Welche Länder verschenkte Marcus Antonius an Kleopatra und ihre gemeinsamen Kinder?

3 Antworten

Du spielst auf Vorgänge an, die 34 v. Chr. in Alexandria stattgefunden haben. Damals soll Antonius

Kleopatra und ihren Sohn Caesarion als Herrscher von Ägypten, außerdem von Zypern und der Kyrenaika bestätigt haben.

Alexander Helios wurde König von Armenien, Medien und Parthien, sein Bruder

Ptolemaios Philadelphos König von Phönizien, Syrien und Kilikien.

Kleopatra Selene, die Zwillingsschwester von Alexander Helios, soll nach antiker Überlieferung entweder leer ausgegangen sein oder die Kyrenaika als Herrschaftsgebiet erhalten haben.

Der Wahrheitsgehalt der territorialen Übertragungen und ihr Umfang ist umstritten. Parthien, das Alexander Helios zugeteilt war, hätte Antonius auf jeden Fall erst noch erobern müssen.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

In der antiken Überlieferung werden Bestätigungen der Herrschaft über Länder und Übertragungen von Ländern zu unterschiedlichen Zeiten angegeben:

1) Winter 37/36 v. Chr. (kurz vor einem Feldzug gegen das Partherreich, der scheiterte)

2) 34 v. Chr. in Alexandria (griechisch: Ἀλεξάνδρεια)/Alexandria (Proklamation im Gymnasion, die einem Einzug nach einem Sieg über den König von Armenien folgte, der gefangengenommen worden war)

Kleopatra (mit ihrem Sohn Ptolemaios XV. Kaisar als Mitregenten) wird demnach als Herscherin über Ägypten, Zypern und die Kyrenaika bestätigt und bekommt einige weitere Länder geschenkt (die nicht ganz einheitlichen Angaben nennen unter anderem Teile Kilikiens, Teile Kretas, Koile-Syrien, Teile Phoikinkiens/Phöniziens und Palaestinas, das Fürstentum/KönigreichChalkis [Porphyrios bei Eusebios, Chronika I 170 Schoene = FGrH 260 F2 (17); Land der Ituraier/Ituraeer], etwas Land in Ioudaia/Iudaea und im Arabien der Nabataier/Nabatäer).

Alexander Helios wird Armenien, Medien und erst noch zu eroberndes Land weiter östlich (Parthien und andere Länder bis Indien) zugesprochen.

Kleopatra Selene wird nach einer Textstelle (Cassius Dio 49, 41, 3) die Kyrenaika versprochen.

Ptolemaios Philadelphos wird Phoinikien/Phönizien, Syrien (westlich des Flusses Euphrat) und Kilikien zugesprochen.

Unsicher ist, ob die antiken Autoren immer richtige Datierungen angeben oder zusammenfassend erzählen bzw. zu der späteren Übertragung eine frühere hinzukonstruiert haben. So hat Kleopatra über einen angegebenenTeil Kilikiens schon 38 v. Chr. geherrscht.

Umstritten ist, in welchem Ausmaß die Erzählungen wahr sind und welchen Umfang die Übertragungen/Schenkungen tatsächlich Realität hatten.

Anscheinend hat es Beeinflussung durch Propaganda zugunsten von Octavian/Augustus gegeben, indem Marcus Antonius als jemand dargestellt wird, der Kleopatra verfallen ist und willkürlich und rechtswidrig ihre Wünsche erfüllt und römischen Besitz verschleudert.

Marcus Antonius hat zum Teil einfach nur schon bestehenden Herrschaftsbesitz bestätigt. Außerdem werden neben möglichen Übertragungen auch Länder genannt, über die er nicht tatsächlich verfügen konnte, sondern die er erst noch hätte erobern müssen (vor allem das Partherreich konnte er nicht wirklich schenken, höchstens Rechtsansprüche im Fall einer zukünftigen Eroberung zuteilen).

Neben der literarischen Überlieferung ist untersucht worden, ob Inschriften und Münzen Hinweise geben. Weil sie keine Regierungsbeteiligung von Kindern Kleopatras außerhalb Ägyptens erwähnen, ist eine Übertragung von solchen Gebieten auf sie in Zweifel gezogen worden mit Ausnahme von Armenien, das tatsächlich an an Alexander Helios als Herrschaftsbereich gegeben worden sein könnte (eine Übertragung von Armenien an einen eigenen Sohn von Kleopatra erwähnt auch die Livius-Periochae 131).

Plutarch, Marcus Antonius 36, 2 – 3 (37/36 v. Chr.):

Marcus Antonius gibt Kleopatra Phoinikien/Phönizien, Koile-Syrien (Gebiete westlich des Flusses Euphrat von Laodikeia bis zur Grenze Ägyptens), Zypern, viel von Kilikien, von Ioudaia/Iudaea ein Stück Land mit Balsamstrauch-Pflanzungen, einen an der Meeresküste gelegenen Teil vom Arabien der Nabataier/Nabatäer.

