Welche DDR - Bürger durften ins westliche Ausland reisen?

18 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wieder mal ein heilloses Durcheinander hier! 1. Die Reiseregelungen wurden in den 40 Jahren der DDR sehr unterschiedlich gehandhabt, darum muss man mir irgendwelchesn Aussagen sehr vorsichtig sein. Heute werden leider immer die negativen Parts herausgegriffen und diese auf 40 Jahre DDR verallgemeinert 2. Man kann grob sagen, dass die Reisebedignungen zum ENDE der DDR immer weiter gelockert wurden. 3. Aber auch schon in den 50er Jahren gab es die Möglichkeit in den Westen zu Reisen (Tauwetterperiode, offene Grenzen in Berlin usw.). Man kann also nicht ein pauschales Urteil bilden, es kommt immer auf die Zeit und den Umstand an. Hier ein paar Beispiele: 50er Jahre ... unsere Fußballmännermannschaft (Kreisklasse) durfte zu einem Freundschaftsspiel nach Salzgitter, genau wie umgekehrt. Rentner durften ab den 70ern frei reisen. Wissenschaftler, Sportler, Journalisten, Politiker durften erleichtert reisen. Privatpersonen zu Familienfeiern, Hochzeiten und Trauerfeiern auf Einladung. In den 80ern war es sogar erwünscht, dass Städtepartnerschaften und gegenseitige Besuche durchgeführt wurden. Auch ganze Brigaden konnten Projektbezogene "Kulturreisen" unternehmen. Wurde natürlich vorab geprüft und über jeden Einzelfall entschieden, man kann also keine pauschale Antwort geben. Und ggf. ist auch die Formulierung der Frage falsch, grundsätzlich war es nicht verboten zu reisen (wüsste auch nicht dass dies irgenwo gesetzlich verankert war), man benötigte jedoch ein (Aus-)Reisevisum, und das wurde halt, was westliches Ausland betrifft sehr "sprärlich" vergeben, da es sich hierbei laut Staatsdoktrin um den "Klassenfeind" handelte. Wer also schreibt wer linientreu war durfte reisen, wer nicht durfte nicht reisen, macht es sich etwas einfach!!!

Reisswolf53  20.10.2010, 13:36

bigheizer - DH! Hier wird schon auch noch irgendwann sachliche Vernunft einziehen! Aber solange die historische Aufarbeitung von Leuten beherrscht wird (Eppelmann, Gauck & Co.), die zugegebenermaßen persönlich wahrscheinlich übelste Erfahrungen gemacht haben, solange überwiegt eben das Siegergrinsen bei diesen Fragen!

0
futureworld 
Fragesteller
 20.10.2010, 15:53
@Reisswolf53

Ich bin tief beeindruckt, so eine kompetente, ausführliche und auch interessante Antwort erhält man selten. DH, bigheizer!!!

0
zetra  12.01.2020, 17:01
@Reisswolf53

Gauck uebelste Erfahrungen gemacht, das haut mich vom Hocker?

Er war Priveligierter, seine Soehne durften ausreisen.

0

Das wurde v. a. aus politischen Gründen streng kontrolliert und mit Verboten belegt (zunehmend in den letzten Jahren der Existenz der DDR). Es "durften" v. a. hochrangige Politiker und deren Angehörige, Sportler bei entsprechenden Anlässen, Dienstreisende auf entsprechenden "Befehl" und nach entsprechender Loyalitätsüberprüfung, Rentner. Ausnahmeregelungen gab es bei dringlichen Familienanlässen und bei gewissen Touristikunternehmen (z. B. Jugendtouristik für Auserwählte).


Es hatte aber auch historische Gründe, die man bei aller Propaganda, die hier zu lesen ist, nicht vergessen sollte. 1) Solange die Grenze auf war, gab es nun mal einen drastischen brain drain gut ausgebildeter (auf Staatskosten!) Fachkräfte und Wissenschaftler Richtung Westen - und für die Wessis wunderschöne Gelegenheiten, mit ihrer Westmark billig an staatlich subventionierte Waren (z. B. Kinderkleidung, Fleisch u. a.) heranzukommen und in den Westen zu schleppen. 2) Zum anderen muss folgendes beachtet werden: Die Bundesrepublik hatte in Verletzung jeglichen Völkerrechts beansprucht, der Staat aller Deutschen zu sein. Die Staatsbürgerschaft der DDR wurde faktisch nie anerkannt. Jeder männliche Westreisende aus der DDR im entsprechenden Alter durfte rein formell betrachtet zur Bundeswehr eingezogen werden, die konsularische Rechtshoheit der DDR gegenüber ihren Staatsbürgern, die sich (aus welchen Gründen auch immer) in der BRD aufhielten, wurde nicht anerkannt, u. vieles andere mehr. 3) Es gibt statistische Erhebungen, dass gegenwärtig PRO JAHR mehr ausgebildete Fachkräfte und Akademiker das Territorium der ehemaligen DDR Richtung Ausland verlassen, als jemals bis 1989 insgesamt Ausreiseanträge Richtung BRD gestellt wurden. Denk selber darüber nach, warum das so ist!

riara  20.10.2010, 09:58

Es ist aber schon ein Armutszeugnis wenn man eine Mauer bauen muss, damit die Bürger nicht wegrennen, oder?

Bei den Rentnern und Schwerbehinderten sah man das dann nicht so eng, weil diese ja nicht zur Aktiva des Arbeiter- und Bauernstaates gehörten, das gleiche gilt für Regimegegner wie Biermann, dem man die Staatsbürgerschaft einfach wegnahm, wie übrigens einigen tausend politischen Häftlingen, war das völkerrechtlich Korrekt???

0
Water2112  20.10.2010, 10:35
@riara

Ja, das frage ich mich auch. Man könnte auch sagen, die BRD hat irgendwelche Rechte verteidigen wollen. Es ist nicht unbedingt schlimm, wenn man ein Land, was sein Volk einsperrt und diktatorisch beherrscht wird, nicht anerkennt. Und die Wehrpflicht ist eigentlich kein gutes Beispiel... im Osten gab es die auch. Warum sollte es jemanden stören, im Westen eingezogen zu werden? Wurde man im Osten doch auch, aber da hatte man wirklich kaum eine Chance, einen Ersatzdienst zu leisten (dieser war eher "Strafarbeit" als "Zivildienst"). Außerdem konnte so ein "Ersatzdienst" dazu führen, dass man nicht studieren durfte usw... ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer gejammert hat, wenn er plötzlich unter Westgesetze fiel...

0
bigheizer1975  20.10.2010, 11:54
@Water2112

Hallo? Frage muss lauten, welche Alternative gab es 1961 zur Mauer? Antwort genau Drei: 1. DDR blutet weiter aus, wird dann von den Russen besetzt und zur russischen Enklave wie z.B. Königsberg. 2. Russen maschieren ein und bauen die Mauer selbst, die DDR wird direkt unter russische Verwaltung gestellt. 3. Der dritte Weltkrieg bricht aus, weil der Westen denkt, wenn die DDR ausgeblutet ist, wird sie billig übernommen. Und genau vor diese Wahl wurde Ulbricht in Moskau gestellt. Also welche Alternative hättet Ihr Schlaumeier denn gern? Nicht vergessen: Adenauer hat die Deutsche Einheit in den 50ern verhindert da er kein neutrales Deutschland wollte! Östereich war da schlauer. Also wenn man von Geschichte keine Ahnung hat, immer vorsichtig mit pauschalen Aussagen!

0
Reisswolf53  20.10.2010, 12:57
@Water2112

water, was eierst du hier rum? In der DDR wurde nie ein Staatsbürger eines anderen Staates zum Wehrdienst eingezogen. Bitte erst denken, dann reden!

