Wer versteht noch Papst Franziskus?
Ein Kommentar von Daniel Deckers
Papst Franziskus am Mittwoch (2.8.23) in Lissabon:
Papst Franziskus bleibt sich treu. Anstatt den russischen Aggressor und die Perversion von Religion durch das Moskauer Patriarchat beim Namen zu nennen, raunt er etwas von der Friedensunfähigkeit Europas. Es reicht.
Viel ist es nicht, was Papst Franziskus seit dem Beginn des Angriffskrieges von Putins Russland gegen die Ukraine zu dem Geschehen auf den Kriegsschauplätzen, in den Kirchen und den Regierungszentralen gesagt hat. Dem waffensegnenden Moskauer Patriarchen Kyrill fiel er bislang jedenfalls verbal nicht in den Arm.
Erst recht war er nicht willens (und vielleicht nicht dazu in der Lage), die in biopolitischen Kontexten wie Abtreibung und Sterbehilfe in hypermoralischem Tonfall in Anschlag gebrachte „Lehre der Kirche“ von der Heiligkeit und Unverfügbarkeit des Lebens auch im Blick auf die Unterscheidung von Angreifer und Angegriffenem, Kombattanten und Nichtkombattanten und vieles mehr anzuwenden.
Er verortet den Verursacher des Krieges implizit im WestenWie auch? Sich in die Lage der Opfer einzufühlen ist ihm ausweislich seines Tuns und Lassens auch in Sachen sexueller Missbrauch nie recht gelungen. Dass der Argentinier sich nun auch während des Weltjugendtages einer Rhetorik befleißigte, die implizit den eigentlichen Verursacher des Krieges in einem „friedensunfähigen Europa“, also im Westen, verortet, sollte niemanden überraschen.
Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. sprach 2006 in seiner „Regensburger Rede“ nicht nur von den Pathologien der Vernunft, sondern auch von denen der Religion. Er hat seither mehr Recht bekommen, als er es 2006 geahnt haben dürfte. Auch in Rom.
Papst Franziskus aber bleibt sich treu. Anstatt den russischen Aggressor und die Perversion von Religion durch das Moskauer Patriarchat beim Namen zu nennen, raunt er etwas von der Friedensunfähigkeit Europas.
6 Antworten
Die Kirche, bzw. der Papst macht hier, wie auch bei vielen anderen Themen, keine gute Figur. Wahrscheinlich steht dem Papst die orthodoxe Kirche näher als der dekadente Westen. Aber das hat auch eine historische Tradition. Während des 2. Weltkriegs hat der Papst auch keine gute Figur gemacht angesichts des Holocaust. 2000 Jahre kirchlicher Antijudaismus haben wohl auch da ihre Spuren hinterlassen.
Ich kann es mir nur so erklären, dass Franziskus sich gar nicht ernsthaft über den Ukrainekrieg informiert hat: Weder darüber, wie es dazu kam, noch darüber wie er im Detail verläuft.
Dieser Papst ist ein Apostat und ein Freund der Diktaturen. Die russische Regierung ist laut ihrem Sprecher Pescow begeistert von diesem Papst, der ihre Anliegen unterstützt. Ich persönlich bin Christ, werde aber die Kirche verlassen, weil deren Führer Verrat am Christentum begehen.
Ich find es sehr erstaunlich, wie naiv viele Deutsche sind, weil sie ständig davon ausgehen und erwarten, dass jeder auf der Welt ihre Sichtweise teilt.
Womit er ja auch recht hat. Europa muss zukünftig einen eigenen Weg gehen und zwar unter Einbeziehung Russlands. Es darf nicht länger der verlängerter Arm der USA sein.
Stimmt leider doch. Westeuropa bezahlt jetzt kräftig für eigene Naivität. Gut, dass Du derzeit nicht einer der uns derzeit vertretenden Politiker bist.
Wirtschaftlich ist man recht eng mit Russland, nicht umsonst waren wir in etlichen Abhängig. Doch letztlich hat ja der russische Unwillen sich an Verträge zu halten, siehe Ukraine und andere Probleme wie Menschenrechtsbrüche es erschwert.
Es hat ja Westeuropa nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion tatsächlich versucht, Russland in die eigene Entwicklung mit einzubeziehen: Das ging so weit, dass man in Westeuropa sogar gezielt weggesehen hat, als Putin begann, sich wieder Teile von Nachbarländern gewaltsam anzueignen. Wie unsagbar naiv führende westeuropäische Politiker damit gehandelt haben, zeigt sich eben jetzt.
In solcher Naivität weiter zu verharren, würde mit Sicherheit schlimm enden.
Westeuropa sollte froh sein, in der Ukraine ein Land gefunden zu haben, das sich entschieden russischem Imperialimus (und bedenkenloser Zerstörung von Kultur) entgegenstellt. Die Ukraine in ihrem Kampf ums eigene Überleben ganz entschieden zu unterstützen, ist nicht nur Gebot menschlichen Anstandes, sondern liegt sehr wohl auch in unserem ureigenen Interesse.
Wer das nicht begreift, dem wäre nicht mehr zu helfen.
Papst Franziskus scheint unfähig, zu begreifen, dass mit Verbrechern zu verhandeln
- keinen Sinn macht, und
- ihnen einen Teil des Eigentums der durch sie Überfallenen anzubieten, um sie zu besänftigen, grobe Ungerechtigkeit gegenüber eben diesen Überfallenen darstellen würde.
Franzismus, einer der vertrotteltsten Päpste der Geschichte. Seine Leistung = 0.
Daher wird er auch von den deutschen Massenmedien geliebt. Im Gegensatz zum intelligenten Vorgänger.
Leider hat diesen Weg zu gehen, sich ja eben als fatal falsch und deutlich zu naiv erwiesen.