Wie kann man diesen Satz philosophisch erklären?

8 Antworten

Der Satz spielt mit dem Missverhältnis von physischer und gefühlter Nähe. Etwas kann einem physisch nahe sein (z.B. eine Person) und doch gefühlt fern (z.B. die Person beachtet Dich nicht, Du liebst sie, aber sie Dich nicht, ihr habt komplett unterschiedliche Haltungen zu einem Thema, etc.).

Umgekehrt kann einem beispielsweise der Partner emotional nah sein, aber physisch weit entfernt (z.B. in einer Distanzbeziehung).

Vielleicht haben es Kraftwerk mit dem Lied "Der Telefon-Anruf" gut ausgedrückt. ("... Du bist mir nah und doch so fern Ich ruf Dich an. Ich hör Dich gern...")

https://youtu.be/RZJgAI9GgUc

Oder das Beispiel Fata Morgana. In EAV's Song "Fata Morgana" ("Wie eine Fata Morgana. So nah und doch so weit")

https://youtu.be/QuEDUpk1Y3U

Sprachphilosophisch ist hier die Rede von doppelter Semantik (Bedeutung)

Bei ,,nah" wird die geometrische Distanz (in Meter) angesprochen; bei ,,Fern" eine gefühlte Distanz, welche verschiedene Konnotationen (Zusammenhänge) haben kann, wie Unerreichbarkeit, Verschiedenheit, Nicht-Verständlichkeit usw.

Beispiele in den anderen Antworten.

Für viele Jahre war meine jetzige Frau im Herzen ganz nah und doch so fern. Denn sie kommt aus China! 😉 Nur ein Beispiel.

In vielen Situationen kann man die Worte anwenden. Z.B. wenn jemand seine Arme nicht bewegen kann, ist der Gegenstand vor ihm so nah und doch so fern, weil er ihn ohne Hilfe nicht erreichen kann.

ich sah meinen Lieblingsschauspieler mal auf dem roten Teppich. Er war so nah - und doch so fern, da er mich nicht kannte und wohl auch nie kennenlernen würde.

Ein Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat, lebt zusammen, ist sich also räumlich nah -und ist einander doch so fern. Denn sie haben eigentlich miteiander nichts mehr zu tun.