Wie feiern die Deutschen ihre Vorfahren?

4 Antworten

Einen Ahnenkult wie im pazifischen Raum (Japaner, Maori wurden genannt) haben wir in Europa nicht. Man kann höchstens erwähnen, dass wir eben Friedhöfe haben und Gedenksteine (oft mit Namen von Gefallenen der Kriege). Nur sind Friedhöfe bei uns keine Dauereinrichtung, denn sie werden eben wieder neu belegt, aber es gibt heute auch oft den sog. "Friedwald". Dort werden Verstorbene im Wald beigesetzt, und es werden Schilder z.B. an einem Stein in der Nähe befestigt, die an den Toten erinnern sollen. Das hat den Vorteil, dass die Menschen dort eine lange Zeit eine Gedenkstätte haben - und dass nicht wie auf dem normalen Friedhof die Gräber irgendwann mal entfernt werden.

Bestattungswald – Wikipedia

So ein Bestattungswald oder Friedwald ist heutzutage üblicher als früher.

Auch kann man sagen, dass Fotos oder auch Gemälde an Vorfahren erinnern können. Ich habe noch ein Gemälde von meinem Opa (das ist kein Porträt, sondern einfach ein Bild, welches er selber gemalt hatte).

Eine Verehrung im Sinne einer Vergöttlichung der Vorfahren kennen wir hier eigentlich nicht. Trotzdem gibt es in Deutschland (und ganz Europa) eine eigene Gedenkkultur an die Vorfahren.

Bedeutenden Personen werden Denkmäler errichtet und Straßen nach ihnen benannt. Nach einer Bestattung wird in der Regel eine Grabstätte eingerichtet, auf welcher auch der Name der Verstorbenen verzeichnet wird. Für die im Krieg gefallenen Soldaten gibt es Denkmäler und Soldatenfriedhöfe.

Bei christlichen Verstorbenen gibt es eine religiöse Begräbnisfeier, im Rahmen derer auch an das Leben der Verstorbenen erinnert wird. In der katholischen Kirche wird dann noch oft eine Jahresmesse gefeiert (sehr oft am ersten Jahrestag des Todes, aber öfters auch noch später). An Allerseelen werden die Gräber (bei uns alle, egal welcher Konfession der Verstorbene war) nach katholischen Ritus gesegnet. In der Liturgie an diesem Tag werden alle Verstorbenen der Gemeinde des letzten Jahres genannt.

Dann gibt es noch das Totengedenken am Totensonntag. Zudem ändert sich unsere Kultur auch durch Zuwanderung. Die Leute bringen ihre eigenen Traditionen mit, die auch viel positives beinhalten.

Ich kann mir auch vorstellen, dass die mexikanische Form des Allerseelenfests, der "Dia de los Muertos" auch in Deutschland populär wird, da er in der Populärkultur stark ankommt. Ich fände das auch nicht schlecht.

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Aua!

So einen Vorfahrenkult wie die Maori haben wir einfach nicht. Das habe ich auch schon einem ziemlich entsetzten Japaner erklären müssen.

Im Gegensatz zu Maori und Japanern haben wir aber auch keinen religiösen Hintergrund für unsere Ahnen. Sowas gibt es bei uns einfach nicht.

Mein Opa war im 2. WK Offizier (nix hohes) und mein japanischer Bekannter wollte wissen, wo sein Schrein ist und wo ich den Opa verehre. Er konnte sich kaum damit abfinden, dass ich ihn nur im Gedächtnis trage und sein Grab längst aufgelöst ist.

Sorry, ich kenne keinen einzigen Maori - aber es mag so ähnlich sein!

Es gibt Gedenkstätten für Gefallene der Kriege und es gibt einen Totensonntag. Und jedes Grab ist eine Ehrung. Da muss man auch keinen offiziellen Hokuspokus drum veranstalten, finde ich.