Wer hat Erfahrungen mit Karst-Schäferhunden / Kraški ovčar?

4 Antworten

Genau wie sein polnischer weißer Vetter, der Tatraschäferhund (Owczarek Podhalanski) ist auch hier der Begriff Schäferhund ein bisschen schwammig formuliert.

Yarlung Tsangpo hat es hintreichend beschrieben. Wie der Owczarek, sein russisches Pendant Owtscharka und der Slawische Sarplaninac ist auch der Kraški Ovčar einer der Spezialisten, denen es in ihren Ursprungsländern obliegt, allein und selbständig ihre Herden (oder auch andere Objekte => Innerdeutsche Grenze zu Zeiten der DDR) zu bewachen.

Will man ihn als "Haus- und Familienhund" halten, so muss man sich seinen Hund erstens mit sehr viel Bedacht aussuchen, denn man will ja ein Tier haben, das sich nicht nur mit dem eigenen Rudel verträgt (darin sind sie wirklich großartig!), sondern auch Besucher, Passanten und sonstige "Reviereindringline" unbehelligt eintreten oder passieren lässt. Zweitens muss man sich - und zwar VORHER sehr, sehr gründlich über die Besonderheiten im Hinblick auf Wesen und Erziehung dieser unabhängigen Wächter informieren, - es sollte ganz sicher nicht der Erst- oder Zweithund eines Menschen sein, für den Hundeerziehung mit Clickertraining und nach Schema F erfolgen und Agility, sowie sportlicher Ehrgeiz sind, wenn überhaupt, nur sehr begrenzt möglich.

Touren durchs Gebirge, na sicher! Daran wir auch ein Herdenschutzhund Gefallen finden, ebenso wie Tisch, Bett und Sofa miteinander zu teilen. Und treu ist er unbedingt. Aber dickköpfig und in diesem Zusammenhang evtl. nicht leicht erziehbar und nicht leicht zu halten.

Keinen Garten zu haben ist für einen Herdi schon ziemlich fies, wo es doch seine Lebensaufgabe ist, auf einem gut gewählten Platz (oder mehreren, wenn man ein richtig schönes großes Grundstück hat!) http://www.youtube.com/watch?v=5flIqb-hyU4&feature=related

Schau dir bitte mal an, für welche Aufgabe solche Hunde gezüchtet sind und wie sie von der Welpenstube an an ihre eigentliche Aufgabe herangeführt werden. Sowas können wir - und müssen wir auch nicht - ihnen nicht bieten, aber es lässt einen ahnen, wie sehr man sich an einem solchen Hund versündigt, wenn man ihn nur in der Wohnung hält und ggf. am Wochenende mal den halben oder ganzen Tag mit ihm eine große Tour macht.

Das kann man bestenfalls durch - nicht gerade tägliche, aber doch fast tägliche - ausgedehnte Streifzüge durch die Natur wieder gutmachen. Und der Hund muss von Anfang an darauf trainiert werden, dass hier in dem Fall nicht er entscheidet, wer in die Wohnung darf und wer nicht. Wie in jeder Rasse gibt es auch bei den Herdenschutzhunden solche, die für ihre Aufgabe nicht taugen, weil sie zu brav sind, weil sie weder bellen, noch beißen lernen wollen, etc.

Diese findet man, wenn man in ihren Heimatländern (oder den Nachbarländern) die Tierheime und Tötungssammelstellen besucht, denn wer nicht zum arbeiten taugt, wird entsorgt. Da viele von ihnen als Kategorie 2 bei den Listenhunden aufgeführt sind, ist allerdings die Einfuhr nicht unproblematisch und bedarf der ordnungsamtlichen Genehmigung.

Ich schließe mich Yarlungs Schlusssatz an. Lieber noch zwei, drei mal drüber schlafen und Infos sammeln.

tabernake 
Fragesteller
 28.03.2012, 10:44

Ich habe mich ja schon mit diesen Hunden beschäftigt, habe auch eine Lektüre hier und war bis vor kurzem der Meinung, dass ich das schaffen und die Bedingungen einhalten kann. Aber wie du oben lesen kannst, habe ich mich umentschieden..Ihr habt REcht und bin euch dafür dankbar!

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Brigitta270755  28.03.2012, 12:29
@tabernake

Ja, ich habs gelesen, und kann dir sagen, du hast sowohl dem Richtigen das Sternchen gegeben, als auch die richtige Entscheidung getroffen. Hier erkenne ich einen Menschen, der nicht nur von "ich-will-haben"-Mentalität geprägt ist, die man hier so häufig trifft und ich drücke dir genau wie Yarlung die Daumen, dass du dein Langzeitziel erreichen und einem solchen Hund das richtige Zuhause geben kannst, damit er zufrieden und ausgeglichen wird.

