Welche Kaliber sind zur Jagd zugelassen?

3 Antworten

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Erst einmal zur rechtlichen Seite:

Es gibt keinen "großen Waffenschein". Es gibt den "Waffenschein" und den "kleinen Waffenschein". Und einen "Waffenschein" bekommen nur Leute, die über das normale Maß hinaus gefährdet sind. Denn das ist die Erlaubnis zum Selbstschutz in der Öffentlichkeit mit einer geladenen Waffe herumzulaufen. Und beim so genannten "kleinen Waffenschein" hat man das Recht zum Selbstschutz in der Öffentlichkeit mit einer geladenen Schreckschusswaffe herumzulaufen.

Jäger so wie auch Sportschützen dürfen ihre Waffen aufgrund ihres Bedürfnisses besitzen und im Rahmen ihres Bedürfnisses (also Ausübung des Sports bzw. Ausübung der Jagd) benutzen.

Sie haben eine "Waffenbesitzkarte", also ein offizielles Dokument mit dem sie nachweisen können, dass sie legal ihre Waffen besitzen, sowie, im Falle des Jägers, einen Jagdschein mit dem sie beweisen können, dass sie die Jagd ausüben dürfen.

Dann zur Jagd:

Es gibt bei der Jagd bestimmte (gesetzliche) Voraussetzungen was das Mindestkaliber und die Mindestenergie der Geschosse angeht, damit das Wild nicht unnötig leidet, weil es mit zu kleiner oder zu schwacher Munition beschossen wird und dadurch nur verletzt aber nicht sicher getötet wird.

Bei Langwaffen (also Gewehren):

  • Rehwild: Mindestkaliber 5,6mm und Geschossenergie 100 Meter nach verlassen des Laufes ("E100") mindestens 1000 Joule.
  • Sonstiges Schalenwild (also Hirsche, Wildschweine): Mindestkaliber 6,5mm und E100 mindestens 2000 Joule.
  • Und auch bei Schrotschüssen wird die Schrotkorngröße passend zum bejagten Wild gewählt.

Und bei Kurzwaffen (Pistolen und Revolver) mit denen man z.B. aus kurzer Entfernung ein verletztes Tier abfängt gibt es auch Mindestvoraussetzungen:

  • Geschossenergie mindestens 200 Joule an der Laufmündung.

Es gibt aber keine Vorgaben für die "Maximalgröße" oder "Maximalenergie" für die verwendete Munition. Allerdings ergibt sich diese indirekt dadurch, dass man mit dem erlegten Tier ja auch noch etwas "anfangen" will.

So macht es ja keinen Sinn mit so einem schweren, großen und energiereichen Geschoß wie einem .50 BMG auf Wild zu schiessen, denn dann bliebe von dem erlegten Reh ja nicht mehr viel übrig, was man noch sinnvoll verwerten könnte. Man wird also auch keine Munition wählen, die mehr Schaden im Tierkörper anrichtet als unbedingt notwendig ist um nicht das ganze Wildbret zu zerstören.

Und dazu kommt noch, dass man als Jäger ja auch seine Waffe "herumtragen muss" und damit z.B. auf einem (engen) Hochsitz hantieren können muss oder auch Schüsse aus der freien Hand oder nur "angestrichen" (also an einen Baum oder Stock angelehnt) abgeben können muss. Das ist mit so schweren Waffen und mit dem Rückstoss nicht sinnvoll möglich. Es wird also niemand freiwillig ein so massiges Gewehr mit großer Lauflänge mit sich "herumschleppen", dass er zudem nicht frei im Hochsitz bewegen kann, weil es dafür viel zu lang ist

Es geht bei der Jagd ja nicht darum "einen auf Rambo zu machen" sondern darum Wild weidgerecht zu erlegen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger

Hallo

Voraussetzung, um auf die Jagd zu gehen, ist - unter Anderem! - der Jagdschein, der Waffeenschein würde da gar nicht helfen.

Bei den Kalibern gibt es im Jagdgesetz Mindestanforderungen, zB eine Mindestenergie auf 100 m (E100) von 1000 Joule für Rehwild und einen Mindestgeschossdurchmesser von 6,5 mm sowie eine E100 von mindestens 2000 Joule für sonstiges Schalenwild.

Diese Anforderungen dürfte dein .50 locker erfüllen. Von Begrenzungen nach oben wüsste ich nichts. Aber es stellt sich die Frage, wie sinnvoll ein solcher Overkill wäre.

xHUSHx 
Fragesteller
 26.07.2020, 01:00

Dachte vielleicht dass .50 verboten ist, da es den Teil des Körpers in den es Eintritt ja schon eher zerfetzt als ein glatten durchschuss zu erzeugen

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Pomophilus  26.07.2020, 01:18
@xHUSHx

Das ist keine Frage des Kalibers, sondern mehr des Geschosstyps. Wenn, wie bei militärischen Patronen üblich, Vollmantelgeschosse verwendet werden, dann gehen diese ohne große Verformung und nur mit geringer Energieabgabe hinduch. Da spielt es keine grosse Rolle, ob der Durchmesser bei ca. 7-9 mm, wie bei den meisten Jagdkalibern oder knapp 13 mm wie bei .50 liegt.

Jagdlich werden Teilmantelgeschosse verwendet, die sich verformen und/oder zerlegen sollen, und so ihre Energie auch tatsächlich abgeben, um zu einem möglichst schnellen und schmerzlosen Tod zu führen. Ich kenne es eigentlich eher so, dass größere, stärkere Kaliber auch für stärkeres Wild konzipiert sind. Bei schwachen Stücken geben sie zu wenig Energie ab und führen öfters zu glätten Durchschüssen, die das Willd manchmal nicht sofort töten.

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xHUSHx 
Fragesteller
 26.07.2020, 01:22
@Pomophilus

Eine Frage hätte ich da noch wenn man einem Jagdschein hat hat dieser einen Waffenschein integriert oder muss ich diesen extra beantragen. Und als Jäger darf man ja unbegrenzt langwaffen besitzen, jedoch nur 2 kurzwaffen richtig? Weitergehend habe ich mich gefragt welche kurzwaffen ich besitzen darf, oder darf ich jede kurzwaffen besitze wenn diese semi automatisch schießt?

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stichelhaar  26.07.2020, 10:06
@xHUSHx

Jäger besitzen eine Waffenbesitzkarte, keinen Waffenschein. Das ist eine grundsätzlich andere Bedingung. Bei den Kurzwaffen ist die Begrenzung auf zwei Stück, Kaliber ist nicht begrenzt. Allerdings könnte ich mir vorstellen, bei den heutigen Bedingungen, dass die zuständige Behörde ab und zu nachfragt, wozu das gut sein soll. Das Recht dazu haben sie aber eigentlich nicht.

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Alle Waffen die nicht für die jagdliche Verwendung ausgeschlossen sind (sind nicht viele) dürfen verwendet werden, für manche Wildarten wird ein Mindestkaliber vorgeschrieben.

Einen großen Waffenschein haben vermutlich die wenigsten Jäger, aber dafür einen Jagdschein.

Um zur Frage zurück zu kehren, ja es lässt sich auch mit einem .50 Gewehr legal jagen, wobei das in unseren Gefilden keinen Sinn macht, da die Wildbretentwertung viel zu groß wäre und die kosten unverhältnismäßig hoch sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung