Weshalb richtet sich Ferdinand Schröders Kritik sowohl gegen den preußischen König als auch gegen die Revolutionäre?

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Die Frage ist wahrscheinlich auf eine Karikatur (Lithographie von Friedrich Schröder, 1849, Düsseldorfer Monatshefte) bezogen. Die Bildunterschrift heißt: „Wat heulst'n kleener Hampelmann?" – „Ick habe Ihr'n Kleenen 'ne Krone jeschnitzt, nu will er se nich!"

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wat_heulst%27n_kleener_Hampelmann.jpg

einiges zur Deutung:

https://www.gutefrage.net/frage/was-will-der-karikaturist-aussagen--die-ablehnung-der-kaiserkrone#answer-22954158

Die Karikatur bezieht sich auf die Ablehnung der Kaiserkrone durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Am 3. April 1849 hatte er der Kaiserdeputation (Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung), die ihm die Kaiserkrone anbot, zunächst ausweichend geantwortet, als er sie im Berliner Schloss empfing. Nach dieser verklausulierten Ablehnung wies Friedrich Wilhelm IV. am 28. April 1849 endgültig die Kaiserwürde zurück.

Der Mann, der die Krone geschnitzt hat, ist nach den Gesichtszügen Heinrich von Gagern (vom 19. Mai bis 15. Dezember 1848 Präsident der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche und vom 17. Dezember 1848 bis 10. Mai 1849 Reichsministerpräsident, Reichsinnenminister und Reichsaußenminister). Er hatte wesentlichen Anteil an der Entscheidung der Nationalversammlung für die kleindeutsche Lösung mit einem Erbkaisertum für den preußischen König in der Verfassung vom 28. März 1849 (daher hat er die Krone „geschnitzt“).

Der „Kleine“, der die Krone nicht haben will, ist König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.

Die Karikatur macht sowohl König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen als auch Heinrich von Gagern (ein liberaler Politiker, stellvertretend für die Revolutionäre, die eine Kaiserwürde eines deutschen Nationalstaats angeboten haben) lächerlich. Sie werden als kleine Kinder dargestelllt und ihr Verhalten wirkt wenig überzeugend und begeisternd.

Mit der Anrede „Hampelmann“ (jemand der unruhig zappelt, wenig zielgerichtet handelt, vergebliche Versuche unternimmt, leicht lenkbar und willensschwach ist) wird Heinrich von Gagern ein Stück weit lächerlich gemacht. Er weint und reibt sich mit der linken Hand eine Träne aus dem Auge. Die Lippen sind in einem Schmollen verzogen. Er trägt Unterkleidung und Sandalen oder Pantoffeln an, um ihn auf dem Boden liegen eine Krone und ein Kreisel mit Stecken, außerdem ist ein Kartenhaus aufgebaut. Er sieht auch so aus, als ob er etwas verschlafen hat und gescheitert ist. Der Kreisel dreht sich nicht, die Revolution hat ihren Schwung verloren. Die Pläne drohen wie ein Kartenhaus zusammenzufallen. Hoffnungen gehen unter.

Rechts steht der „Kleine“ (mit einem Schnuller und auch einem Helm mit Spitze [Pickelhaube]), der wie ein überreichlich ernährter Junge aussieht (stark gerundeter Bauch, rundliches Gesicht). Er ist dabei, einen Bären (etwa in seiner eigenen Größe) zu umarmen oder zu streicheln, der sich auf den Hinterbeinen aufgerichtet hat und in der rechten Pfote eine Peitsche trägt. Der Junge grinst zufrieden. König Friedrich Wilhelm IV. ist eng mit dem russischen Bären verbunden, der zufriedengestellt wird (allerdings hat die autokratische Monarchie [Nikolaus I.] auch die Drohung gewaltsamen Niederschlagens in der Hand).

Es kommt kein deutscher Nationalstaat mit einer verwirklichten Verfassung, mehr Freiheit und Mitbestimmung der Bürger zustande.

Kritisiert wird an den liberalen Revolutionären ein Mangel an Tatkraft in dieser Zeit. Sie haben einen passenden Zeitpunkt für die Verwirklichung ihrer Ziele verpasst und stehen ziemlich hilflos und selbstmitleidig da.

König Friedrich Wilhelm IV. hat einen Plan eines deutschen Nationalstaats (mit einer „kleindeutschen Lösung“, also Preußen als vorherschender Macht) scheitern lassen. Kritisiert wird dies und seine Bevorzugung eines guten Verhältnisses zur despotischen Monarchie Russland.