Welche Nachteile hat der Beruf Polizist??

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

gleich vorneweg: Ich liebe meinen Beruf und würde mir nichts anderes wünschen.

Dennoch gibt es ganz objektiv betrachtet einige Nachteile:

In der Regel sind deine Dienstzeiten nicht mit den Arbeitszeiten deiner Bekannten vereinbar. Das heißt, du hast meistens dann frei, wenn deine Freunde und Familie arbeitet und andersrum. Hat man an Weihnachten und Silvester wieder schön gesehen...

Der Beruf ist nun mal gefährlich. Sicher gibt es auch gefährlichere Berufe, aber bei uns weißt du halt nie, wo du hinkommst. Ist derjenige, den du kontrollieren willst ein gesuchter Verbrecher, der dich lieber niederschießt, als sich kontrollieren zu lassen? Das weißt du immer erst nach der Kontrolle:)

Einiges an Arbeit ist für den Papierkorb. Beispiel: Eine Frau wird von ihrem Mann geschlagen und zeigt ihn an. 2 Tage später vertragen sie sich wieder und sie zieht ihren Strafantrag zurück. Die Körperverletzung wird eingestellt. 2 Wochen später schlägt er sie wieder und sie zeigt ihn erneut an... usw. usw.

Einigen Kollegen liegt das Sanktionieren nicht, das heißt, sie haben Probleme damit z.B. jemanden einen Strafzettel auszustellen. Ein Beispiel aus meiner Straßenzeit: Lkw-Fahrer mit Handy, angehalten, ihm erklärt, dass das Benutzen eines Mobiltelefons während dem Führen eines Kraftfahrzeugs nicht erlaubt ist und er eine Anzeige bekommt. Er bricht in Tränen aus, weil das nun sein letzter Punkt in Flensburg ist, er nun seinen Führerschein abgeben muss, er dadurch seinen Job verliert und damit die Kreditraten für sein Haus nicht mehr bezahlen kann => Sowas geht an die Substanz.

Manchmal zweifelst du an der Welt, wenn du einfach einen sche*ß Tag hattest und von einem Typen, der seine Frau schlägt zum nächsten fährst...

Ich sags mal vorsichtig: Die wenigsten Bürger freuen sich, wenn sie uns sehen. Verständlicherweise: Es sucht ja niemand die Polizei auf, weil wir so tolle Uniformen haben. Das heißt du arbeitest entweder mit Straftätern zusammen, oder mit Opfern einer Straftat, oder mit Verkehrsteilnehmer, die du gerade kontrollierst - und die kannst du unterteilen in die Gruppen "Ja, ich weiß, dass man das nicht darf, aber ich musste nur mal ganz schnell..." "Wieso werde immer ich kontrolliert, habt ihr nichts besseres zu tun?" "Oh Gott ich bin so nervös, ich krieg gleich einen Nervenzusammenbruch" und (leider nur selten) "Ah sehr gut, dass Sie kontrollieren, da fühl ich mich auf der Straße gleich sicherer". (Vielleicht ein bisschen überspitzt formuliert, aber vom Kern her stimmts;))

Gelegentlich musst du gegen deine Überzeugungen handeln. Wenn ein Rechten-Aufmarsch ist, will ich die eigentlich nicht verteidigen... Dennoch muss ich gewährleisten, dass sie ihre Kundgebung durchführen können...

Rechts/Links ist ein gutes Stichwort: Wenn Rechts gegen Links marschiert (oder umgekehrt) dann würde jeder vernünftige Mensch möglichst weit weg laufen. Wir stellen uns zwischen diese beide Gruppen... ziemlich doof;)

Einige Kollegen meckern darüber, dass wir zu niedrige Bezüge kriegen => Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, ich denke, wir bekommen wirklich genug. Klar kann man in der freien Wirtschaft mehr verdienen. Man kann aber auch weniger verdienen. Wie hats mein Ausbilder so schön gesagt: Reich werden tun wir nicht, aber gut leben können wir schon. Denke das passt:)

Unterm Strich: Es gibt zwar einige Nachteile, aber die weiß ich auch, bevor ich zur Polizei gehe. Wenn ich das akzeptieren kann, hab ich einen tollen Beruf.... also ich möchte nichts anderes machen:)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 15 Jahren Polizeivollzugsbeamter
lucas1237 
Fragesteller
 19.01.2016, 12:56

Wie krass ein echter Polizist :D vielen Dank für diese Antwort und ich würde gerne die Gelegenheit nutzen um ihnen weitere Fragen zu stellen (die Sie selbstverständlich nicht beantworten müssen).Vorweg muss ich sagen, dass diese Frage in keiner Art und Weise den Beruf des Polizisten schlecht darstellen lassen sollte. Ohne die Polizei würde die Welt in Chaos versinken und ich finde auch, dass Polizisten für ihre Arbeit kaum respektiert und anerkannt werden(was sehr schade ist). Aber Polizist zu werden ist auch mein Ziel und ich werde alles dafür tun um es zu erreichen. Der Beruf ist meiner Meinung nach einer der sinnvollsten Berufe. Naja will jetzt nicht allzu viel schreiben und komme gleich zu den Fragen... 1. Wie waren ihre schulischen Leistungen(Abschluss, Zeugnisdurchschnitt..)
2.Haben Sie vielleicht auch Tipps für mich, wie ich mein Ziel erreichen kann. Bin zwar noch sehr jung ,aber denke heute schon an den Einstellungstest ,an das Bewerbungsgespräch usw. nach.
Wie gesagt die Fragen müssen sie nicht beantworten ,würde mich aber sehr sehr sehr über eine Antwort freuen:)

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Dommie1306  19.01.2016, 14:18
@lucas1237

Also das Wichtigste: Hör auf mich zu Siezen, wir sind hier in einem öffentlichen Forum und solange ich nicht in Uniform vor dir sitze, bleiben wir beim "du". ;)

Bevor ich auf deine Fragen eingehe, noch zwei Anmerkungen:

Persönlich ist es mir nicht wichtig, was die Leute denken, selbst wenn deine Frage "in irgendeiner Art und Weise den Beruf des Polizisten schlecht darstellen lasen sollte". Wichtig ist, was du selber von deinem Beruf denkst und dass du - in meinem Fall - den Dienst am Bürger so ausführst, dass du dir jeden Abend im Spiegel selbst in die Augen schauen kannst.

