Werden den Menschen der Unterschicht leichter depressiv?

11 Antworten

Hallo!

Mit dem unschönen Ausdruck "Unterschicht" hat das nix zu tun, nur mit der eigenen Einstellung, eventuell dem Umfeld und der eigenen psychischen Stärke. Klar - wer immer Misserfolge einfährt und sich dann noch an Anderen misst, der neigt eher dazu, sich selbst schlecht zu machen und depressiv zu werden, weil er merkt, was andere haben und denkt schlechter zu sein.

Ich kenne übrigens mehr "Gebildete", die depressiv wurden als "einfach Strukturierte" und wenig Gebildete, die depressiv wurden oder psychische Probleme bekommen haben. Wer sehr gebildet ist, macht sich oft viel zu viele Sorgen und Gedanken, wodurch er sich selber im Weg steht.

Jetzt muss ich mich selber zitieren um noch was zu erläutern!

Klar - wer immer Misserfolge einfährt und sich dann noch an Anderen misst, der neigt eher dazu, sich selbst schlecht zu machen und depressiv zu werden, weil er merkt, was andere haben und denkt schlechter zu sein.

Ich kenne Leute, die einen meiner Ansicht nach guten und nicht beschämenden oder peinlichen Job haben, ohne sich aufzumotzen durchaus attraktiv sind, ein seriöses und nicht bildungsfernes Umfeld - und trotzdem depressiv sind, sei es weil sie keine Kinder haben oder keinen Partner, sich im Job ungeliebt fühlen, in einer unangenehmen Wohnregion leben oder einfach immer denken benachteiligt zu werden, obwohl man doch alles hat was man braucht, ja sogar ein bisschen mehr.

Ich habe da eine eigene These: Die Leute sind oft zu wenig zufrieden und haben zu hohe Erwartungen und Ansprüche an ihr Umfeld und sich selber, deswegen werden sie schneller depressiv und vergleichen sich zu viel mit anderen. Das ist aber ein Problem unserer Zeit. Früher hatten die Menschen viel weniger und waren zufriedener. Oft kommt noch dazu, dass man sich online oder in sonst einer Rentnerbravo informiert, sich als Hobby-Doc aufspielt und meint, "ich hab des und des und ach Gott, ja, des hab ich auch noch" weil man was gelesen hat, von den man meint es könnte auf die eigene Lage auch durchaus zutreffen. Und dann klickt man sich vom Gesundheitslexikon in Facebook rein und sieht ----> aha, der und der fährt jetzt einen neuen Audi und der und der hat grad Urlaub gebucht auf den Bahamas, während man selbst einen Ford fährt und den Urlaub irgendwo in Bayern verbringt. Nur sieht man halt nicht, dass sich die Audifahrer und Bahamasurlauber verschuldet haben. Es gehören immer zwei Seiten dazu.

Wer halbwegs was auf sich hält ohne arrogant zu sein, der kann Depressionen vermeiden. Gar nicht schlecht ist das Buch "Sorge dich nicht - lebe!" von Dale Carnegie, das ich an dieser Stelle empfehlen kann. Es ist alt, glaube ich in den 50ern rausgekommen aber in aktualisierten Fassungen immer noch zeitgemäß und eine schöne, lockere Lektüre, die vieles erlebbar macht über das man sich zuvor keine Gedanken machte.

Du für dich kannst ja versuchen nochmal einen Beruf zu erlernen. Zu spät ist es nie. Ich war jüngst mit einem Flüchtling (32 Jahre) auf einer Lehrstellenmesse - wir bekamen gesagt, es gäbe noch viel ältere Leute, die eine Lehrstelle suchen, er sollte es probieren und bei Aldi hat er sogar vor Ort schon eine reelle Chance zugestanden bekommen. Man muss nur wissen was man will und in Zeiten massenhaft unbesetzter Stellen sollte man sich einfach aufraffen :) Wichtig ist: Wer die Welt verändern will, der muss bei sich selber anfangen...!

Alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Da gibt es keine Korrelation, die allgemeingültig wäre. Man müsste im Übrigen auch "Unterschicht" definieren.

Es gibt (psychosoziale) Faktoren, die Depressionen begünstigen. Wobei auch hier wiederum beachtet werden muss, dass es unterschiedliche Symptome und "Arten" von Depressionen gibt.

Somit könnte im Einzelfall (!), das Aufwachsen in instabilen Lebensverhältnissen ein Risikofaktor sein.

Man kann auch wenig Geld haben, in finanziell schlechten und bildungsarmen Elternhäusern aufwachsen. Durch die angemessene Erziehung der Eltern dennoch eine stabile Persönlichkeit aufbauen, die resistent gegen Stress und somit z.B. Depressionen ist.

Daneben gibt es noch eine Reihe komplexer anderen Faktoren, die eine Depression auslösen oder begünstigen können.

