...

Liebe Vanessa! Das ist wirklich eine sehr gute Frage.

Erst mal zum Schreien: Die Eltern sollten zuerst beim HNO-Arzt abklären, ob der Jüngste überhaupt gut hören kann! Ich habe zur Zeit fast die gleiche Konstellation an Tagesbrüdern, nur sind diese etwas jünger. Bei dem lauten Kind stellte sich heraus, dass seine Ohren derart von Ohrenschmalz verstopft waren, dass er kaum noch etwas hören konnte. Jetzt hat er Röhrchen in beiden Ohren bekommen und begreift allmählich den Unterschied zwischen laut und leise... : )

Wenn die Kinder zu Gelegenheiten schreien, bei denen man eigentlich in normaler Lautstärke spricht, musst du das Geschrei sofort mit einem "PSSST!!!" unterbrechen. Wenn beide normal hören, ist es eine Angewohnheit. Die kann man auch wieder abgewöhnen. Und das ist wichtig, weil Lärm ein reiesen Stressfaktor ist. Nicht nur für euch, sondern auch für die Kinder selbst. Und wer unter Stress steht, muss schreien und toben, um ihn wieder loszuwerden - andere Möglichkeiten haben Kinder noch nicht. Hilf ihnen also beim Ruhigwerden! Das "PSSSST!" ist keine Strafe, sondern nur eine Unterbrechung der Gewohnheit. Und sprich selber in normaler Lautstärke...

Zunächst ist es aber völlig normal, dass Kinder vor Freude, Begeisterung oder beim Kämpfen schreien. Und dass die Jüngeren die Älteren nachahmen - das nennt man "Lernen am Modell" und ist eine wichtige Lernstrategie. Auch, wenn es die älteren immer tiiiierisch nervt... Es ist auch völlig normal, dass Jungs körperlich "wilder" sind als Mädchen. Ihr Körper besteht zu 40% aus Muskeln, und diese senden dauernd Signale an den Körper, dass sie bewegt und benutzt werden wollen. Buchtipp: Steve Biddulph, "Jungs! Und wie sie glücklich heranwachsen". Geschrieben von einem austalischen Kinderpsychologen und selbst Vater dreier Söhne.

Sowieso haben Kinder natürlicherweise einen immensen Bewegungsdrang, der befriedigt werden muss! Es ist also wichtig, dass ihr mit ihnen jedes Mal raus auf den Spielplatz, den Bolzplatz oder so geht. Nach 2 Stunden Toben an der frischen Luft ist ein typischer Junge ausgepowert und fühlt sich zufrieden. Und ist dann auch mal bereit, etwas Ruhiges zu spielen. Sonst fangen sie automatisch an, sich zu zanken

Im Umgang mit Kindern ist es wichtig, immer einen Wechsel zwischen Aktion und Ruhephase herbeizuführen! Das führt zu innerer Ausgeglichenheit. Wenn ein Kind körperlich unterfordert ist, weil es ständig stillsitzen und fernsehen oder Bildchen malen soll, ist es nicht ausgelastet und muss herumrennen und schreien. Wenn ein Kind körperlich oder geistig überfordert ist, ist es müde und überreizt. Diesen Stress kann es auch nur durch Toben und Schreien loswerden. Andere Möglichkeiten haben Kinder noch nicht.

Eine Möglichkeit der Überforderung und Überreizung ist der Fernseher! Äußerlich wirken die Kinder wie ausgeknipst, aber das täuscht. Innerlich kann das kindliche Gehirn die Bilderflut noch gar nicht bewäötigen, außerdem sitzt das Kind ja schon wieder still. Kein Wunder, dass das Kind nach dem Fernsehen wieder zappelt und schreit, weil es einfach MUSS! 30 Minuten alle 2 Tage sind für diese Altersklasse die absolute Obergrenze. Wenn ihr Frieden beim Babysitten haben wollt, muss der Fernseher aus bleiben. Geht raus,Toben!

Einige Kinder können sich quasi selbst regulieren. Mein "Kleiner" spürt, wenn er nach dem Toben einfach erschöpft ist. Dann setzt er sich hin und guckt Bücher an. Oder lässt sich vorlesen. Oder schiebt Autos über den Boden. Oder baut etwas. Oder Bastelt oder malt. Wenn er wieder aufgetankt hat, springt er wieder auf und tobt weiter! Und das ist gut so.

Der "Große" spürt sich nicht. Bzw. überspielt er aufkeimende Müdigkeit durch noch wilderes Toben und noch lauteres Kreischen, weil er ja dann wieder unter Stress steht. Also muss ICH bemerken, dass er jetzt mal eine Pause mit ruhigen Spielen braucht und das für ihn regeln, bis er es alleine kann!

Beispiel: Ich passe nachmittags auf die beiden auf. Der Große hat dann schon 4 Stunden Waldkindergarten mit frischer Luft und Toben hinter sich und müsste eigentlich erschöpft sein. Dennoch will er immer sofort in unseren extra - Toberaum und weitermachen! Das darf ich aber nicht zulassen. Also setzen wir uns erst einmal gemütlich hin, kuscheln uns ein, und jeder bekommt eine Geschichte vorgelesen. Oder auch zwei. Um runter zu kommen. Dann wenn ich nicht mit in den Toberaum gehe, hat er auch keine Lust dazu. Meist kommt schon während der ersten Geschichte ein Riesengähner, das seine Entspannung anzeigt. Jetzt essen wir in Ruhe zu Mittag, am Tisch wird natürlich auch nicht geschrien, sondern sich ruhig über den Kindergartentag unterhalten. Das kennen sie aber schon. DANACH dürfen sie sofort in den Toberaum flitzen und wieder Toben! So kann das aussehen. Das funktioniert. Guckt doch mal, wie so ein Wechsel zwischen Aktion und Ruhe beim Babysitten hinzukriegen ist.

Zweiter Teil der Antwort ist schon gesendet...

Wenn man die Kinder nicht oft sieht, kann man sie auch nicht wirklich erziehen. Das müssen schon die Eltern machen. Aber man kann dafür sorgen, dass die 2 wenigstens ruhiger sind solange man Sie betreut. Man muss ihnen die Möglichkeit geben rum zu toben und rennen. Aber man muss ihnen auch Disziplin bei bringen. Sodass sie sich wenigstens für einen kurzen Moment benehmen. Bei kleinen Kindern geht das noch einfach mit Süßigkeiten. Oder man lässt sie erst später als alle andern mit spielen. Man schließt sie sozusagen kurz aus bis sie sich benehmen. Es ist ganz normal das die zwei Brüder immer zusammen rum hängen oft sorgt es für Ruhe wenn man sie ab und zu trennt

Wenn Kinder schon in die "die machen das immer"-Ecke gestellt werden, verhalten sie sich nur sozial, indem sie GENAU diese Erwartung erfüllen.

Mit Strenge und Schimpfen wird die Situation vielmehr verschlimmert als verbessert.

Nicht die Kinder gehören "strenger erzogen" und "ausgeschimpft", sondern die Eltern brauchen einen neuen Blickwinkel aufs (normale = Geschwisterstreit) Verhalten ihrer Kinder.

Und dir empfehle ich das Wörtchen "immer" nur noch anzuwenden, wenn es auch den Tatsachen entspricht.