Es ist schön, wenn du den Beruf "Polizist" als einen der sinnvollsten begreifst... aber ich widersprech dir da. Ich denke es gibt kaum sinnfreie Berufe. Beispielsweise sind die Beschäftigten der städtischen Müllabfuhr sinnvoller als die Polizisten... stell dir mal vor der Müll würde nicht mehr abgeholt werden. Oder die Lehrer... keine Bildung mehr für die Kinder... oder die Krankenschwestern, um sich um Patienten zu kümmern etc. etc. etc.

Ich weiß zwar was du meinst und ich deke auch, dass es wichtig und richtig ist, dass es Polizisten gibt... aber eben nicht wichtiger als viele andere Berufe:)

Zu deinen Fragen:

1. Ich hatte ein recht ordentliches Abitur, hab mich aber gegen ein Studium und für die Polizeiausbildung entschieden, da das mein Traumberuf war/ist. Der Schnitt ist aber unerheblich für die Bewerbung bei der Polizei, hier sind nur die Voraussetzungen (der benötigte Schluabschluss ist in jedem Bundesland unterschiedlich, in Bayern genügt z.B. die mittlere Reife) und der bestandene Einstellungstest. Der Notenschnitt vom letzteren ist relevant, nicht von der Schule.

2. Wichtige Voraussetzungen für den Polizeiberuf sind unter anderem sehr gute Deutschkenntnisse, vor allem in der Schrift (dazu gehört z.B. auch "Ihnen" und "Sie" bei einer Anrede groß zu schreiben (tut mir Leid, den konnte ich mir nicht verkneifen;)).

Das 10-Finger-System zum Schreiben der Anzeigen ist sehr hilfreich.

Gute Englischkenntnisse helfen ebenfalls weiter (und ist z.B. auch ein Prüfungsfach bei uns in Bayern).

Je sportlicher du bist, desto leichter wird dir der Einstellungstest, die Ausbildung und zuletzt der tägliche Einsatz fallen.

Und der wichtigste Tipp: Werde nicht straffällig, sonst kannst du dich nicht bei der Polizei bewerben. Also keinen Ladendiebstahl begehen, nicht mal "ein bisschen Drogen" probieren etc. => Hat schon seinen Grund, wieso ich diesen Punkt extra aufführe.

Ansonsten: Schule ernst nehmen und sportliche bleiben. Das sind die Haupttipps:)

Viel Erfolg

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ich glaube es kommt ganz darauf an, wo du deinen job als polizist machst. wenn du in einer stadt wie z.b. frankfurt unterwegs bist, dann bist du viel mehr anfeindungen ausgesetzt, wie die polizisten auf dem land. du hast mit viel mehr delikten zu tun, musst dich auch mal bei einer demo (siehe EZB eröffnung) so richtig rum prügeln, bist manchmal wie im krieg. machst oft dienst bis zu 16 std. bei solchen einsätzen und dann die bezahlung: bei nachtschichten oder an feiertagen, wo in der freien wirtschaft das doppelte an std.-lohn gezahlt wird, da bekommst du DUZ (dienst zu ungünstigen zeiten) haha schau mal im beamten tarif nach, da kannst du nur drüber lachen. wenn du dann noch in allen körperöffnungen nachsehen musst, wo der junkie sein dope versteckt hat - na danke. dafür müssen sich polizisten dann auch noch aus der bevölkerung anhören, dass sie zu gut bezahlt sind. wenn du bei einer durchsuchung mal in eine fixe gegriffen hast, dann überlegst du auch noch, ob du jetzt aids bekommst oder ???was.

naja, wenn du dich aber berufen fühlst für diesen beruf, kann das volk nur dankbar sein, dass es solche menschen gibt, die das auf sich nehmen.

hut ab.

lucas1237 
Fragesteller
 18.01.2016, 07:08

Vielen Dank für diese Antwort!

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Polizisten, die nicht im Revierdienst, sind haben hauptsächlich folgende Aufgaben:

- Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern (ggf, Familie mit Kindern)

- Schutz von Demonstrationen (Links und Rechts)

- Schutz von Fußballspielen (gerne 3. Liga)

- Aufnahme von Unfällen (ggf, mit toten Kindern).

Wenn man mit diesen Dingen klar kommt, warum nicht.

Der Schichtdiemst ist natürlich blöd. Außerdem trifft man dann oft auf Leute, die einem geistig zusetzten können
Aber wenn man Freude an dem Beruf hat, dann sind die Nachteile nicht so schlimm

Nachtdienst, Wochenenddienst, Gefahr, das Leben zu verlieren oder verletzt zu werden, auch der Schreibkram liegt nicht jedem.

Hannibu  18.01.2016, 07:05

also die Gefahr das Leben zu verlieren ist eher gering, zumindest nicht höher, als sich als Krankenpfleger irgendwo tödlich anzustecken oder bei einem Sturz vom Pferd zu sterben

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