Welche Nachteilsausgleiche kann man wegen Autismus bekommen?
Hey, ich habe vor ca ner Woche erfahren, dass ich Asperger Autismus habe und mir wurde gesagt, dass ich in den sprachlichen Fächern einen Ausgleich bekommen kann.
Ist das immer nur mehr Zeit oder ein ruhiger Raum oder auch mal was anderes? Ich habe auch gelesen, dass man bei Referaten das schriftlich abgeben könnte? Das würde mir sehr helfen. Vielen Dank für hilfreiche Antworten!:)
Lg Noah
1 Antwort
Bin kein Psychologe oder so. Aber ihr müsst jetzt IMHO ganz genau abwägen, was in deinem Fall Sinn macht. Du hast nicht geschrieben wie alt du bist und wie schwerwiegend deine Probleme in deinem Bereich sind (brauchst das hier auch nicht weiter ausbreiten, bin wie gesagt kein Experte).
Aber gerade in der Schule passiert es sehr schnell, dass die Klassenkameraden sich beschweren wenn ein anderer was darf/bekommt, was sie nicht dürfen/kriegen bzw. es möglich ist, dass sie dich ausschließen, wenn du eine Sonderbehandlung bekommst, insb. wenn nicht sofort offensichtlich ist, für was du die brauchst.
Außerdem bin ich Freund davon, dass auch Menschen die deutl. Probleme in einem Bereich haben so gut wie möglich lernen sollten damit umzugehen bzw. zumindest versuchen sollte soweit es geht die Sachen zu lernen und zu verstehen, um ein möglichst selbstständiges Leben mit möglichst wenig Stigmatisierung zu führen.
Schau dir z. B. https://www.youtube.com/watch?v=gtDiWaNrt6E und https://www.youtube.com/watch?v=odnjUxnAA5I bzw. seine ganze Autismus-Playlist an.
notting, ehemaliger Zivi in einem integrativen Kindergarten (ADHS, körperl. und soziale Probleme) und davor bis zur Mittleren Reife beliebtes Mobbing-Opfer in der Schule.
Ich gehe mal davon aus, dass du wirkl. regelmäßig Vokabeln lernst bzw. von deinen Eltern abgefragt wirst etc. Wenn du meinst, dass schriftl. arbeiten in Sprachen dir besser liegt, kann es natürlich Sinn machen. Trotzdem solltest du versuchen mündl. mitzumachen.
Wenn man es nicht mal versucht (große Probleme in dem Bereich hin oder her), kommt auf jeden Fall eine schlechte Note raus.
notting
In meiner Klasse wird keiner wegen sowas ausgeschlossen, auch wegen einer Lese recht Schreibschwäche niemand…!
- Ergebnis in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Abk%C3%BCrzungen_(Netzjargon)
notting
Du hattest geschrieben:
In meiner Klasse wird keiner wegen sowas ausgeschlossen [...]
Ich hatte als Antwort darauf geschrieben:
Dann hast du IMHO sehr viel Glück.
Was das mit "Wieso das? Bin gut in Deutsch." zutun haben soll, verstehe ich beim besten Willen nicht. Es überhaupt nicht um Deutsch.
notting
Aber gerade in der Schule passiert es sehr schnell, dass die Klassenkameraden sich beschweren wenn ein anderer was darf/bekommt, was sie nicht dürfen/kriegen bzw. es möglich ist, dass sie dich ausschließen, wenn du eine Sonderbehandlung bekommst, insb. wenn nicht sofort offensichtlich ist, für was du die brauchst.
Und weiter?
Ein Nachteilsausgleich ist keine Sonderbehandlung!
Ich hätte damals (bin selber Autistin) von einem Nachteilsausgleich profitieren können. Mir war das jedoch immer super peinlich, denn ich wollte nicht auffallen und so sein, wie die anderen. Dass das nicht funktionierte, bemerkte ich irgendwann selber.
Niemand beschwert sich bei einem Rollstuhlfahrer, wenn dieser im Rollstuhl sitzt und den Aufzug nimmt und da Autismus ebenfalls eine Behinderung ist, wäre es unfair, von uns Autisten zu erwarten, dass wir uns klein machen und hinten anstellen, nur weil ein paar Klassenkameraden das (eventuell) nicht gefällt und die denken, es seie ungerecht. Die haben nicht das Gehirn von uns Autisten in der von neurotypischen Menschen dominierten Gesellschaft, also benötigen sie schlicht und ergreifend keinen Nachteilsausgleich.
