Wie kann jemand mit Dyskalkulie Abitur machen wenn viele andere dann auf eine Förderschule gehen?

8 Antworten

Man muss nicht in jedem Fach perfekt sein. Du siehst ja selbst, dass man eine schlechte Mathenote ausgleichen kann. Von daher ist das völlig normal.

Was ich absurd finde, ist, dass es anscheinend Bundesländer gibt, in denen Mathe kein Prüfungsfach mehr ist. Normalerweise sind die Grundkenntnisse aus dem Abitur essenziell für ein späteres Leben als Akademiker. Nicht nur professionell sondern auch gesellschaftlich.

Ebenso wie bei Legasthenie kann Dyskalkulie ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Auch haben manche die Chance eine Lerntherapie zu machen, was manchen davon hilft und manchen leider nicht oder nur wenig.

Wenn sie ansonsten gut klar kommt und sich die Lernschwäche nur auf den mathematischen Bereich bezieht, dann steht dem Abitur teils nichts entgegen. Vorausgesetzt sie schafft mindestens einen Punkt zu bekommen, zumindest war es in meinem Bundesland so, dass man nicht 0 Punkte haben durfte in einem Fach.

Dass sie länger zum lernen braucht ist da auch kein Problem, wenn sie damit trotzdem gut klar kommt in dem sie einfach fleißiger ist und länger lernt. Sie muss es ja nur irgendwie schaffen zum notwendigen Zeitpunkt (z.B. die Prüfung) das Wissen zu haben, ganz egal wie lange sie dafür gelernt hat.

Ich hatte als Kind extrem starke Legathenie, ich war fast Analphabet, konnte das aber gut verstecken. Mir hat eine Lerntherapie stark geholfen, trotzdem fällt es mir schwerer als anderen zu lesen und richtig zu schreiben. Aber der Punkt ist: Ich kenne es ja nicht anders, für mich sind meine Probleme vollkommen normal.

Meine Lehrer in der Grundschule wollten mich deswegen auch auf die Förderschule stecken, meine Eltern haben trotzdem die Realschule gewählt. Am Ende habe ich dort als Jahrgangsbeste meinen Abschluss gemacht, danach Abitur, Studium und arbeite nun in einer Bank. Hätten meine Eltern da damals nicht für mich "gekämpft" in dem sie mich trotzdem auf die Regelschule gestckt und die Lerntherapie beantragt hätten, hätte ich vermutlich keine Chance im Leben gehabt.

Ein gewisses Risiko war es trotzdem und sie meinten auch, sollte ich da total überfordert sein wären sie bereit, mich auch auf eine Förderschule zu stecken. Da es von einer Förderschule nur wenige wieder weg schaffen und man immer diesen Stempel trägt, wollten sie mir erst eine Chance geben es doch normal zu schaffen. Sie wollten es nur erstmal probieren.

Im Rahmen der Therapie habe ich einige Personen mit Legasthenie und/oder Dyskalkulie kennengelernt, deren Fälle eigentlich teils schwächer waren als meiner, die es aber nicht geschafft haben sich großartig zu verbessern und daher wirklich auf Förderschule oder Hauptschule besser aufgehoben waren. Denn wenn man nicht das Glück hat dazu sehr intelligent zu sein und so einiges zu kompensieren, ist es eben schwer mit Lernschwäche mit normalen Kindern mithalten zu können.

Denn sowas wirklich sich einfach auf alle Fächer aus. Ohne Zahlen ist auch Chemie, Bio, Physik usw. schwer, ebenso wie man bei allen Fächern mit Legasthenie Probleme hat.

Bei deiner betroffenen Person ist es vermutlich wie bei mir, sie hat zwar ihre Schwächen ist aber schlau genug, dass sie sie kompensieren und in andern Fächern gut genug sein kann um es doch zum Abitur zu schaffen.

Wichtig ist mit der Zeit die eigenen Grenzen einschätzen zu können um zu wissen, was man realistisch schaffen kann und wo man sich gerade übernimmt und es sein lassen muss oder Hilfe braucht.

Warum sollte man mit Dyskalkulie kein Abi machen?

Bei mir selber wurde Dyskalkulie in der Grundschule diagnostiziert. Mit Hilfe meiner Eltern und einer Lerntherapeutin habe ich es aber geschafft, einigermaßen ein Verständnis für Mathematik zu entwickeln. Nach dem Wechsel auf die Gesamtschule hatte ich mit der Rechenschwäche keine Probleme mehr und konnte auch ohne Probleme in die Oberstufe wechseln. Etwas komisch finde ich meine Entwicklung schon, denn aus einer 5er Schülerin in der Grundschule wurde eine 1er Schülerin in Mathe.

Das Abitur habe ich bestanden (Mathe war aber kein Prüfungsfach im Abi) und studiert habe ich auch :-D

Irgendwie wäre das Verständnis von Förderschulen mal zu überdenken. Wenn nun jemand z.B. nur Dyskalkulie hat, dann wäre es doch sinnvoll, wenn er neben seiner normalen Schule an solch einer Förderschule in Mathe vielleicht etwas (freiwilligen!) Förderunterricht bekäme. Deshalb muss man diese Leute doch in vielen Fällen doch nicht gleich komplett ausgrenzen.

Wenn der Schüler nun in anderen Fächern Gymnasialeistungen erbringen kann, sollte man ihm auch das Abitur nur komplett verwehren, soweit es noch dazu reicht.

Es gibt eine Menge Kinder auf Förderschulen, die wegen einer Schwäche in einem Teilgebiet ausgemustert wurden.

Meiner Meinung nach völlig zu Unrecht!

Wenn ein Sprachentalent schlecht in Mathe ist, aber in der Lage auch intuitiv Sprachen sinngemäß zu übersetzen, wäre es eine schreckliche Verschwendung, eine solche Person keine Sprachen studieren zu lassen!

Umgekehrt genauso, wenn ein Rechengenie unter Legasthenie leidet, und keinen vernünftigen, schriftlichen Satz bilden kann, warum sollte dann sein Mathetalent verschwendet werden?

Ein Mensch mit Talent für mechanische Systeme, braucht wenige soziale Kompetenzen, und ein Mensch mit Sozialkompetenz keine Stochastik.

Man würde doch auch niemanden mit Nasomie zum Parfümör ausbilden wollen oder einen gelähmten zum Ironman zwingen.

Ich war eine Weile an einer Förderschule, da war ein Junge, der hat aus Wasserrohren und einem Mofa einen Chopper zusammengebastelt, der sogar spurtreu lief. Das kriegt so mancher studierter Maschinenbauer nicht hin.

Unser Schulsystem ist Mist, weil es sich wie ein Geier auf die Schwächen, anstatt auf die Stärken eines Schüler stürzt!