Wie, exakt, würdet ihr philosophisch ein Gegenteil definieren?
Eigentlich wird z.B. das Gegenteil eines Engels ja als Dämon, von Gott als Luzifer angesehen. Theoretisch, jedoch, könnte man auch sagen, dass ein Engel existiert, deswegen darf sein Gegenteil nicht existieren, was bedeuten würde, dass Engel kein Gegenteil besitzen. Dies, wiederum, würde diese Frage als nicht existent erklären, nicht?
Immer wieder, seit den jüngsten Tagen meiner Kindheit, sah ich ab und zu eine Zeichentrickserie, in der gerade ein sogenannter „Gegenteiltag“ in der jeweiligen Folge war. Und auch, wenn ich schon jahrelang nicht mehr TV schaue, fällt mir diese Frage beim Herumphilosophieren immer wieder ein:
Wenn bspw. der Protagonist, dieser Serie nun am Gegenteiltag, da er normalerweise das T-Shirt auf dem Oberkörper, und die Hose auf dem Unterkörper trägt, seine Hose auf dem Oberkörper und falsch herum, und sein T-Shirt auf dem Unterkörper und falsch herum trägt, wieso tut er dies?
Man könnte hier, je nach Definition, auch sagen, dass der Protagonist eine Hose trägt, deswegen darf er am Gegenteiltag keine Hose tragen.
Weiß jemand eine Lösung, auf dieses, in meinen Augen, paradoxe Verhalten des Gegenteils?
3 Antworten
Guten Abend. Na ja,- das wäre aber auch mit 3 Minuten Wiki gegangen, oder?
OK. - also: Im philosophischen Terminus - also formallogisch - unterscheidet man sowohl aussage- als auch begriffssystematisch bei dem Sachverhalt "Gegenteil" ( genauer ausgedrückt: Gegensatz) zwischen >kontradiktorisch< und <konträr<. Diese Unterscheidung entsteht durch die Berücksichtigung eines wichtigen Merkmals (Kriterium / Parameter) innerhalb eines logischen Aussagesystems und basiert letztlich auf der Frage: behaupte ich das
a) Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein einer Entität als Gegensatzdefinition (Fachausdruck: kontradiktorisch) - also: das Kalte vs. das Nicht-Kalte ( im Sinne von kalt / nicht-kalt)
oder
b) Vorhandensein einer Eigenschaft oder Vorhandensein einer entgegengesetzen Eigenschaft einer Entität (Fachausdruck: konträr) also: das kalte (Etwas) vs. das warme (Etwas).
Das "Gegenteil" (fachlich: der Gegensatz) hat also zwei Dimensionen, die es für eine logisch gültige Aussage zu beachten gilt.
Gegensatz (Aussage / Begriff) = kontradiktorisch oder konträr.
Gruß
Wow. Unglaublich. Habe den Text zweimal lesen müssen um ihn annähernd zu verstehen. Zumindest glaube ich es verstanden zu haben.
Wenn ein Engel existiert, dann kann sein Gegenteil (in Deinem Fall der Dämon) auch existieren. Umgekehrt genauso. Warum sollte die Existenz des "einen" das "andere" kategorisch ausschließen in dem Zusammenhang?
Das Gegenteil auf welches Du mit Deiner Kindheitserinnerung triffst ist weit weniger schwierig zu erläutern als Du glaubst meiner Meinung nach:
Es geht lediglich darum zu definieren was man als "Gegenteil" sieht. In Deinem Fall mit der vertauschten Hose und dem T-Shirt ist mit "Gegenteil" vermutlich gemeint dass eine Hose für die Beine ist und ein T-Shirt für den Oberkörper. Das Gegenteil davon wäre dann die Hose am Oberkörper zu tragen und das T-Shirt als Beinkleid.
Da eben nicht definiert ist was als "Gegenteil" für den Protagonisten zu sehen ist, ist es wie ich oben geschrieben habe. Nimmt man als "Gegenteil" von Bekleidung insgesamt aber die Nacktheit, dann dürfte der Protagonist - wie Du schon erwähnt hast - eben keine Kleidung tragen.
Einfach nur eine Frage von Definition. Meine Vermutung: der "Gegenteiltag" lief in einem Kinderprogramm und ich vermute mal dass es sich kein Sender leisten konnte eine nackte Person im Kinderprogramm zu zeigen ohne richtig Ärger zu kriegen.
Ok, das macht mir die Sache klarer. Damit etwas existieren kann muss nicht zwangsläufig ein Gegenteil davon existieren. Jedoch eine grundlegende Aktion die die Existenz des "einen" geschaffen haben.
Natürlich kann der Verstand ein "Gegenteil" für etwas finden das existiert, dadurch wird weder das eine noch das andere zwangsläufig existent.