Das kann man denen (den Mitschülern) genauso erklären.
Ich finde es sehr schade, dass du versuchst - zumindest liest es sich so für mich - dem FS etwas auszureden, was er (vielleicht?) sogar tatsächlich braucht. Besonders, da es mir eben in meiner Schulzeit auch alles sehr unangenehm war und ich nicht wollte, dass man denkt, ich würde eine "Extrawurst" bekommen.
Außerdem bin ich Freund davon, dass auch Menschen die deutl. Probleme in einem Bereich haben so gut wie möglich lernen sollten damit umzugehen bzw. zumindest versuchen sollte soweit es geht die Sachen zu lernen und zu verstehen, um ein möglichst selbstständiges Leben mit möglichst wenig Stigmatisierung zu führen.
Und ehe man sich versieht: Masking!
https://www.healthline.com/health/autism/autism-masking
Passiert schneller als man denkt. Das Problem ist, dass viele von uns Autisten ständig versuchen, uns trotz unserer Behinderung so normal wie möglich zu verhalten, da wir nicht auffallen wollen. Das ist wie, als würde jemand mit gebrochenen Beinen versuchen, auf eben genau diesen gebrochenen Beinen zu kriechen, anstatt die Hilfe in Anspruch zu nehmen, die einem - aufgrund seiner Behinderung - zur Verfügung steht/stehen sollte.
Wir wollen dieses toxische Mindset nicht noch weiter verbreiten.
Ich find die Thumbnails von den beiden Videos auch sehr fragwürdig. "Nachteile der Diagnose Autismus" - Als wäre man dazu verpflichtet, eine Diagnose zu bekommen. Und "Autismus 2023: Diagnose bald wertlos!" - Uh, no. So funktioniert das nicht. Die Diagnose wird niemals wertlos sein. Sie erhält alleine dadurch ihren Wert, dass es für sehr viele (insbesondere spät diagnostizierte) Autisten wichtig ist, endlich einen Namen für ihre Eigenheiten, ihre Macken, ihre Probleme zu haben. Man kann sich dann besser einer Community zugehörig fühlen mit der Diagnose, man kann sich neu kennenlernen. Sein ganzes Leben lang dachte man, man wäre komisch, krank, falsch ... Aber durch diese Diagnose kann man seine Vergangenheit aus einer anderen Perspektive neu entdecken. Man kann lernen, dass man einfach nur - wie jetzt auch - autistisch war. Es macht einen großen Unterschied ob du denkst "Das war mein Autismus, deshalb war/bin ich so und das ist in Ordnung. Dies sind ein paar Strategien/Tipps/Hilfsmittel, die mir bei dem und dem Problem helfen können" oder "oh mein Gott, wieso bin ich nur so? Wieso kann ich nicht einfach normal sein? Was habe ich denn nur? Ich bin ein seltsames Etwas ..."
Ich versuche dem OP nix auszureden, sondern sage ihm, dass er das abwägen muss. Ich selbst war in der Schule auch immer ein "Sonderling", der immer große Schwierigkeiten hatte Freunde zu finden.
Und ganz offensichtlich hast du die Videos nicht angeschaut, weil der Ersteller der dort redet ist selbst mehrfach diagnostizierter Autist und ist ein Beispiel dafür, dass man sich auch als Autist weiterentwickeln kann, dass der Autismus schwächer wird ohne zu leiden. Siehe z. B. https://www.youtube.com/watch?v=TWNy7kVz-ek
notting
Natürlich kann man sich als Autist weiterentwickeln aber man wird irgendwann unweigerlich an eine Grenze stoßen.
Und nur weil Herr Harrendorf gelernt hat gut zu maskieren ist sein Autismus nicht leichter geworden. Und nur weil er JETZT dazu in der Lage ist, heißt das nicht dass er es sein Leben lang kann, denn die Kraftreserven schwinden im Alter, ergo kann auch weniger Energie in das kompensieren seiner Defizite aufgewendet werden.
Als Teenager und junger Erwachsener konnte ich auch super meine Probleme überspielen, war beliebt im Studium etc. Irgendwann im Arbeitsleben war aber die Energie weg. Das heißt aber nicht, dass mein Autismus erst so spät begonnen hat oder stärker wurde
Mir wurde halt gesagt, dass man bei mir denkt, dass es im sprachlichen Bereich Sinn machen würde und bin 16.