Wie gut ist der Sanaa-Koran?

2 Antworten

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Es gibt keinen kompletten Sanaa-Quran, sondern ein Sanaa-Manuskript, das einen unvollständigen Qurantext darstellt und ein Palimpsest ist. Der obere Text entspricht der uthmanischen Rezension, währen der überschriebene bzw. weitgehend radierte Text gewisse Abweichungen aufweist, worüber viel spekuliert wird. Allein aus ökonomischen Gründen ist es aber genauso gut möglich, dass es schlicht Schreibfehler sind, was bei umfangreichen Texten vorkommen kann. Es gibt auch das Argument, dass es Schreibübungen mit Fehlern waren. Keiner weiß das wirklich. Es war n Zeiten vor dem Papier bei Pergament durchaus eine Kostenfrage, so dass es in allen Kulturen zu Palimpsesten führte, wie es z.B. beim Evangeliarium Ierosolymitanum der Fall ist, das im Sinaikloster St. Catherine liegt. Unter einem syrischen Evangelientexte sind schwach ältere Evangelientexte in ausgestorbenen Palästina-Aramäisch vorhanden. Auch wenn ich nicht behaupte, dass das nur so sein kann, da es bis heute im wissenschaftlichen Disput steht, aber es ist naheliegend, dass es so sein kann.
siehe auch hier:

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Sanaa_manuscript

2desmond 
Fragesteller
 27.08.2023, 00:31

Danke.

Jetzt habe ich noch weiter gesucht und das gefunden:

Der obere Text entspricht weitgehend dem Standard -Koran 'Uthmanic' im Text und in der Standardreihenfolge der Kapitel ( Suwar, Singular Sūrah );Der untere Text (der ursprüngliche Text, der vom oberen Text gelöscht und überschrieben wurde, aber dennoch mit Hilfe von ultraviolettem Licht und Computerverarbeitung gelesen werden kann) enthält viele Abweichungen vom Standardtext, und die Reihenfolge seiner Kapitel entspricht keine bekannte Koranordnung.Eine teilweise Rekonstruktion des unteren Textes wurde 2012 veröffentlicht;und eine Rekonstruktion der lesbaren Teile des unteren und oberen Textes der 38 Blätter im Sana'a-Haus der Manuskripte wurde 2017 unter Verwendung nachbearbeiteter digitaler Bilder des unteren Textes veröffentlicht.Eine Radiokohlenstoffanalyse hat das Pergament eines der bei einer Auktion verkauften abgelösten Blätter und damit seinen unteren Textmit einer Genauigkeit von 95%auf 578 CE (44 BH ) bis 669 CE (49 AH )datiert.
An einigen Stellen scheinen einzelne Lesungen im unteren Text in einer separaten Hand korrigiert worden zu sein, um den entsprechenden Lesungen im Standard-Koran besser zu entsprechen.Elizabeth Puin hat diese Hand als "unteren Modifikator" bezeichnet und schlägt vor, diese Korrekturen vorzunehmen, bevor der gesamte untere Text gelöscht oder abgewaschen wurde.

https://de.wikibrief.org/wiki/Sanaa_manuscript

Ziemlich manipuliert, was?

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mulan2255  27.08.2023, 01:14
@2desmond

Warum etwas ist, wie es ist, lässt sich nicht mehr sicher sagen. Wenn du darin Manipulation siehst, ist das deine Schlussfolgerung. Ist dann halt so. Aber es ist nur eine Mutmaßung. Es kann auch andere Gründe haben, z.B. wie ich es versucht hatte, zu beschreiben. Solche Wörter wie „scheinen“ oder Beschreibungen von Passagen und daraus gezogene Theorien (mehr sind es nicht) und weitere nicht zitierte Passagen dieses Wiki-Artikels, was dein ausgewähltes Zitat relativiert bzw. in einem anderen Licht erscheinen lässt, tun ein Übriges. Und ein nicht unwesentliches Moment ist, dass gerade Muslime sich auch damit auseinandersetzen und dazu forschen und nicht verheimlichen, wie es zuweilen subtil oder offen unterstellt wird, zeugt auch davon, dass die Muslime genauso daran interessiert sind, zu ergründen und zu verstehen.

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Du kannst nur einen einzigen Qur‘an trauen, den Al-Karim. Er ist auf Arabisch offenbart worden, und gilt als einziges Buch der Muslime.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Islamisches Wissen (Ahl-as Sunnah), von Bücher und Shuyukh.
2desmond 
Fragesteller
 27.08.2023, 00:12
Er ist auf Arabisch offenbart worden

Der Sanaa-Koran auch.

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mulan2255  28.08.2023, 16:43
@2desmond

Vergessen wir bitte nicht, dass auch dieser Kodex erst nach der Zeit des Propheten (s) entstanden ist, d.h. nach der Zeit der Offenbarungen und auch nach der Zeit der ersten Kodifizierung. Es wurde seither viel kopiert, d.h. abgeschrieben. Da können sicher Fehler vorkommen, was ja menschlich ist. In der Regel gibt’s peinlich genaue Prüfung des Textes damals wie heute. Bis heute ist es üblich, jede neue zumeist handschriftlichen kalligrafischen Matritzen für eine neue Quranausgabe zu kontrollieren, ob sich Fehler eingeschlichen haben, bevor sie in den Massendruck gehen. Was fehlerhaft ist, wird entfernt und korrigiert. Ich selbst besitze eine Quranseite, vermutlich aus dem 19. Jh., die Fehler enthält durch versehentliches verrutschen in den Zeilen, so dass dieses Blatt nicht zum Teil eines Qurans geworden ist und noch nicht vernichtet wurde, was eigentlich üblich ist, seitdem es Papier gibt (Pergament wurde oft nach radieren des fehlerhaften Textes u.a. aus Kostengründen überschrieben, Pergament herzustellen war sehr aufwändig), so dass diese Seite als Rarität gesehen werden kann. Sie ist kein Beleg für einen abweichenden Qurantext, sondern für eine fehlerhafte Seite. Nicht mehr und nicht weniger.

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