Leistungsdenken ist übrigens ein Faktor, der Erschöpfungsdepressionen begünstigst und aufrechterhält, da könnte man ja fast den umgekehrten Schluss ziehen und die Behauptung aufstellen, dass Kinder die in einem besonders erfolgreichen und zugleich fordernden Haushalt aufwachsen, solche Muster verinnerlichen: Ich bin nur etwas Wert, wenn ich gut in der Schule bin und somit die Grundlage dafür gelegt sei im Laufe der Berufsbiographie an einer Erschöpfungsdepression zu erleiden.

Es gibt jedoch keinen allgemeingültigen Zusammenhang.

Der Weg der Vermeidung und andere Verhaltensmuster, das könnte etwas sein, dass du gelernt hast durch deine Erziehung. Diese Muster/Verhaltensweisen können Depressionen begünstigen.

Hier Infos zu Entsehungsmodellen: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/depression/hintergrund

Ich halte das für durchaus möglich!

Gerade in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit ist es mit einer „Intelligenzminderung“ sehr schwer, dem Leben standzuhalten.

Die Probleme dieser Menschen liegen oft darin, dass sie nur Jobs im Geringverdienerbereich haben, Hartz IV-Empfänger sind und mit den täglichen Situationen nicht klar kommen und sich nicht zu helfen wissen.

Sie setzen sich, wie gebildetere Menschen auch, Ziele, die sie aber nicht erreichen können, da ihnen oft durch ihre Unwissenheit „Steine in den Weg“ gelegt werden. Sie beneiden allerdings andere Menschen, bei denen es alles viel besser funktioniert, sind aber meistens nicht bereit, sich weiterzubilden. Dazu müssten sie sich eingestehen, dass sie selbst „zurückgeblieben“ sind.

Auffällig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass bei diesen Menschen jeder 10. Satz lautet: „Ich bin ja nicht doof“.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 34 Jahren an Depression und Dysthymia erkrankt.

Wie definierst du Unterschicht? Finanziell oder bildungsmäßig? Man kann eine gute Bildung und wenig Geld haben oder umgekehrt viel Geld aber wenig Bildung genossen haben. Bildung ist dabei nicht nur formal gemeint.

Wenig Geld kannn zu Sorgen und Sorgen zu Ängsten führen und zu Überforderung und damit ggf. auch zu Depression ("alles wird zu viel", man weiß nicht, ob man die Miete, Heizung, Essen zahlen kann, ob das Kind mit zur Klassenfahrt kann oder ob man Geld für Weihnachtsgeschenke hat).

Wenig Bildung kann zu Scham oder Ausschluss aus bestimmten Freundeskreisen führen. Man hat ggf. weniger mentale Ressourcen, Ideen, wie man harte Zeiten überstehen kann. Man kann einer Depression vielleicht weniger entgegensetzen.

Auf der anderen Seite leiden gerade MAnager etc. auch oft an Burnout, ggf. auch später an damit verbundener Depression und diese Menschen haben in der Regel eine gewisse Bildung und recht viel Geld.

Ich denke, es kommt - neben der körpereigenen Biochemie - sehr auf die mentalen Ressourchen an, darauf, wie man mit Stress umgeht, ob man kreativ wird, sich selbst zu helfen versucht, ob man einen guten Freundeskreis/ Unterstützung im Verwandtenkreis hat. All das kann man mit oder ohne viel Geld haben. Bildung könnte helfen, Strategien gegen die Depression zu entwickeln oder frühzeitig zum Arzt zu gehen.

Jeshua30 
Fragesteller
 29.10.2019, 01:35

Wenig Geld und wenig Bildung.

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Es ist in der Fachwelt bekannt, dass diese Erkrankung in allen gesellschaftlichen Schichten gleichermaßen vorkommt.

Jeshua30 
Fragesteller
 29.10.2019, 01:33

Also kann ein gut verdienender Arzt auch depressiv werden, obwohl er kaum Alltagssorgen hat?

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Carylee  29.10.2019, 02:56
@Jeshua30

Natürlich. Was denkst du denn? Man wird nicht depressiv weil man keine Altersvorsorge hat. Da steht was anderes dahinter.

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koten  29.10.2019, 08:32
@Jeshua30

Natürlich. Warum sonst geschieht das Leuten wie Robert Enke oder diversen Musik-Stars?

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Evoluna  29.10.2019, 12:16
@Jeshua30

ein gut verdienender Arzt kann auch depressiv werden, WENN er Alltagssorgen hat. (Wenn nicht, dann auch, man kann auch werden durch die unterförderung.) ob man sorgen hat oder nicht, hängt davon ab, ob man sorgen MACHT oder nicht, und dafür gibt es tausende gründe und es liegt auch am charakter oder vererbung. nicht weil man reich ist oder nicht.

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Evoluna  29.10.2019, 12:22
@koten

genau madonna musste auch Antidepressiva schlücken

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koten  30.10.2019, 05:46
@Jeshua30

Sorgen sind nicht der einzige Grund für Depressionen. Auch Situationen, die über längere Zeit andauern und einen fertig machen, können zu Depressionen führen. Da nützt Dir Geld nichts.

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