Westernpferd englisch reiten und anders rum?

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Es ist einfacher ein Western gerittenes Pferd auf Englisch umzustellen als anders herum. In der Westernreiterei wird ein Pferd ja auch nicht am losen Zügel eingeritten, sondern die Jungpferde anfangs ganz normal auf Wassertrense am anstehenden Zügel gearbeitet - natürlich nicht so in Aufrichtung wie ein Englischpferd, das wäre auch anatomisch bei den Quartern gar nicht gesund - aber von der Hilfengebung her nicht viel anders als ein englisch gerittenes Jungpferd.

Erst danach fängt man damit an das Pferd nach und nach mehr in Selbsthaltung zu reiten und es unabhängiger vom anstehenden Zügel zu machen und - je nach Disziplin - selbstständig arbeiten zu lassen. Da kommt es jedoch sehr stark auf die Disziplin an wie selbstständig man das Pferd haben will. In den Arbeitsdisziplinen wie Cutting und Co braucht man ein Pferd was selbstständig ist - da versucht der Reiter möglichst wenig zu stören. In einer Disziplin wie im Trail zum Beispiel braucht man jedoch inzwischen Pferde bei denen man jeden Tritt steuern kann - die reitet man dann viel mehr "am Bein". Bzw. schaut man sich mal eine Hunter an ist von der Hilfengebung tatsächlich gar nicht mehr so wahnsinnig viel Unterschied zum Klassisch gerittenen Pferd.

Im Prinzip kennt aber jedes - gut ausgebildete - Westernpferd auch die Arbeit am anstehenden Zügel und wird demzufolge wenig Probleme haben sich umzustellen.

Anders rum ist es deutlich schwieriger. Das ist im Übrigen auch ein Grund weshalb ich einige meiner Dressurpferde verkauft habe als ich zum Westernreiten gewechselt bin - es wäre einfach schwachsinnig gewesen die noch umzupolen.

Für den Reiter finde ich eine englische Grundausbildung prinzipiell super sinnvoll, da im klassischen einfach nach wie vor viel mehr Wert auf einen ordentlichen ausbalancierten Sitz gelegt wird, was einem später natürlich auch im Westernreiten zu Gute kommt.

Hier ist also die Umstellung von Englisch auf Western deutlich einfacher als anders herum. Ein Klassischreiter wird auf einem Westernpferd viel leichter zum sitzen kommen, da er ja viel schwungvollere Gänge gewohnt ist. Ein eingefleischter Westernreiter kommt dagegen zum einen mit der Fülle an Hilfen, aber auch mit dem viel schwungvolleren Gangwerk der Pferde schlecht klar. Da wird dann oft versucht den schwungvollen Gang "rauszureiten" und viel zu untertourig geritten damit der Reiter sich wohl fühlt und das sitzen kann ;D

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hm, pauschal schwierig zu sagen. Aber ich denke, ein Westernpferd hat definitiv ein Thema damit, wenn es von Hilfen die bisher aus Impulsen bestanden quasi auf "Dauerkontakt" (Reiterbein, Anlehnung,...) umgestellt wird. Anders rum ist es für das Pferd evtl. nicht so schwierig - kommt eben drauf an.

Für den Reiter könnte ich mir vorstellen ist die Umstellung von Englisch auf Western schwieriger als anders rum.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Punkgirl512  05.03.2020, 11:50

Habe schon genug Westernreiter kennen gelernt, die ihre Pferde auf Dauerkontakt am Bein gepolt haben. Solange das Bein dran lassen, ist es weg, geht das Pferd aus - hatte selbst so einen Fall bei mir, fand ich recht ungewohnt, für den (wirklich nicht schlechten!) Herrn völlig normal.

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PeppysGirl  05.03.2020, 13:14
@Punkgirl512

Das macht bei den Allround Pferden auch total Sinn. Ich bilde meine genau so aus, die müssen sich jeden Schritt "abholen".

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Punkgirl512  05.03.2020, 13:19
@PeppysGirl

Für mich war das total ungewohnt :D Der Herr war ein hohes Tier bei der QHAL und seine Kinder sind international erfolgreich unterwegs, der Sohn hauptsächlich Reining. Hatte nicht erwartet, dass da so viel Kraft im Bein gehalten werden muss. Ich bin ja eher die Impulsreiterin. Am Anfang alles etwas holprig - später dann sehr schön fein mit "1x Treiben = Trab" grob gesagt. Finde ich viel angenehmer. Zumindest kann ich so differenzierter auf die Biegung eingehen und neige persönlich dann nicht so sehr mehr zum Klammern.

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PeppysGirl  05.03.2020, 13:24
@Punkgirl512

Ich kenne Trainer beider Varianten - auch bei den "Großen" Reitern spalten sich da die Meinungen. Für mich persönlich funktioniert die dauerhafte Hilfengebung super gut und ich finde auch dass ich meine Pferde dadurch vor allem in Trail und Horsemanship viel präziser steuern kann. Natürlich "quetsche" ich da auch nicht jeden Schritt raus, aber dennoch ist die Wade quasi immer angespannt solange sie selbst in Spannung bleiben sollen. Entspanne ich mich dann heißt das für die einen Gang zurückschalten.

