Wie ist das zu verstehen?

7 Antworten

Paulus sagt doch eindeutig, dass er und die Gemeinde Gottes keine andere Sitte (Tradition) kennen im Gottesdienst. Die Gemeinde Gottes, beziehungsweise deren Gesamtheit, beschränkt sich aber nicht auf Korinth allein. Diese Sitte gilt sonach laut Paulus überall, wo es eine Gemeinde Gottes gibt.

Außerdem will er offensichtlich nicht einmal darüber streiten (diskutieren).

Mir stellt sich da aber die Frage: Wie ist das mit den Bärten der Männer, die doch Gott letztlich auch gegeben hat? Dürfen sich dann Männer im Gottesdienst überhaupt ohne Bart zeigen?

Ausserdem widerspricht sich Paulus in gewisser Weise hinsichtlich Sitte/Tradition selbst.

Denn er schrieb in Kolosser 2,8: "Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus".

Ist eine Sitte/eine Tradition etwa keine Überlieferung der Menschen? Wenn doch, hat sich Paulus selbst einfangen lassen von der vorchristlichen Sitte/Tradition der jüdischen Gemeinden.

Und wie hält es Paulus mit seiner die Frauen belastenden Vorschrift im Gottesdienst in Bezug auf sein eigenes Gebot laut Galater 5,1 (HFH):

"Durch Christus sind wir frei geworden, damit wir als Befreite leben. Jetzt kommt es darauf an, dass ihr euch nicht wieder vom Gesetz versklaven lasst".

Wenn man sich vom (jüdischen) Gesetz nicht wieder versklaven lassen soll, um wie viel mehr soll man sich dann erst recht nicht von einer jüdischen Sitte versklaven lassen, die Paulus aber auf Frauen anwendet?

Oder hat Jesus etwa Frauen nicht im gleichen Maße frei gemacht, wie Männer?

Ist es etwa nicht sogar so, dass es eine Frau war, die den Auferstandenen als erste sah?

Ich hoffe, ich konnte dir verständlich machen, wie ich die Sachlage beurteile. Welche Schlüsse du daraus ziehst, ist allein deine Sache.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Auf auf Basis von Logik (Denkvermögen) und Fakten, Bibel.

Das meint:

Kinder Gottes (Lk.12,32; 2.Tim.2,24)

streiten nicht.

Das macht Er (2.Mose 14,14).

Woher ich das weiß:Recherche

In der MacArthur-Studienbibel findet sich zu 1. Korinther 11,5-6:

"Frau ... betet oder weissagt. Paulus erteilt klare Anweisungen, dass Frauen bei den Zusammenkünften der Gemeinde nicht leiten oder reden dürfen (vgl. 14,34; 1Tim 2,12), aber sie dürfen vor Ungläubigen beten oder ihnen das Evangelium erklären oder auch Kinder und andere Frauen belehren (vgl. 1Tim 5,16; Tit 2,3.4). Wenn Frauen öffentlich beten oder das Wort Gottes verkünden, müssen sie sich dabei in angemessener Weise vom Mann unterscheiden. unbedecktem Haupt.

In der Kultur Korinths symbolisierte die Kopfbedeckung einer Frau, die öffentlich diente oder anbetete, ihre Unterordnung gegenüber ihrem Ehemann. Der Apostel legt hier kein absolutes Gesetz für Frauen fest, dass sie in allen Gemeinden zu allen Zeiten Kopftücher oder Schleier tragen sollten, sondern erklärt, dass die Symbole der von Gott verordneten Geschlechterrollen erkennbar respektiert werden sollen. Wie beim Götzenopferfleisch (Kap. 8; 9) birgt es an sich nichts Geistliches in sich, ob man eine Kopfbedeckung trägt oder nicht. Aber es war falsch, Rebellion gegen Gottes Ordnung auszudrücken.

schändet ihr Haupt. »Haupt« kann sich auf die Frau selbst beziehen, da es eine Schande für sie ist, wenn sie die anerkannten Symbole der Unterordnung ablehnt, oder es bezieht sich auf ihren Ehemann, auf den sie durch ihr Verhalten Schande bringt.

11,6 schändlich ... das Haar abschneiden ... zu lassen. Damals schnitten sich höchstens Prostituierte oder Feministinnen die Haare ab. Wenn eine Christin die Kopfbedeckung verweigerte, die in jener Kultur ihre Unterordnung ausdrückte, könnte sie sich genauso gut den Kopf kahlscheren lassen - die Schande wäre dieselbe."

Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu 1. Korinther 11,5-6:

"Wenn es auch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, deuten doch viele Belege darauf hin, dass sowohl in der jüdischen (Mishnah, Ketuboth 7. 6; babylonischer Talmud, Ketuboth 72 a - b) als auch in der gräco-romanischen Kultur des 1. Jahrhunderts (Plutarch, Moralia 3.232 c; 4. 267 b; Apuleius, Der goldene Esel 11. 10) die Frau in der Öffentlichkeit ihr Haupt bedeckt tragen mußte. Die Art und Weise, wie diese Forderung erfüllt wurde (Ovid, Liebeskunst 3:135-65), war zwar sehr unterschiedlich, doch gewöhnlich scheint ein Teil des Übergewands wie eine Kapuze über den Kopf gezogen worden zu sein.

Es hat den Anschein, dass die korinthische Parole "alles ist erlaubt" auch in den Gemeinde Versammlungen dominierte. Offensichtlich hatten sich auch die Korintherinnen dieses Prinzip zu eigen gemacht und die sie als Frauen kennzeichnenden Kopfbedeckungen abgelegt. Wichtiger ist jedoch, daß sie offenbar auch gegen ihre untergeordnete Stellung innerhalb der Gemeinde (und vielleicht auch in der Gesellschaft) und damit gegen jedes kulturelle Symbol (z. B. die Kopfbedeckung), in dem sich diese Unterordnung äußerte, aufbegehrten. Nach Paulus ist die Ablegung der Kopfbedeckung jedoch nicht etwa ein Ausdruck der Befreiung, sondern eine Herabwürdigung ihrer selbst. Ebensogut könnten sie sich die Haare scheren - damals ein Zeichen der Schande (Aristophanes, Thesmophoriazysae 837) -, denn mit ihrem unbedeckten Kopf entehren sie sich selbst und ihr geistliches Oberhaupt, den Mann."


MissToyola  03.03.2024, 22:22

Schon damals wurden Frauen unterdrückt, nieder mit dem Patriarchat!

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chrisbyrd  04.03.2024, 08:01
@MissToyola

Mit dem Patriarchat kann ich auch nicht viel anfangen. Diesbezüglich bin ich froh, in Deutschland zu leben und nicht in Ländern, in denen es so etwas noch gibt.

Aber auch im Neuen Testament steht - trotz aller damaliger Sitten -, dass Männer und Frauen gleich sind:

  • "Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus" (Galater 3,28). 
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Dagegen ist es für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar trägt; denn das lange Haar ist ihr anstelle eines Schleiers (womit die Kopfbedeckung gemeint ist) gegeben. Wenn aber jemand rechthaberisch sein will — wir haben eine solche Gewohnheit nicht, die Gemeinden Gottes auch nicht. 1. Korinther 11:15-16

Aus diesen Versen leite ich, dass die Kopftuchpflicht ein Brauch in der Gemeinde in Korinth war,

du jedoch biblisch gesehen deinen Kopf beim Beten oder weissagen eigentlich nicht bedecken brauchst, weil das (lange) Haar als Kopfbedeckung vollkommen genügt. Wenn du jetzt zum Beispiel einen kahlgescherten Kopf hättest, dann sähe es anders aus.

Wenn aber das Tragen einer Kopfbedeckung in deiner örtlichen christlichen Gemeinde bei Frauen erwünscht wäre, würde ich dir empfehlen auch eine Kopfbedeckung zu tragen.

Liebe Grüße und Gottes Segen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Nelekol 
Fragesteller
 03.03.2024, 22:19

Danke für deine Antwort:). So wie du es erklärst macht es auch Sinn.

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MissToyola  03.03.2024, 22:23

Nieder mit dem Patriarchat!

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Nelekol 
Fragesteller
 03.03.2024, 22:34
@MissToyola

Deine Aussage ist hier echt fehl am Platz:).

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MissToyola  03.03.2024, 22:39
@Nelekol

Schon damals wurden Frauen unterdrückt, und du würdest es wohl noch gerne supporten und heutzutage ein Kopftuch tragen wollen?:)

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Nelekol 
Fragesteller
 03.03.2024, 22:41
@MissToyola
  1. Hat das nichts mit Unterdrückung zu tun und 2. Ja, würde gerne mal einen Schleier tragen:).
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MissToyola  03.03.2024, 22:51
@Nelekol

Spaß beiseite, da gibt es auch eine christliche Variante davon, die ganz schön ist https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mantilla

Ansonsten kann man noch schauen was Jüdinnen so tragen, denn Sie sind ja quasi die religiösen Vorläufer der Christenheit, da würde ich mich eher daran orientieren als am Hijab

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Meint das, dass das nur bei den Korinthern so ist und sonst nirgends?

Es deutet vor allem an, dass Paulus damit eine bestimmte Person oder Personengruppe bei den Korinthern im Blick hat, die wohl gerne über Dinge streiten.

darüber streiten

Noch so als kleine Ergänzung, ich finde es Schade, dass die Luther 2017 hier ein "darüber" einfügt. Das ändert die Bedeutung des Verses zu sehr, finde ich.