0
Reisswolf53  20.10.2010, 13:13
@riara

Riara, ich sehe heute bestimmte Dinge auch anders, auch die Verhältnismäßigkeit der angewandten Mittel zur Grenzsicherung, nicht aber deren Rechtmäßigkeit, auch nicht das mit den Staatsbürgerschaften (ich wiederhole, ich sehe das heute auch insgesamt anders, aber jeder Staat hat nun mal Hoheitsrechte gegenüber seinen Staatsbürgern, zumal Herr Biermann ja auch kein freundlicher Zeitgenosse war und ist - das sind innerstaatliche Belange, keine völkerrechtlichen)! Vergiss nur bitte nicht, dass es sich bei der damaligen Staatsgrenze und ihrem Grenzregime nicht um einen Spaziergang zu Nachbars über den Zaun handelte. Das war keine innerdeutsche Grenze und schon gar nicht eine Grenze zwischen Besatzungs - Zonen. Das war eine international anerkannte Staatsgrenze nicht nur zwischen zwei souveränen Staaten (nicht "innerdeutsch"! - das erzählt sogar der dicke "Einheitskanzler", Doktor der Geschichte, so lax vor sich her!), sondern zwischen zwei Weltsystemen. Da spielten auch Interessen einer ganzen Staatengemeinschaft mit vielen Völkerrechtssubjekten eine Rolle! Und auch wenn es mir keiner glaubt, die ersten Grenzverletzer, die ich als Sani - Uffz. an der Westgrenze aus der Minensperre geholt habe, war erst ein junger Mann aus Bayern, dann ein älterer Mann aus Hessen, beide im Abstand von nur drei Wochen auf dem Weg Richtung Osten.

0

Alle Sportler, Künstler, Politiker, Wirtschaftsmanager usw.usw... , die absolut linientreu waren, konnten dann in den Westen, wenn sie dort beruflich zu tun hatten.

Ausserdem seit den 70ern alle Rentner über 65, diese auch für immer , wenn sie wollten...

futureworld 
Fragesteller
 19.10.2010, 23:30

ist ja unglaublich, hätte ich NIE gedacht (Rentner)

0
Reisswolf53  20.10.2010, 07:56
@OnkelBerni

Na und?? Die Bundesrepublik hatte doch in Verletzung jeglichen Völkerrechts beansprucht, der Staat aller Deutschen zu sein. Die Staatsbürgerschaft der DDR wurde nie anerkannt. Jeder männliche Westreisende aus der DDR durfte zur Bundeswehr eingezogen werden, die konsularische Rechtshoheit der DDR gegenüber ihren Staatsbürgern, die sich (aus welchen Gründen auch immer) in der BRD aufhielten, wurde nicht anerkannt, u. vieles andere mehr. Zum anderen hatte die BRD zum Zeitpunkt dieser sog. Wende einige Milliarden Schulden bei der DDR angehäuft (weil sie sich nach 1945 weigerte, Reparationen an die SU zu zahlen, die dann mehrheitlich die DDR begleichen musste), also ein bisschen war das mit den Renten auch Schuldenausgleich! Vergesst nur bei aller Siegerpropaganda auch die Historie nicht!

0
riara  20.10.2010, 09:54
@Reisswolf53

Also genauso könnte man natürlich sagen, dass der Westen die Reparationen an die Westallierten und vor allem auch an die Opfer des Nationalsozialismus zahlte, die Schulden der DDR kamen aber sicher nicht von dort, sondern resultierten aus einer völlig verfehlten Wirtschaftspolitik, das fehlen von wichtigen Rohstoffen und geringer Deviseneinnahmen...

Nach internationalen Recht gab es zwei deutsche Staaten, das Verhalten der Bundesregierung war also eher ein ignorieren und was immer man behauptet, jeder DDR-Bürger musste erst naturalisiert werden, was aber im Gegensatz zu anderen Staatsbürgerschaften mit einem einfachen Verwaltungsakt erledigt wurde...

0
OnkelBerni  20.10.2010, 10:10
@riara

So sehe ich es auch.

Dann muss ich auf diesen etwas forschen Kommentar von Reisswolf nicht mehr antworten.

