Wie kann man Schopenhauer in Bezug auf Platon & Hegel verstehen?

4 Antworten

Schopenhauer hat Platons Ideenlehre deshalb verehrt, weil sie mit Kants Konzeption des „Dinges an sich“ übereinstimmt: „Es ist offenbar und bedarf keiner weiteren Nachweisung, dass der innere Sinn beider Lehren ganz derselbe ist, dass beide die sichtbare Welt für eine Erscheinung erklären, die an sich nichtig ist und nur durch das in ihr sich Ausdrückende (dem Einen das Ding an sich, dem Andern die Idee) Bedeutung und geborgte Realität hat…“ (Welt als Wille und Vorstellung Bd.3, zitiert bei Wikipedia). Kant war ja für Schopenhauer der philosophische Gott schlechthin, wenngleich er meinte, Kants Lehre modifizieren zu müssen: „Kants größtes Verdienst ist die Unterscheidung der Erscheinung vom Dinge an sich, – auf Grund der Nachweisung, dass zwischen den Dingen und uns immer noch der Intellekt steht, weshalb sie nicht nach dem, was sie an sich selbst seyn mögen, erkannt werden können.“ (Schopenhauer, zitiert bei Wikipedia). Allerdings, so fuhr Schopenhauer fort, sei Kant eben nicht zu der Erkenntnis gelangt, „dass die Erscheinung die Welt als Vorstellung und das Ding an sich der blinde Wille sei.“

Hier geht Schopenhauer zu seiner speziell eigenen Auffassung vom Ding an sich über, indem er den „Willen“ zum Ding an sich erklärte. Dass Platon die Ideen für die „Dinge an sich“ erklärte und damit als etwas "Vernunfthaltiges", stört Schopenhauer nicht, zumal ihn ja auch Kants geistige Konzeption des Dinges an sich nicht weiter gestört hat; er glaubte nur, man müsse Kant dahingehend korrigieren, dass das "Ding an sich" der blinde Wille, also etwas Vernunftloses, Unbewusstes sei.

Woher ich das weiß:Recherche

Platon war ein Reaktionär, nichts weiter, der erste große Ideologe ...

Hegel wurde von Schopenhauer niederschmetternd beurteilt. Hegel sah im preußischen Staat die Vollendung der Geschichte.

Nietzsche verneint alles, hat aber auch keine Alternative zum Bestehenden.

Haldor  21.07.2022, 19:44

Zu Platons Phaidon: Das ist eigentlich schon Religion, keine Philosophie mehr.

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Platon steht aber philosophisch diametral zu Schopenhauer.. In dem Sinne, dass Schopenhauer Vertreter der leiblichen Philosophie ist. Der Ursprung ist für ihn der Instinkt, der Körper, das Sein statt wie bei Platon die Vernunft, der Geist.

Hier kann ich durchaus etwas beitragen. Nietzsche hat Schopenhauers Denken größtenteils übernommen. Es gibt eine wirklich tolle Fernsehsendung dazu. In diesem argumentiert Nietzsche gegen Platon.

https://m.youtube.com/watch?v=7NXdY-vq4CQ

Ich habe Hegel bisher kaum gelesen. Dahingehend kann ich leider nur auf Sekundärliteratur verweisen, ohne diese selbst auf ihre Richtigkeit bestätigen zu können. LG

TheBoyWonder  22.12.2022, 16:18

Nietzsche hat tatsächlich auch viel von Hegel "übernommen"(bzw Überschneidungen) und kritisierte Schopenhauer für seine blinde Ablehnung. Beide eiint deren fast schon zynischer Optimismus, Egoismus.

Gruß

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Platon war nicht progressiv im heutigen Sinn. Er lehnte die Demokratie strikt ab. Sie war für ihn viel schlechter als Monarchie und Aristokratie, weil er die Menschen nicht für fähig hielt, sich selbst zu regieren. Demokratie würde für Platon zur Herrschaft von geschickten Politikern führen, die als Demagogen die Masse manipulieren würden. Deshalb träumte er von einer Herrschaft der klugen Philosophen.

Das ist gar nicht weit weg von Schopenhauers Skepsis. Beide misstrauen der Vorstellung von der Herrschaft des Volks.