Soweit kann ich Deinem Gedankengang folgen. Ich denke die Antwort ist genau das was ich geschrieben habe, der Geist kann für alles ein Gegenteil finden - je nach Bezugspunkt - aber auch je nach Wirkung dessen was das "Eigentliche" macht. Und dazu muss es nicht existieren und wir bilden es uns, wie Du treffend erkannt hast, einfach ein.
Danke für deine Antwort. Habe, allerdings, eine Frage an dich. Nämlich, wollte ich fragen, was du damit meinst, dass du mein Geschriebenes ganze zwei Mal durchlesen musstest, bis du dachtest, es verstanden zu haben?
Soll ich das jetzt im positiven, oder im negativen Sinne, also entweder als Kompliment, oder doch als starke Kritik bezüglich meinen Formulierungskünsten auffassen?
Nun ja, bei einfachen Themen reicht es mir meist den Text zu überfliegen. Wenn dann aber etwas komplexer wird, wie in Deinem Fall - dann reicht überfliegen nicht mehr. Dann muss ich es lesen.
Da Du aber verschiedene Aspekte in Spiel gebracht hast die nur teilweise in Verbindung stehen musste ich den Text zweimal lesen ob ich nicht vielleicht doch einen Zusammenhang übersehen habe.
Das hat wie gesagt nichts mit dem Schreibstil zu tun oder Deiner Ausdrucksweise (welche ich übrigens durchaus als angenehm empfinde) sondern liegt tatsächlich an der Komplexität der Thematik.
Du hast das wichtigste schon angedeutet - du fragst nach einer exakten Definition des Gegenteils.
Es gibt kein "Gegenteil an sich", sondern man braucht eine Beziehung und/oder einen Fixpunkt, woran man ein Gegenteil festmachen kann.
Ein Beispiel: neulich wurde hier nach dem Gegenteil (Gegenwort/Antonym) von "lernen" gefragt. Mein erster Gedanke war "vergessen" - hier geht Wissen verloren, das vorher beim Lernen gewonnen wurde, also das Gegenteil in Beziehung zum Wissensfundus. Das stand aber nicht unter den Auswahlen - dort stand dafür "lehren". "Lehren" ist das Gegenteil von "Lernen" in der Schüler-Lehrer-Beziehung. Aber es wurde auch "wissen" als Gegenteil vorgeschlagen - hier wird "behalten" (statisch) als Gegenteil von "hinzugewinnen" (dynamisch) aufgefasst.
In der Mathematik kennt man die "Gegenzahl", die "negative Zahl" zu einer gegebenen Zahl. Damit kann man eine Addition rückgängig machen. Die "Gegenzahl" ist also das Gegenteil der Zahl bezüglich der Addition. Besonders interessant ist die 0 - sie ist ihre eigene Gegenzahl
Aber man kennt auch die "Kerhzahl", den "Kehrwert" zu einer gegebenen Zahl. Damit kann man eine Multiplikation rückgängig machen. Die "Kehrzahl" ist also das Gegenteil der Zahl bezüglich der Multiplikation. Besonders interessant ist hier wieder die 0 - sie hat keine Kehrzahl.
Dann gibt es noch die Sache mit der starken und der schwachen Verneinung. Wenn ich pappsatt bin, möchte ich nichts essen, in dem Sinne, dass ich etwas möchte, nämlich mich des Essens enthalten. Wenn mir also jemand etwas anbietet, und sei es eine meiner Lieblingsspeisen, werde ich ablehnen. Das ist die "starke Verneinung".
Es gibt aber auch den Fall, dass ich weder satt noch hungrig bin. Auch jetzt möchte ich nichts essen, aber in dem Sinne, dass ich nicht den Wunsch habe, etwas zu essen. Aber wenn mir jemand etwas anbietet, werde ich es annehmen. Das ist die "schwache Verneinung".
(Und dann gibt es noch das Gegenteil - wenn ich mich "übergessen" habe, möchte ich etwas Unappetitliches tun, das in einem noch stärkeren Sinn das Gegenteil von "wünschen, etwas zu essen" ist, als "angebotenes Essen abzulehnen".)
Achso ;D dann fasse ich das wohl nicht als Kritik auf.
Was mich größtenteils an dieser Frage beschäftigt hat, war, jedoch, dass, solange etwas existiert, das Gegenteil dieses Etwas nicht existent sein muss. Da gebt ihr mir doch Recht, nicht?
Nun kommt, allerdings, die Frage hoch, wie denn etwas, das nicht existiert, das Gegenteil von etwas sein kann?
Müsste darauf nicht folgen, dass es das Gegenteil an sich gar nicht gibt, und wir uns jenes nur einbilden?