Welche sächsischen Ausdrücke begegnen Euch wirklich im Alltag?
Ich suche nach Sächsischen Ausdrücken die tatsächlich repräsentativ dafür sind, wie (einige) Leute im Alltag sprechen. Gegooglet habe ich dazu zwar schon, jedoch habe ich den Großteil der Wörter auf den Toplistenseiten dort selten oder nie gehört.
Hier mal eine der Seiten die ich meine: https://www.mdr.de/sachsenradio/saechsische-woerter-des-jahres-zweitausendzwanzig-100.html
Wörter davon bekannt wären:
Nu (ja), labsch (schlapp), Katschn (laut kauen), Renftl (Brotkante), Beschmuh (Schummelei), Schmiche (Maßstab), friemeln (ist das überhaupt Sächsisch?)
Hört ihr diese Wörter oder andere aus den "Sächsischen Wörtern des Jahres" des öfteren? Oder sind welche nicht dabei die ihr ständig benutzt/hört? Schreibt gerne welche Wörter und Ausdrücke ihr so benutzt oder häufig hört.
3 Antworten
Dazu muss man aber sagen, dass es nicht den einen sächsischen Dialekt gibt. In Leipzig spricht man anders als in Dresden, im Erzgebirge anders als in der Oberlausitz. Von den Dir bekannten kenne und spreche ich alle. Die Wörter bedräbbrd, äscha, dorwiern, Eiforbibbsch, schnorbslich, Hornzsche, dschidschoriengrien, fischelant und Moler sagt im Raum Dresden/Oberlausitz kein Mensch. Das ist eher Leipziger Dialekt.
Auch werden einige Wörter im Dresdner Raum ganz anders gesprochen, beispielsweise zu forblembern sagt man da verplembern bei budzsch sagen die Dresdner eher hart putzsch. Die Aussprache in Dresden ist härter als in Leipzig. Die Dresdner zum Beispiel fahren ihr Auto in die Karasche.
Auch wird die Vorsilbe ver in Dresden nicht so verhunzt wie in Leipzig, wo man eher for sagt, also forhunzt.
Das Wörtchen nu sagt man übrigens nur von Meißen bis nach Schlesien, die Leipziger sagen es nicht. Ist eine Ableitung vom böhmischen ano = ja.
Ergänzung: Ich kann nur bestätigen, dfaß je nach Landesteil teils ganz andere Worte /Begriffe.
Ich selbst spreche 0 sächsisch, aber wenn ich Leuten zuhöre, merke ich echt die Unterschiede.
Ich finde solche Listen nicht repräsentativ und mitunter auch deshalb abwertend, weil sie in der Schreibweise nicht die richtige, sondern eine übertriebene Aussprache darstellen. Man merkt das, wenn "Wessis" versuchen, Gehörtes niederzuschreiben. Was dort dann auf Zettel oder Tafel landet ist nur für Spott gut, denn kein Sachse würde das so wieder vorlesen, wie es gesagt worden ist. Scheinbar haben die Buchstaben schon eine geringfügig andere Bedeutung. Das "a" wird wie im Urgermanischen und Nordischen eigentlich "å" ausgesprochen; entspricht quasi dem Original und Hochdeutsch ist die Verhunzung. Aber erzähle das mal der Mehrheit.
Fakt ist: Schon im Reiseführer steht als Nogo: "Äffe nicht das Sächsisch nach; du machst dich nur unbeliebt". Wenn's richtig wäre, nicht. Aber es kommt immer eine Karikatur heraus, herablassend demonstriert von Leuten, die nicht das richtige Tempre in der Stimmlage haben.
Wozu brauchst du die Ausdrücke? Was im Alltag benutzt wird, fällt überhaupt nicht mehr auf und wird auch inzwischen von anderen Volksgruppen übernommen, z. B. die vielen Ausdrücke für Regen, die es eben anderswo nicht gibt. Schön, dass man da helfen kann zu unterscheiden, ob es drascht oder siefert.
okay, Jugendsprache ist aber doch eine ganz andere Sache. Die haben einen ganzdeutschen Eigendialekt entwickelt, mit spitzer Schnute und sehr aristokratisch gekünstelt. Da wird jedes "sch" durch "ch" ersetzt. Wüsste nicht, wie alte Latschen dir da helfen könnten.
Friemeln ist nicht nur Sächsisch, sondern als Pfriemeln auch in anderen Dialekten vorhanden. Verwandt mit Fummeln.
Die Jugend vermeidet allzu typische Dialektwörter. Lautmalerische werden sicher noch benutzt, wie "klatschen" oder "rammeln". Aber "Weirichkarzl" ist schon ziemlich untypisch. "Semmeln" hingegen gibt es vielerorts.
schau (höre) mal hier: https://www.radiopsr.de/programm/saechsikon
Hallo, ich verstehe was du damit meinst, nur leider können nicht viele Leute IPA lesen, daher ist eine gute Niederschrift der tatsächlichen Aussprache gar nicht so einfach.
(Zum Grund, wofür ich die Ausdrücke brauche: ) Ich habe gerade ein Seminar zum Thema Jugendsprache und beschäftige mich im Zuge einer Projektarbeit damit, wie der Gebrauch des Sächsischen sich unter Jugendlichen zwischen verschiedenen Schulformen unterscheidet/nicht unterscheidet. Ich habe festgestellt, dass es für die kurze Zeit zu schwierig wäre die allgemeine Aussprache zu untersuchen und schaue daher eher auf das Vokabular, weil das viel einfacher schriftlich abzufragen ist.
Ich habe diese Frage auf mehreren Seiten und auch Leuten aus meinem Umfeld gestellt um möglichst viele Begriffe zusammenzukriegen und später eine Auswahl treffen zu können, die ich in Datenbanken und evtl. Fragebögen abfrage.
Bin selbst aus Dresden und wohne jetzt schon eine Weile in Leipzig und weiß, dass die meisten nicht wirklich so "übertrieben" reden und hab auch nichts gegen Dialekte. Hoffe du verstehst jetzt eher, warum ich diese Frage stelle :)