Plutarch, Marcus Antonius 54, 3 - 4 (34 v. Chr.):

Marcus Antonius erklärt Kleopatra zur Königin von Ägypten, Zypern, Libyen (als tatsächliches Herrschaftsgebiet ist die Kyrenaika gemeint, ein Gebiet an der Küste Nordostafrikas westlich von Ägypten um die Stadt Kyrene), Koile-Syrien, ihren Sohn Ptolemaios XV. Kaisar (* 47 v. Chr.; Beiname: Kaisarion/Caesarion) zu ihrem Mitregenten (und von Gaius Iulius Caesar gezeugt), seine Söhne von Kleopatra zu Königen der Könige, teilt Alexander Helios (* 40 v. Chr.) Armenien, Medien und Parthien zu, Ptolemaios Philadelphos (* 36 v. Chr.) Phoinikien/Phönizien, Syrien und Kilikien.

Cassius Dio 49, 32, 4 – 5 (37/36 v. Chr.): Marcus Antonius schenkt Kleopatra und ihren Kindern viel vom Arabien des Malchos und vom Arabien der Ityraier/Ityräer, viel von Phoinikien/Phönizien und von Palaestina, einen Teil von Kreta sowie die Kyrenaika und Zypern.

Cassius Dio 49, 41 (34 v. Chr.):

Marcus Antonius nennt Kleopatra Königin der Könige und Ptolemaios XV. Kaisar König der König (und von Gaius Iulius Caesar gezeugt) und gibt ihnen Ägypten und Zypern. An Ptolemaios Philadelphos verspricht er Syrien und alles Land westlich des Flusses Euphrat bis zum Hellespont zu geben, an Kleopatra Selene Libyen um Kyrene (also die Kyrenaika), an Alexander Helios Armenien und alle Länder östlich des Euphrat bis zum Land der Inder.

Flavius Josephus, Ioudaïke archaiologia (Ἰουδαϊκή ἀϱχαιολογία; Jüdische Altertümer; lateinischer Titel: Antiquitates Iudaicae) 15, 3, 8 [15, 79]; 15, 4, 1 [15, 92 – 95]; 15, 4, 2 [15, 96]; 15, 4, 4 [15, 106 – 107]; 15, 5, 3 [15, 132] und Flavius Josephus, Peri tou Iudaïkou (Περὶ τοῦ Ἰουδαϊκοῦ πολέμου; Über den Jüdischen Krieg; lateinischer Titel: De bella Iudaico) 1, 18, 5 [1, 361) (wohl 37/36 v. Chr.):

Marcus Antonius gibt an Kleopatra Koile-Syrien, einige Teile (mit Pflanzungen von Dattelpalmen und Balsamsträuchern) von Ioudaia/Iudaea und vom Arabien der Nabataier/Nabatäer, Städte an einem Küstenstreifen von Ägypten bis zum Fluß Eleutheros außer Tyros und Sidon (die freie Städte bleiben), dieTeile von Ioudaia/Iudaea und vom Arabien der Nabataier/Nabatäer pachten König Herodes bzw. König Malchos von ihr und geben ihr eine jährliche Zahlung dafür.

Strabon, Geographika (Γεωγραφικά; Geographie/Erdbeschreibung; lateinischer Titel,. Geographica) erwähnt als zeitweise unter Kleopatras die Stadt Hamaxia in Kilikien, mit Zedernbäumen (14, 5, 3 [669]), die Insel Elaiussa vor dem kilikischen Festaknd 814, 5, 6 [671] und Zypern (14, 6, 6 [684).

einige Darstellungen in Büchern zum Thema (mit Hinweisen auf weitere Forschungsliteratur):

Manfred Clauss, Kleopatra. Originalausgabe. 4., durchgesehene Auflage. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe : C. H. Beck Wissen ; 2009), S. 58 – 64 und S. 68 - 73

Helmut Halfmann, Marcus Antonius. Wissenschaftliche Buchgesellschaft : Darmstadt. 2006 (Gestalten der Antike), S. 139 - 176

Sabine Kubisch/Hilmar Klinkott, Kleopatra : Pharaonin - Göttin – Visionärin. Stuttgart : Theiss, 2011, S. 69 - 87

Christoph Schäfer, Kleopatra. Wissenschaftliche Buchgesellschaft : Darmstadt. 2006 (Gestalten der Antike), S. 151 - 187

Wolfgang Schuller, Kleopatra : Königin in drei Kulturen ; eine Biographie. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuchverlag, 2006 (Rororo ; 62981 : rororo-Sachbuch), S. 78 - 105

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