Wenn eine Meinung nicht der vorherrschenden entspricht...?
...bedeutet das dann, dass sie falsch ist?
Oder kann es auch sein, dass Millionen Menschen falsch liegen und ein paar wenige recht haben?
Ich finde es halt seltsam, dass manche Leute heute jeden der eine von der gesellschaftlichen Mehrheitsmeinung abweichenden Haltung vertritt, diffamieren, obwohl sie gleichzeitig Menschen aus der Vergangenheit glorifizieren, die sich gegen die Mehrheitsmeinung in ihrem damaligen System aufgelehnt haben.
Gehen diese leute also davon aus, dass die Mehrheit damals verblendet war, Unrecht hatte und durch Medien und Staatspropaganda indoktriniert, kollektiv das Falsche tat, aber dass heute die Mehrheit das Richtige tut und die wenigen "Abweichler" deshalb mundtot zu machen sind?
Woher wissen die Anhänger der Mehrheitsmeinung, dass sie diesmal auf der richtigen Seite stehen, und nicht genauso indoktriniert wurden wie die Mehrheitsgesellschaften in der Vergangenheit oder in anderen Systemen und Staaten?
Also wie kann sich jetzt z.B. ein Verfechter der aktuellen Ukraine-Politik des Westens sicher sein, dass er auf der richtigen Seite steht und nicht ebenso fehlgeleitet ist, wie es damals die Bevölkerung unter Hitler war?
Als Antwort kommt da meist "Putin ist der neue Hitler". Aber damals sagten die Nazis ihren Bürgern ja auch "Die Sowjets waren der Aggressor". Damals wie heute war wohl keiner von der Mehrheitsbevölkerung live dabei an der Front, um zu sehen, was dort geschieht und die politischen Hintergründe kannte man damals wie heute aus den eigenen Medien.
Ich meine, wieso gehen wir automatisch davon aus, richtig zu liegen, obwohl z.B. das bevölkerungsreichste Land der Erde China, da eine andere Ansicht vertritt?
Da sagen jetzt manche "ja, China ist selbst eine dikatur und die leute dort sind unfrei und es geht ihnen schlecht". Aber ist das nicht auch wieder nur einseitige betrachtung aus "unserer" sicht? Ich habe jedenfalls im urlaub bisher nur glückliche Chinesen gesehen. Auch wenn die nicht viel hatten, waren sie happy.
Also wieso denken wir automatisch, wir haben recht?
15 Antworten
Meinungen sind individuell. Verwendung von Quellen und gesammelte Erfahrungen sind unterschiedlich. Wer bestimmt, was gut und schlecht, richtig und falsch ist? Das Leben besteht aus so viel mehr als nur aus paar Schlagzeilen, die einem eine Meinung vorzugeben scheinen.
Wenn eine Meinung nicht der vorherrschenden entspricht...?
...bedeutet das dann, dass sie falsch ist?
Nein. Denn eine Meinung kann nicht richtig oder falsch sein. Eine Meinung ist eine Meinung. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich finde es halt seltsam, dass manche Leute heute jeden der eine von der gesellschaftlichen Mehrheitsmeinung abweichenden Haltung vertritt, diffamieren, obwohl sie gleichzeitig Menschen aus der Vergangenheit glorifizieren, die sich gegen die Mehrheitsmeinung in ihrem damaligen System aufgelehnt haben.
Da differenzierst du offenbar zu wenig. Wenn eine Minderheit behauptet, dass Reptiloiden die Weltherrschaft an sich reißen, dann hat es kaum etwas mit Diffamierung zu tun, wenn man darauf antwortet, dass diese Leute offensichtlich falsch liegen.
Woher wissen die Anhänger der Mehrheitsmeinung, dass sie diesmal auf der richtigen Seite stehen, und nicht genauso indoktriniert wurden wie die Mehrheitsgesellschaften in der Vergangenheit oder in anderen Systemen und Staaten?
Dazu bedarf es Tatsachen, unwiderlegbare Fakten, Kenntnisse über die Geschichte etc.
Nur weil Manche immer noch von der Osterweiterung und dem "Versprechen" faseln, bedeutet es ja nicht, dass es den Tatsachen entspricht. Eine Meinung können sie ja dazu haben. Nur wenn man ihre Aussage widerlegen kann, dann wäre es doch angebracht die eigene Meinung zu überdenken? Daran hapert es dann aber vielfach.
Wenn deine Meinung ist, dass die Erde flach ist und man dir Fakten benennt, warum dem nicht so ist und du immer noch darauf behaarst dass die Erde flach ist, dann verweigerst du dich den Fakten.
Ich meine, wieso gehen wir automatisch davon aus, richtig zu liegen, obwohl z.B. das bevölkerungsreichste Land der Erde China, da eine andere Ansicht vertritt?
Inwiefern? Du möchtest behaupten alle Chinesen finden den russischen Angriffskrieg ok? Dafür hast du sicherlich Belege? Oder ist das jetzt nur mal so in den Raum gestellt.
Meine Meinung: diese Aussage ist falsch!
Da sagen jetzt manche "ja, China ist selbst eine dikatur und die leute dort sind unfrei und es geht ihnen schlecht". Aber ist das nicht auch wieder nur einseitige betrachtung aus "unserer" sicht?
Das ist eine Verallgemeinerung. Genauso wie deine Aussage, dass das bevölkerungsreichste Land der Erde eine andere Ansicht vertritt.
Also wieso denken wir automatisch, wir haben recht?
Das denkt man in dem Fall ja kaum automatisch. Man beschäftigt sich mit dem Thema, sammelt Informationen, stellt eigene Überlegungen an, lässt sicher auch Emotionen, eigene Erfahrungen und vorangegangene Ansichten einfließen und bildet sich so eine Meinung.
Du sprichst von China und den glücklichen Menschen die du im Urlaub gesehen hast. Aber was genau hast du gesehen? Ihren Alltag? Mit ihnen über ihre Probleme gesprochen, über die Politik im Land, über ihre Beziehung, etc.?
Aus deinem doch sehr kleinen Einblick in die Welt der Chinesen kann man nun mal nicht generell schlussfolgern, dass alle Chinesen glücklich sind.
Als ein chinesischer Staatssender die Menschen kürzlich in einer landesweiten Umfrage interviewte, ob sie denn glücklich seien, antworteten gut 70% mit einem beherzten Nein. Sie fanden den Reichtum in China ungerecht verteilt oder konnten sich nicht das leisten, was sie wünschten.
https://www.evidero.de/was-bedeutet-glueck-in-china
Als Galileo Galilei behauptete, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt sei, sondern ein Planet der sich um sich selbst und die Sonne dreht, da haben Millionen dies angezweifelt. Er hatte dennoch recht.
Nur wenn es um den Ukraine Krieg geht, dann hat das zwar auch mit den Tatsachen drum herum zu tun, aber eher mit der Ansicht darüber, ob der Krieg durch Putin gerechtfertigt ist. Und Putin ist keineswegs der neue Hitler. Aber zugegebenermaßen weist sein Handeln Parallelen auf.
Es ist auch immer zu einfach gestrickt, wenn man behauptet, die Anderen, die eine andere Meinung vertreten, wären ja nur von Medien beeinflusst. Es gibt nun mal unbestreitbare Tatsachen und wenn man die komplett ignoriert, dann fußt die eigene Meinung auf falschen Voraussetzungen.
So funktioniert unser System: Demokratie ist, wenn die Mehrheit unserer Politikvertreter beschließt, Recht zu haben. Aber: Nicht alles, was Recht ist, wird als Gerecht empfunden, aber es gibt keine Gerechtigkeit ohne Recht.
Das Recht ist somit im Zweifel wichtiger als die Gerechtigkeit.
Es bedeutet genau das: Dass die Meinung nicht der vorherrschenden entsprich; nicht mehr und auch nicht weniger.
Es sagt nichts über richtig oder falsch aus, weil Meinungen auch genau das sind: Bloss Meinungen.
der fehler in deinen gedanken ist, dass du als Hauptgrund für die Popularität einer Meinung die Tatsache siehst, dass es eine populäre Meinung ist. Da vertauschst du aber Ursache und Wirkung.
Putin ist unbeliebt, weil er einen Eroberungskrieg gegen ein demokratisches und freies Land führt. Das ist einfach ein Fakt, den nichtmal Putin bestreitet. Das ist für den Großteil der Menschen etwas verurteilenswertes, weshalb die Meinung bzgl. des Ukraine-Konflikts so verbreitet ist.
Grundsätzlich stimmt es natürlich, dass die Mehrheit falsch liegen kann. Aber das hängt immer von Fall zu Fall ab, und lässt sich nicht pauschalisiert sagen.
Welche Länder kennst du, wo das anders ist?