Welche Kampfkunst am besten zu Shotokan Karate?

1 Antwort

Boah, das ist echt schwierig, mit der Auswahl, die du da stellst.

Zum Aikido sage ich nichts, da gibt es hier wesentlich kompetentere Leute.

Judo wäre eine prima Ergänzung, um auch etwas für den Infight zu haben bzw. den Gegner auf den Boden zu bringen.

Jiujitsu ist - ganz, ganz grob formuliert, also wirklich GANZ grob - die "handfestere" und angewandtere Variante von Judo. Obwohl... auch nicht so wirklich. Beim Judo lernst du vor allem, den anderen auf den Boden zu bringen, beim Jiujitsu zwar auch, aber vor allem auch, ihn mit Hilfe von Griffen und/oder Hebeln zu kontrollieren. Ok, ich revidiere: Jiujitsu ist auch eine Superergänzung zu Karate für den Infight mit Grappling und nicht unbedingt mit Judo zu vergleichen. :P

Boxen gibt dir eine sehr hohe Ausdauer und Kondition und eine ungeheure Kontrolle bei den Handtechniken. Sehr anstrengend, aber ein enorm positiver Aspekt des Boxens ist, dass das Sparring real ausgeführt wird. Du lernst auszuteilen und (noch wichtiger) einzustecken und dennoch kampffähig zu bleiben. Boxen ist eine der wenigen Kampfsportarten, bei denen auch noch "wirklich" gekämpft wird. Und auch die Beinarbeit beim Boxen ist keineswegs zu verachten und hilft dir auch viel im Karate.

Kickboxen ist dem Karate wohl noch am ähnlichsten und ist unter'm Strich dann auch die eher angewandte Variante des Ganzen. Weniger verschiedene Techniken, dafür mit echtem Sparring, wo du wirklich gegen einen Partner kämpfst.

Und jetzt der Knaller: Tai Chi Chuan. Kommt natürlich auch ziemlich auf den Unterstil an (Yang, Chen usw.). Aber ich verwende beispielsweise Tai Chi Chuan (Yijian nach Meister Song) als Ergänzung zu etwas sehr MMA-ähnlichem. Auf den ersten Blick sieht das ziemlich verrückt aus: Auf der einen Seite das sehr praxisnahe MMA, auf der anderen Seite das praktisch fast nicht einsetzbare Tai Chi. Was ich am Tai Chi so schätze, ist die unglaubliche innere Arbeit und die Feinheiten in Bezug auf Körperkontrolle und Körperkoordination, die du lernst. Insofern halte ich Tai Chi für eine sinnvolle Ergänzung zu fast jedem Kampfsport (klar, ich betreibe es ja auch selber ;) ), muss aber anmerken, dass Tai Chi als Kampfkunst sehr, sehr viel Zeit benötigt. Da solltest du im Rahmen von 3-6+ Jahren rechnen, bevor du etwas davon tatsächlich in deinem anderen Kampfsport verwenden kannst.

pillmill 
Fragesteller
 17.11.2019, 21:15

Oh, bei mir in der Gegend gibt es nur die Oma-Taichi version ohne Kampf. ALso nur mit Katas und ganz langsam. Da finde ich dann Qigong schon besser, zb für die Gesundheit. Zhan Zhuang zb.

Boxen hat doch ganz andere Schlagtechniken als im Karate, ebenso Kickboxen nutzt ja die vom westlichen Boxen..

Kommt man da dann nicht total durcheinander wenn man Karate und Boxen übt?

Das würde mich sehr interessieren. ?

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CSANecromancer  17.11.2019, 21:53
@pillmill

"Oma-Taichi"... sehr respektlos. Immerhin nennen meine Frau und ich es noch "Rentner-Gymnastik". :D

Aber ich weiss, was du meinst. Angewandtes Tai Chi wirst du in Deutschland eher nicht finden, sondern nur die langsame Kata-Variante. Und bei den meisten Tai Chi-Kursen ist auch Qi-Gong dabei, mal mehr, mal weniger. Bei uns auch. Teilweise nicht übel, aber manchmal sind das Übungen, mit denen ich dann nicht vollständig übereinstimme.

Aber wenn du schon Shotokan machst - versuch doch mal den kompletten Bewegungsablauf eine Mae Geri oder Mawashi Geri von Anfang bis Ende in Extremzeitlupe zu machen, also vom Bein heben, strecken, dabei Hüfte in Position bringen, Bein wieder einklappen und absetzen (und natürlich sauber die Deckung geschlossen halten) und dass alles in einem Zug, ohne Pausen, ohne Stocken, ohne Wackeln und vor allem: Gaaaaaaaanz langsam. Ist echt lustig. Da lernst du ggf. ganz schnell, wo du noch Probleme in Punkte Balance, Beweglichkeit oder Dehnung hast. Das sind die - für mich - tatsächlich verdammt interessanten Aspekte am Tai Chi.

Oder eine andere klassische Bewegung, die im Tai Chi ganz natürlich vorkommt: Einbeinige Kniebeuge. :P Mag man dem Ganzen gar nicht so ansehen, kommt aber tatsächlich einige Male in der Form vor.

Die Techniken vom Boxen und Karate solltest du schon auseinander halten, das stimmt. Aber du lernst dann deine Muskeln (z.B. Trizeps) vernünftig einzusetzen. Und denn brauchst du sowohl beim Boxen als auch beim Karate, weswegen du eben auch im Karate vom Boxen profitieren könntest. Oder im Randori: Wenn du etwas von der Beinarbeit des Boxens mitbekommen hast, wirst du dich auch im Karate flinker bewegen, da bin ich mir ganz sicher.

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pillmill 
Fragesteller
 17.11.2019, 21:58
@CSANecromancer

nur ich hab null kondition, davor graut es mir am meisten.. ich verbringe meine Abende mit Pizza und Film schauen dazu nen /*Pfefferminztee*/ qualmen... also da bräucht ich extremst viel überwindung um mit dem Seilspring krams anzufangen.. Das kommt weil ich in ner ekligen vorstadt wohne wo es nicht lohnt rauszugehen um zu joggen weil es nichts gibt außer straßen und häuser.. (eventuell zieh ich nächstes jahr um dann wirds besser).

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CSANecromancer  17.11.2019, 23:52
@pillmill

Ääähm... nimm's mir nicht übel, aber - was für ein Shotokan trainierst du denn dann? Ich selbst habe eine Zeit lang Goju Ryu gemacht und das fand ich schon reichlich anstrengend. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, wie das in irgendeiner Weise funktionieren kann, dass du Shotokan machst, aber - laut eigener Aussage - "null kondition" hast.

Ansonsten: Ja, die Disziplin ist es, an der die weitaus meisten scheitern. Die fangen mit dem Training an, gehen 2-3mal ins Training, dann wird's ihnen zu anstrengend aber noch viel häufiger zu unbequem, weil sie das Training nicht vernünftig und realistisch fest in ihren Wochenablauf eingebaut haben - und das war's dann. Ende Gelände.

Letztens Endes ist es selbstverständlich deine Entscheidung und dein Leben. Und alleine von deiner Entscheidung hängt es ab, wie es für dich weiter geht. Das kann und wird dir niemand abnehmen.

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