Ist nur blöd wenn man sich mitten in der Prüfung denkt "Hach, was für ein schöner Galopp", zack mal tief ausgeatmet und Pony pariert natürlich promt durch. Byebye Platzierung ;D

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Punkgirl512  05.03.2020, 13:27
@PeppysGirl

Das mit dem Ausatmen kenn ich auch - besagter Quarter, Cutter, hat mich vor allem im ersten Jahr damit regelmäßig aufs Horn gehauen. Galopp, ausatmen - zack, Pferd steht. Mit Hinterhand. Irgendwann hatten wir uns dann geeinigt.

Dass das für Trail und HMS Sinn macht, hatte ich bisher noch nie bedacht - danke dafür! Stimmt, da ist es ja auch gewünscht, jeden einzelnen Schritt einzeln kontrollieren zu können.

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Punkgirl512  05.03.2020, 13:28
@PeppysGirl

Natürlich bin ich sehr kurz, hatte für mich zu lange Bügel und konnte mich beim Ausatmen dann nicht ausreichend ausbalancieren... Hallo, Horn! Schön, dich in meinem Unterleib zu haben...

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Shiraunddati  05.03.2020, 16:22
@Punkgirl512

Naja dann reitet er scheinvar falsch wir haben hier auch eine Westernreiterin, sie auch Tuniere geht und da ist der schenkel entweder schneller oder höhere Gangart. Das Pferd bleibt dann solange in dem Tempo wo bis ein neues Signal kommt

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Punkgirl512  05.03.2020, 20:33
@Shiraunddati

Das hat PeppysGirl ja schon gut gesagt, wofür sie ein Pferd so ausbildet. In der Reining kann ich mir vorstellen, dass das sinnvoller ist, auf Impulse zu gehen. In den Rinder und Arbeitsklassen sowieso.

Von daher gibt es solche und solche. Ich kenne Western inzwischen sowohl als Impuls als auch mit "Dauerdruck". Selbiges kenn ich auch beides von Englischreitern. Mir ist Dauerdruck zu anstrengend, laufen kann das Pferd selbst. In der Versammlung kommen bei mir auch mehr Schenkel ins Spiel, aber auch erst dann eben vermehrt. Heißt ja nicht, dass man dann nicht mehr darüber biegt.

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Shiraunddati  05.03.2020, 21:02
@Punkgirl512

Im Reainig bildet man eigentlich ein Pferd so aus das es von alleine die Rinder eintreibt. Also nicht direkt wieder weg hüpft sondern den weg verspert.

Und ich weiß was pepsygirl meint habe mir das aber so erklären lassen. Ein guter Westernreiter gibt wenig hilfen, auch bei schnellen richtungswechseln, heißt das Pferd wurd so geschult dass kein dauerhafter Druck von nöten ist. Weil es aus dem Galopp heraus mit nur einem impuls stehen bleiben kann und kerrt machen kann und das nicht durch permantes klopfen, sondern eine Hilfe für eben einen impuls. Klar wenn man viele richtungswechsel oder tempowechsel macht kommen die impulse eben schneller, aber es wird nicht geklopft und permanent druck ausgeübt, dass soll spätestens in der plesure krasse punktabzüge geben.

Wie gesagt so habe ich mir das sagen lassen. Ein guter Westernreiter auf einem gut ausgebildeten Pferd gibt so wenig hilfen wie möglich

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Punkgirl512  05.03.2020, 21:44
@Shiraunddati

Jetzt verwechselst du Reining mit Cutting. Cutting ist das mit den Rindern, Reining die Galopp Dressur quasi mit Sliding Stops und Spins.

Prinzipiell ist das auch so. Und doch gibt es scheinbar Klassen, in denen man mit stetigem Kontakt besser arbeiten kann. Eben da, wo man wirklich exakt jeden Schritt steuern muss. Peppy spricht ja auch von Trail und Horsemanship, wo es auf Genauigkeit des einzelnen Schrittes ankommt.

Klopfen ist generell nirgendwo erwünscht.

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PeppysGirl  06.03.2020, 08:00
@Shiraunddati

Du verwechselst da was: Reining ist das mit den Stops und Spins und ja - da wird vermehrt auf die Impulsreiterei gesetzt. Ich denke auch dass die Reiterin mit der du gesprochen hast in dieser Disziplin Zuhause ist. Das mit den Rindern nennt sich Cutting, und ja - auch da braucht man ein Pferd was selbstständig handelt, würde der Reiter da mit Dauerdruck reiten würde das auch nie funktionieren. Vielmehr wird da darauf gesetzt das pferd komplett alleine arbeiten zu lassen und nur im Notfall überhaupt einzugreifen.

