Wie kommen Stadtteile an ihren schlechten Ruf?

6 Antworten

Vielleicht liegt es daran, dass sich Gleich und Gleich gern gesellt?

In einer noblen Wohngegend finden sich Personen die gleich bzw. ähnlich gut situiert und gebildet sind.

An einem sozialen Brennpunkt finden sich Menschen in prekären Lebenssituationen. Weniger Geld, dazu auch nicht selten weniger Bildung, oftmals Kriminalität durch Clanstrukturen so z. B. in Berlin.

Das sind ganz unterschiedliche Lebensentwürfe durch unterschiedliche Lebensthemen. Und viele lassen sich eben dort nieder, wo Ihresgleichen schon sind.

Was die Hochhäuser betrifft, verändert sich zumindest in Berlin gerade etwas. Die alten Ostplattenbauten in Richtung Mitte sind heiß begehrt, weil es IN ist, den Wolken nahe zu wohnen. Aber sonst waren die Hochhäuser natürlich eine Möglichkeit, viele Menschen relativ bezahlbar unterzubringen, Fördergelder vom Staat zu generieren und seinerzeit dabei keine Verluste zu machen. Die Ausstattung war bzw. ist zweckmäßig. Ein wohlhabender Mensch hat wahrscheinlich andere Wohnansprüche. Aber dennoch zählen diese Wohnkomplexe nicht als schlechte Adressen - mittlerweile eher im Gegenteil.

Aber es gibt auch Wohnkomplexe mit Hochhäusern, die liegen entweder in unattraktiven Bezirken und/oder werden der Verwahrlosung preisgegeben. Das sind dann weniger gute Adressen. Und dann gibt es Komplexe, die so einen schlechten Ruf haben, der mittlerweile gar nicht mehr unbedingt gerechtfertigt ist, aber trotzdem auf ewig wie mit Pattex geleimt festsitzt. Da genügt die Angabe der Adresse auf einem Bewerbungsschreiben und man wird sofort aussortiert.

Der schlechte Ruf eilt voraus - einmal erworben ist er schwer wieder abzulegen. Ob gerechtfertigt oder nicht.

Vermutung:

Viele ärmere Menschen, daher im Viertel weniger schöne Stellen, weniger schöne Läden (weil in denen auch keiner einkaufen würde), weniger zu tun außerhalb der Wohnung, daher Langeweile und Frust draußen und dann lassen einige Menschen ihren Frust an anderen aus, die es vermeintlich besser haben oder aneinander und es kommt zu Diebstahl, Belästigung, Prügeleien, Überfällen, Graffitti (wenigstens ein Zeichen setzen, ist sowieso alles hässlich im Viertel). Das führt natürlich einerseits dazu, dass sich dort auch keiner, der es sich anderswo leisten kann, niederlassen möchte und andererseits, dass immer mehr Menschen aus dem Viertel außerhalb (Schule, öffentlicher Verkehr, Arbeit) auffälliges Verhalten zeigen, das dann zu Vorurteilen führt.

Du hast z.B. in einem Viertel Kinder, die in den Park oder in den nahegelegenen Wald gehen können und schöne Spielplätze haben, Anlaufstellen für gemeinsames Spielen, Sportvereine, schöne Geschäfte, aus denen sie sich auch mal etwas leisten können und in anderen Vierteln nur Straße, keinen Spielplatz, nur Kneipen und Tabakläden, also für Kinder nichts zu tun. Die werden dann auch immer frustrierter, können ihren Bewegungsdrang nicht ausleben, sehen aber bei anderen Kindern zu Hause, was es so alles gibt. Das führt dann zu Frust und bei einigen auch zu Gewalt.

Hochhäuser bedingen nicht unbedingt einen schlechten Ruf. Nur, leider will dort nicht jeder wohnen. Bei Ausländern, Asylanten etc. sind solche Wohnungen aber höher im Kurs, was dazu führt, dass sich der Ausländeranteil erhöht und "man bleibt unter sich". Dies führt wiederum zu einer Art Gettoisierung und mit einem Sinken der "allgemeinen" Wohnkultur/Mieten etc. Gleichzeitig entpuppen sich solche Wohngegenden auch als Sammelbecken für Diebstähle, Sachbeschädigungen, Schlägereien etc.

Solche Entwicklungen sind nicht neu und niemand schaut gerne aus dem Fenster und hat ein weiteres Hochhaus direkt vor der Nase, wo unten oder darüber auf dem Balkon der Hammelbraten gegrillt wird...

Teilweise ist es Quatsch.

Aber es ist gut, wenn die Leute das denken, dann steigen die Mieten nicht so schnell.

Viele Leute lieben es in Köln-Kalk zu wohnen. Wird richtig Kult und heißbegehrt, war immer sehr angenehm.

Da gibt es die 'Broken Windows-Theorie', die Stadtvierteln mit ersten Anzeichen von Verwahrlosung einen raschen Niedergang prophezeien.

In New York wurde gegengesteuert - mit zweifelhaften Ergebnissen.

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wohnen/nachbarschaft/nachbarschaft-broken-windows-100.html

In Stadtteilen lässt sich je nach Bewohnern schon ablesen, welch Geist dort herrscht und ob dort Ordnung, Kehrwoche und Außenwirkung eine Rolle spielen.

PS. Mit Armut hat das nichts zu tun!