Danke, Riara

0
Leichnam69  20.10.2010, 10:26
@OnkelBerni

@Also genauso könnte man natürlich sagen, dass der Westen die Reparationen an die Westallierten und vor allem auch an die Opfer des Nationalsozialismus zahlte So was von lächerlich...lange Zeit ist doch bekannt das hochrangige Offiziere der Wehrmacht in der BRD gedeckt wurden,was allein schon ein Hohn für alle Opfer des Nationalsozialismus ist und das auch heute noch Kriegsverbrecher ungestraft und gedeckt von der westlichen Politik im Haus nebenan wohnen.(Seit den 50er Jahren lebt der in den Niederlanden zu lebenslanger Haft verurteilte und später geflohene mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher Klaas Carel Faber in Deutschland. Auslieferungsbemühungen der Niederlande blieben erfolglos. Nun fordert Israel die Bundesregierung zum Handeln auf.)

0
Reisswolf53  20.10.2010, 12:53
@riara

Riara, hier bist du falsch informiert. Der Westen (die West-Aliierten) haben den Westzonen und dann der BRD im Rahmen des Marshall - Planes und der Lend lease-Politik die Reparationen erlassen. Die Westzonen und dann die BRD haben es abgelehnt, diese Zahlungen zu leisten, 95 % der Reaparationsschulden an die UdSSR kamen von der DDR! Wofür sollte denn die BRD auch an die West - Alliierten zahlen? An einen Staat aus Übersee, der im ganzen Verlauf des Krieges mehr Verkehrstote hatte als gefallene Soldaten? Der nicht ein einzigstes Stück seines Kern - Territoriums mit Kriegshandlungen bedacht bekam? Der seine Alliierten - Verpflichtung (Eröffnung der 2. Front) erst gar nicht, dann erst auf dringliches Bitten, dann, nachdem die Gefahr bestand, dass die Russen bis zum Atlantik durchpreschen und dann auch noch fast mit einem Desaster in Dünkirchen nachgekommen ist? Nein, nein, ich sprach von den gesamtdeutschen Reparationsverpflichtungen an die ehemalige UdSSR. Zitat Prof. Peters aus Bremen (1994): die Schulden der BRD gegenüber der DDR betrugen 1989 ca. 727 Mrd. DM; (also keine Stasi- oder SED - Propaganda!!!) - womit auch solche Fragen wie "Lastenausgleich", Transferleistungen usw. in einem total anderen Licht stehen!


Bernstorfi - halt dich besser raus!


Leichnam, das ist eine auch interessante, aber hier nicht passende Antwort.

0
Wolli1960  21.10.2010, 10:42
@Reisswolf53

Bernstorfi - halt dich besser raus!

Dieser Kommentar zeigt deutlich Dein Verständnis von Meinungsfreiheit.

Bernstorffi - lass dir von diesem ewig Gestrigen nicht den Mund verbieten!

0
Wolli1960  23.10.2010, 15:42
@Reisswolf53

Also, Ergüsse bekomme ich nur mit der richtigen Dame.

Ansonsten: Suche dir doch mal einen gutem Psychiater, der kann dir vielleicht helfen.

Im übrigen: siehe unten!

0
Reisswolf53  23.10.2010, 19:14
@Wolli1960

Du bist also der Meinung, ein "guter" Psychiater könnte historische Fakten wegtherapieren? Interessant!

0

Auch wenn die Frage schon 6 Jahre alt ist.

Mein Onkel durfte damals Beginn Ende der 70er Jahre problemlos uns im Westen besuchen. Erst 1 x im Jahr und später kam er regrlmäßig zu Besuch.

Ab den 80er Jahren auch mit seiner Frau und Trabbi.

Für die beiden war es fast selbstverständlich wie für uns uber die Grenze die Fsmilie zu besuchen.

Es gab klare Ausnahmen woran das lag kann ich nicht beurteilen

Noch nach über dreißig Jahren rätsele ich darüber, wie mich ein Mercedes-Oldtimer mit DDR-Kennzeichen auf einer bayerischen Autobahn überholen konnte... Muß ja wohl irgend ein "Promi" gewesen sein....