Ihn glücklich zu machen, ist nicht schwer. Er liebt sein Rudel über alles und würde sicher nicht gleich leiden, wenn er nur eng mit der Familie - und gerne auch beim Frauchen im Bett und am Tisch! leben darf. Aber es kann sehr schwierig werden, mit einem solchen Hund umzugehen, ihn sicher zu "verwahren", sobald er seinen Job versieht und die Aufgabe ernst nimmt.

Vielleicht würde es dir gefallen, dich mal in einem Tierheim in deiner Nähe nach einem dieser grauen (od. weißen, bzw.schwarzen) Riesen umzuschauen ? Auch dort sind solche Hunde sehr unglücklich und sie freuen sich bestimmt sehr, wenn gelegentlich am Wochenende mal jemand vorbeikommt und mit ihnen spazieren geht.

Man muss sich natürlich erst mal das Vertrauen sowohl des Hundes, als auch der Tierheimmitarbeiter "verdienen", aber dann bekommst du die Chance, dich mit dem/den Hund/en (was vielleicht nicht zwingend gleichbedeutend sein muss mit der Rasse! ) kennen zu lernen & hast einen Begleiter bei Wanderungen.

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tabernake 
Fragesteller
 31.03.2012, 09:52
@Brigitta270755

Hi Brigitta! Danek nochmal für den Nachtrag. Aufbauend zu hören, dass man einen solchen Hund schnell glücklich machen kann :-)

Ins Tierheim gehe ich schon regelmäßig, habe so einen Gassi-Schein gemacht. Aber bisher durfte ich nur mit einem Cangal raus - aber das hat mir auch shcon sehr viel Erfahrung über die HSH gegeben. Mächtige Tiere ... sehr anmutig auch. Der Cangal zumidnest bewegt sich wie in Zeitlupe und hat einen Kopf, groß wie ein Löwe. Ist ein ganz anderes Gefühl mit so einem an der Leine spazieren zu gehen.

Ich halte mal Ausschau - vllt gibt es hier im Umkreis einen Kraski im Tierheim (ich wünsche es mir nicht!!), aber wenn es der FAll is, kann ich mich bei ihm ja mal vorstellen :)

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Ich finde Herdenschutzhunde ja auch toll - aber ich würde mir in meiner momentanen Situation keinen anschaffen.

Ich wohne zwar auch im Grünen und habe einen Garten, aber ich lebe nunmal nicht auf einem Einsiedlerhof mit hektarweise Grund - auch wenn es am Ortsrand liegt kommen an unserem Haus zu viele Leute vorbei als dass wir nen HSH halten könnten. Und ein Herdenschutzhund braucht nunmal ein wirklich großes, gut gesichertes Gelände, dass er bewachen darf.

Unser Tierheim arbeitet bsw. mit einem Tierheim zusammen, dass sich auf HSH spezialisiert hat - dort bekommt niemand ohne angemessen großen, gesicherten Garten einen Hund. Diese Hunde sind eben zum Wachen geschaffen, die brauchen auch das zum glücklich sein und nicht nur Auslauf.

Wie alle HSH ist der Istrianer kein Anfängerhund und generell eben auch eher ein "Ein-Mann-Hund". Als Herdenschutzhundbesitzer sollte man kein allzu geselliger Mensch sein: Besucher mag ein HSH nunmal nicht (was nicht heißen, soll dass man nie Besuch haben kann, aber es ist kein Hund den man mal zu Freunden mitbringen kann und man sollte ihn generell gut unter Kontrolle haben, was bei einem HSH durch seine Eigenständigkeit nicht gerade leicht ist). Wenn man einem Herdenschutzhund das Gefühl gibt, nicht alles unter Kontrolle zu haben, kann das einer der gefährlichsten Hunde überhaupt sein - denn ein HSH entscheidet selbst wann er eingreifen muss und wenn er das tut, dann kann das sehr böse ausgehen. Man muss also auch vom Charakter her eine absolute Autoritätsperson sein - über jeden Zweifel erhaben.

treu, lieb und eigenständig trifft alles auf HSH generell zu. Aber solche Eigenschaften sind schnell einfach mal daher gesagt.

Treu bedeutet in diesem Fall auch, dass der Hund sehr lange braucht um Fremden zu vertrauen - einen HSH aus dem Tierheim aufzunehmen, ist also tatsächlich oft schwieriger, als einen Welpen aufzunehmen (das sagen auch die Leute die in dem erwähnten Tierheim mit diesen Hunden arbeiten) - was aber nicht bedeutet, dass es nicht genauso problematisch wäre einen Welpen aufzunehmen, wenn man nicht das nötige Know-How hat.