Neben diesen "Arbeitsdisziplinen" gibt es jedoch noch eine Reihe anderer Disziplinen, wie eben zum Beispiel Horsemanship und Trail. Da muss ich mein Pferd am Bein haben da ich - wie auch unten schon erklärt - sonst die Anforderungen nicht schaffen werde. Schau dir Z.B. mal folgendes Video an, da sieht man es schön wie wichtig es hier ist mit Bein zu arbeiten und nicht ohne. Ohne Bein würde er weder das Back Up, noch die Schlangenlinien, noch die engen Wendungen so präzise reiten können.

https://www.youtube.com/watch?v=xDx7koR4yAM

Solche Pferde/Reiter wirst du allerdings nie so in einer Reining reiten sehen.

Daher ist quasi beides richtig und nur davon abhängig was man mit dem Pferd reiten möchte.

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PeppysGirl  05.03.2020, 13:01

Das kommt drauf an. In manchen Western-Disziplinen ist man inzwischen auch dabei die Pferde mehr an dauerhafte Hilfen zu stellen.

Die Impulsreiterei kommt ja mehr aus der Arbeitsreitweise wo es halt einfach müßig war das Pferd ständig "treiben" zu müssen und man das Pferd selbstständig arbeiten lassen wollte.

In Disziplinen in denen dagegen Wert auf Präzision gelegt wird und ist es aber sinnvoller die Pferde am Bein zu haben und sie Tritt für Tritt zu steuern.

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Shiraunddati  05.03.2020, 21:03
@PeppysGirl

Also das wurde mir halt auch anders gesagt. Auch wo präzion gefragt ist, darf das Pferd nicht dauerhaft am Bein gehalten werden sondern muss auf einzelne impulse sofort reagieren können. Aber wie gesagt ich bin kein Westernreiter, habe mir das nur von einem westernreiter erklären lassen, die auch eben erfolgreich Tuniere geht

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PeppysGirl  06.03.2020, 07:50
@Shiraunddati

Westernreiten ist nicht gleich Westernreiten. Wie ich oben erklärt habe kommt es ganz auf die Disziplin an die du reitest.

Und natürlich muss das Pferd immer sofort reagieren, das ist ja völlig unabhängig davon wie ich es reite. Es macht aber einen gewaltigen Unterschied ob ich mein Pferd dauerhaft am Bein begleite und so jeden Tritt im Notfall korrigieren kann oder ob ich mein Bein weg nehme und das Pferd so lange das tut was es gerade tut bis ich ihm ein Neues Kommando gebe - das haut nämlich in Disziplinen in denen du alle paar Tritte was Neues brauchst nicht hin. Glaub mir ich spreche da aus eigener Erfahrung :)

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für ein gut und wirklich korrekt gerittenes Pferd ist es kein Problem, wenn es "zwischendurch" auf Western umgestellt wird. Die Reiter tun sich schwerer damit, insbesondere, wenn das Pferd nicht reell geritten wurde bis dato.

Was einfacher ist, hängt also auch vom Pferd und vom Reiter ab, wie talentiert derjenige ist.

Auch Westernpferde werden oftmals englisch geritten, siehe Hunter-Klassen - nicht mit arg hoher Aufrichtung aber vom Grundprinzip her "Englisch".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Möglich ist es schon – man muss die Ausbildung vom Pferd halt wieder neu anfangen. Dazu kommt noch dass jüngere Tiere schneller lernen als ältere. Als ein Pferd das 20 Jahre englisch geritten worden ist, wird sich schwer tun, auf Western umzusteigen.

Dazu kommt noch was für Ansprüche man hat. Mal auf Western umstellen und dann so durch die Gegend reiten geht schon – wenn es dann richtig Reining etc gehen soll wird das evt schon schwieriger.

 

Für das Pferd wäre es halt wichtig bei einer Reitweise zu bleiben da es sonst zu Verwirrungen kommen kann und es entsteht eine Misch-Masch Reitweise. Reiter und Pferd kommen gut damit zurecht – aber sobald ein anderer Reiter oben sitzt wird es Kommunikationsprobleme mit dem Pferd geben.

Ob ein Pferd jetzt von Western auf Englisch oder Englisch auf Western umgeschult wird, macht für das Pferd keinen großen Unterschied.

Wenn der Reiter sich gleich mit umschulen lässt, dann kommen die Probleme des Pferdes eher von diesem.
Da man als Reiter ja jeweilige Sachen einfach „drin hat“, man muss (metaphorisch gesehen) die Festplatte löschen und alle Daten neu speichern, das ist für den Reiter natürlich nicht so leicht.
So wird man dem Pferd teilweise widersprüchliche Signale geben.

Aber kommen wir nochmal zum Reiter.
Ich denke für den Reiter ist es einfacher von Western auf Englisch umzuschulen.

Da man beim Westernreiten ja oft das Pferd selbst machen lässt, nicht auf jeden Schritt „aufpasst“ und einfach vor allem an den Zügel dem Pferd sämtliche Freiheiten bietet, ist es denke ich für den Reiter einfacher die „Kontrolle aufzunehmen“ als wie bei Englischreitern dann die „Kontrolle abzugeben“.

Versteht man was ich meine?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich reite seit meiner frühen Kindheit; habe 2 eigene Pferde