Welche Bezeichnung, wenn es mir schwer fällt mich mit anderen zu unterhalten?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich tippe darauf, dass du introvertiert bist, also besser alleine oder mit wenigen Bezugspersonen zurechtkommst als unter vielen Menschen. Das ist aber keine Krankheit, sondern einfach ein Persönlichkeitsmerkmal, das etwa die Hälfte der Menschen hat (Introvertierte fallen nur nicht so auf wie Extrovertierte).

Das heißt aber nicht, dass du nicht lernen kannst, entspannte Gespräche zu führen. Ich empfehle dir, dich mit dem Thema "Selbstbewusstsein" auseinander zu setzen. Du bist vollkommen ok, wie du bist, und musst dich vor niemandem dafür rechtfertigen. Wenn du das tief in dir begreifst, wird der Druck geringer, etwas Bestimmtes darstellen zu wollen, was du nicht bist.

Mir hat es auch sehr geholfen zu verstehen, dass Menschen seeeehr unterschiedlich ticken. Es gibt Menschen, die ein Gespräch nur starten, um überhaupt irgendwie in Kontakt zu treten, was für dich sinnlos sein kann (der klassische Smalltalk). Mach dich nicht verrückt, dann die "richtige" Antwort finden zu müssen, darum geht es deinem Gegenüber gar nicht!

Es ist vollkommen ok, keinen Smalltalk zu mögen. Du kannst dich gar nicht darauf einlassen oder es kurz halten: Einfach nett hallo sagen, ein paar belanglose Sätze wechseln und dich dann freundlich mit dem Hinweis verabschieden, dass du jetzt weitermachen möchtest mit was auch immer du eigentlich vor hattest. (Klingt leichter, als es ist, ich weiß, aber mit der Zeit wird es einfacher.)

Manchen Menschen muss man auch eine Grenze setzen, weil sie sonst immer weiter quatschen, da ist es hilfreich, wenn du weißt, was dir wie wichtig ist. Es ist auch vollkommen legitim, nervige Labertaschen aus deinem Leben zu verabschieden.

Ich hoffe, das hilft dir weiter, sonst frag gerne nochmal nach.

xvicci 
Fragesteller
 02.06.2021, 17:44

Vielen Dank, du hast mir sehr weiter geholfen🙏🏻

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Das kommt davon, dass du von den Menschen entweder zu gut oder zu schlecht denkst. Schau, dass du positiv von anderen Menschen denkst, dann wird es besser

xvicci 
Fragesteller
 01.06.2021, 18:06

Vielen Dank, werde ich versuchen

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Das ist keine Krankheit. Und mir scheint, du bist auch nicht unbedingt introvertiert, weil es ja doch etliche Menschen gibt, mit denen du "normal" reden kannst. Es könnte einfach Desinteresse oder fehlende Übung oder beides sein.

Vielleicht würde es dir helfen, einmal darüber nachzudenken, was für dich "normal reden" eigentlich bedeutet.

Es gibt mindestens drei Gründe, warum man mit Menschen redet:

  1. Entweder man will Informationen, Meinungen, Gedanken austauschen
  2. Man will dem Anderen zeigen, dass man ihn mag, respektiert, wertschätzt und deshalb will, dass er die Gesellschaft mit einem als angenehm empfindet.
  3. Man fühlt sich verpflichtet, etwas zu sagen, weil man es als peinlich oder unangenehm empfindet, in Gemeinschaft mit einem Anderen länger nichts zu sagen und deshalb vom Anderen als dumm, stoffelig, gehemmt etc. eingeschätzt zu werden.

Punkt 1 setzt voraus, dass man sich für den Anderen und dessen Wissen, Meinungen, Gedanken und Leben überhaupt interessiert. Wenn dies der Fall ist, dann ist es leicht, ein guter Zuhörer zu sein, und manchmal reicht das schon, um (zumindest aus Sicht des Anderen) eine gute Unterhaltung zu führen. Noch besser ist es, wenn man Dinge hat, die einen selbst interessieren oder gar begeistern; Gedanken, die einen bewegen und die man gerne mitteilen möchte; Fragen, die man an die Welt und an den Anderen hat. Dann ist es leicht, ein guter Erzähler zu sein. Wenn es einem dann noch gelingt, ein gutes Gleichgewicht zwischen Zuhören und Erzählen zu finden, gelingt auch ein gutes Gespräch.

Punkt 2 setzt voraus, dass man am Anderen als Mensch etwas liegt. Das gilt für den Bekannten aus dem Sportverein ebenso wie für den Fremden, der neben einem im Bus sitzt. Ist man selbst als erster am Zug, genügt vielleicht nur ein Gruß, ein Lächeln, ein freundliches Nicken. Versucht der Andere, ein Gespräch anzufangen, gebietet es die Höflichkeit, darauf einzugehen: Entweder oberflächlich als "Smalltalk", mit passenden Floskeln und Redensarten, was allerdings etwas Übung verlangt, um nicht künstlich zu wirken. Oder indem man sich darum bemüht, das Gespräch auf etwas zu lenken, das einen selbst interessiert. Es ist oft erstaunlich, was in anderen Menschen an Wissen, Erfahrungen und interessanten Gedanken steckt, denen man es nicht auf Anhieb zugetraut hätte. Man tut sich in jedem Fall leichter, wenn man ein Gespräch nicht nur aus Höflichkeit führt, sondern aus Freude und Interesse.
Wenn du in solchen Situationen gehemmt bist, wirst du natürlich kaum auf die Idee kommen, selbst ein Gespräch mit dem Anderen anzufangen. Aber bedenke: Womöglich kommst du dadurch in eine aktive Rolle, durch die dir das Gespräch leichter fällt! Erstens hast du dadurch mehr Einfluss auf das Thema und kannst dir eines aussuchen, dass dir liegt. Und zweitens bist du nicht im Zugzwang, auf den Gesprächswunsch des Anderen eingehen zu müssen, obwohl du vielleicht keine Lust dazu hast. Und in den Augen des Anderen gewinnst du die Oberhand, weil du derjenige bist, der angefangen hat. Dadurch wird der Andere nie auf die Idee kommen, dich als schüchtern oder gehemmt anzusehen. Und wie immer der Andere dich einschätzt, hat einen Einfluss darauf, wie du dicht selbst einschätzt und verhältst.

Punkt 3 ist keine gute Grundlage für ein gelingendes Gespräch. Wenn es dir partout nicht gelingt, in einer solchen Situation auf eine Einstellung gemäß Punkt 2 umzuschwenken, solltest du offen dazu stehen: Dieser Mensch interessiert mich nicht und es ist mir zu mühsam, so zu tun als ob, also belasse ich es bei einem freundlichen Lächeln. Oder du begnügst dich mit einem oberflächlichen Smalltalk über das Wetter, die neuesten Nachrichten, oder spiegelst einfach die Kommunikation des Anderen wider: "Den Fuß hast du dir verstaucht? Wie ist denn das passiert?" oder "Da hast du Recht. Eine halbe Stunde Verspätung! Das hätte ömich auch geärgert." So oder ähnlich, aber jedenfalls ohne schlechtes Gewissen: Du hast dich entschieden, dich nicht oder nur sparsam in das "Gespräch" einzubringen und du stehst dazu.

xvicci 
Fragesteller
 02.06.2021, 17:42

Vielen vielen Dank🙏🏻

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Serela  03.06.2021, 10:53

Auch Introvertierte können mit Menschen normal reden, sie werden halt durch viele Menschen und Gespräche schneller erschöpft, während die Extrovertierten gerade davon ihre Energie beziehen.

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