Eigenständigkeit ist auch so eine Eigenschaft die ich an Hunden toll finde - aber eben hauptsächlich deshalb, weil ich gerne mit einem Hund arbeite, bzw. darin auch eine Chance für mich sehe an mir selbst zu arbeiten. Eigenständigkeit, hört sich erstmal ganz positiv an. Aber eigentlich widerspricht diese Eigenschaft dem, was die meißten Menschen von Hunden erwarten. Eben weil diese Hunde nicht an den Fersen ihrer Besitzer kleben und auch sonst keinen großen Ansporn darin sehen ihnen zu gefallen. Stattdessen hinterfragen solche Hunde das Verhalten ihrer Besitzer oft und zeigen auch recht deutlich ihre Unzufriedenheit mit einer Situation. Diese Hunde sehen oft erstmal gar nicht ein etwas bestimmtes zu tun, das man von ihnen verlangt - den Respekt bzw. dieses Vertrauen muss man sich bei ihnen erstmal durch das eigene Verhalten verdienen. Und genau das unterschätzen sehr viele Leute bei diesen Hunden - weshalb sie eben nicht selten im Tierheim landen.

niska  26.03.2012, 19:18

Ich korrigiere mich: Es ist sogar noch problematischer einen Welpen aufzunehmen, wenn man kein Know-How hat. Denn was man bei einem Welpen falsch macht, lässt sich später nur um so schwieriger korrigieren.

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Narva  26.03.2012, 19:21

Super Text! Habe meinen HSH Mix mit 11 Monaten aus dem Tierheim geholt ...wir leben auf einem Bauernhof mit 1.5ha Land und der nächste Nachbar ist 2km weiter ideal für unseren Buben als 1ten Hund hab ich einen Riesenschnauzer welcher einiges einfacher gestrickt ist....möchte aber auf meinen HSH nicht mehr verzichten.

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niska  26.03.2012, 19:55
@Narva

Jepp, so stell ich mir das vor - sollte ich irgendwann mal auch das Glück haben so zu leben und dann noch die nötige Zeit haben, hole ich mir garantiert nen Ovtcharka :)

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tabernake 
Fragesteller
 28.03.2012, 10:36
@niska

Und ich schließe mich da gerne an! Danke für deine Meinung, hast mir geholfen!

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niska  28.03.2012, 11:22
@tabernake

Freut mich dir geholfen zu haben!

Und freut mich auch, dass du es nicht persönlich nimmst! Ich bin schon so dermaßen gewohnt, dass die Leute bei einer Beschreibung wie der obigen ganz aggressiv und trotzig werden und sich rechtfertigen sie hätten genug Ahnung von Hunden und würden ihren Hund niemals nie im Tierheim abgeben - da ist es wie Balsam für die Seele, wenn sich ein Fragesteller das Geschriebene auch einfach mal ganz neutral zu Herzen nimmt :)

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tabernake 
Fragesteller
 31.03.2012, 09:54
@niska

Ganz neutral nicht - bin ja schon etwas geknickt. Aber recht habt ihr :-)

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niska  21.04.2012, 14:08
@tabernake

Das kann ich natürlich verstehen. Als ich 14 war, habe ich mich mal total in eine sehr ängstliche Huskydame im Tierheim verliebt - Huskies gehören allgemein zu meinen Lieblingen - es ist schon bitter, wenn man den Hund so direkt vor sich hat, ihm so gerne helfen und ihn zu sich holen würde, aber weiß, dass man einfach nicht kann :(

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Wenn Du dich für diesen Hund interessiert solltest Du dich erst mal über das Wesen des Herdenschutzhundes schlau machen bevor Du dich an die Anschaffung eines solchen machst! Ein Buch dazu ist zum Bsp: http://www.amazon.de/HSH-Hirtenhunde-Herdenschutzhunde-verkannten-Wesen/dp/3981289005 HSH sind wunderbare aber auch sehr komplizierte Hunde man muss sich wirklich im Klaren sein was man sich da anschafft!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Problemhunde finden bei mir ein Heim/Pflegestelle
Narva  26.03.2012, 18:53

Nachtrag: Ohne grosses eigenes Gelände sollte man so einen Hund nicht halten!

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stimme meinem vergänger-schreiber zu...ich persönlich finde diese rasse auch sehr schön und beeindruckend,aber diese hunde brauchen eine herde,eine arbeit sonst wirst du nicht glücklich mit ihnen...wen du keine z.b.schafe hast...