Wasserkopf Wien

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Medizinisch bezeichnet ein "Wasserkopf" (Hydrocephalus) die krankhafte Ansammlung von Wasser im Kopf. Wegen übermäßiger Flüssigkeitsproduktion erweitern sich die Flüssigkeitsräume auf Kosten der Hirnsubstanz.

Als Metapher (Wort in übertragener, nicht wörtlicher Bedeutung) wird der Ausdruck für eine als übermäßig empfundene Konzentration von Funktionen, Verwaltung und Bevölkerung an einer Stelle verwendet, besonders bei einem Eindruck, eine unproduktive und wenig leistende Bürokratie verlange zu viel Mittel vom Umland. So ein Vorwurf eignet sich natürlich auch für eine polemische Propaganda in politischen Auseinandersetzungen.

Für Wien ist die Bezeichnung nach dem 1. Weltkrieg oft verwendet worden. Es gab rund 2 Millionen Einwohner. Durch die Niederlage war die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn zusammengebrochen und das Staatsgebiet und die Bevölkerung der neu entstandenen Republik Österreich waren im Vergleich dazu deutlich kleiner (statt 54 - 55 Millionen nur noch 6 - 7 Millionen Menschen). In Wien blieben aber die zentralen Behörden des Staates und die Unternehmenszentralen. Zusammen mit dem großen Anteil an der Gesamtbevölkerung in einer einzigen Stadt konnte dies als überdimensioniert empfunden werden. Es gab auch einen politischen Gegensatz zwischen der Vorherrschaft der Sozialdemokraten in Wien und einer verbreiteten konservativen Einstellung der Landbevölkerung. Eine Versorgungskrise (Wien hatte z. B. sein bisheriges Hinterland verloren) führte zu der Anordnung, Lebensmittel abzugeben.

http://alpen-info.de/html/wien.html: "Das Ende des Weltkrieges war zugleich auch das Ende der österreich-ungarischen Monarchie. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlament in Wien die "Republik Deutsch - Österreich" ausgerufen. Aufgrund des nun wesentlich kleineren Staatsgebietes war Wien im Verhältnis zu groß geworden. Die Bevölkerung konzentrierte sich in der Hauptstadt, die deshalb und wegen der damit verbundenen Belastungen auch oft "Wasserkopf" genannt wurde."

Die Bezeichnung "Wasserkopf" gibt es auch weiterhin, vor allem bei Auseinandersetzungen um die Verteilung von Finanzmitteln (hohe Verwaltungskosten).

Albrecht  13.05.2009, 18:15

http://de.wikipedia.org/wiki/GeschichteWiens#ErsterWeltkriegundErste_Republik: "Das Ende des Weltkrieges war zugleich auch das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlament in Wien Deutschösterreich zur Republik ausgerufen; der Name musste 1919 auf Republik Österreich geändert werden. Aufgrund des nun viel kleineren Staatsgebietes war Wien im Verhältnis dazu zu groß. Die Bevölkerung konzentrierte sich in der Hauptstadt, die staatliche Bürokratie und die Zentralen der Unternehmungen waren auf einen Großstaat ausgerichtet. Zur Währungskonsolidierung kam es in vielen Institutionen zu Personalabbau, der Wien und seine Zentralstellen besonders traf. Die aufstrebende Metropole der Donaumonarchie wurde zum „Wasserkopf“ der klein gewordenen Republik."

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Gabi40  14.05.2009, 15:27

Hervorragende Erklärung, DH!

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Ich werde versuchen das zu erklären- schon in der Monarchie Zeit sind viele Menschen nach Wien gezogen- hauptsächlich waren es Dienstboten die in den verschiedenen Bürgerhäusern gearbeitet haben. Und schon in dieser Zeit wussten die Wiener alles besser und haben geglaubt das nur WIEN der Nabel der Welt ist.Dadurch wurden die Wiener von den anderen Bewohnern der Bundesländer als Wasserköpfe bezeichnet.

Ich könnte dir Erklärungen zum Wasserturm Bobenhausen liefern. Ginge das zur Not auch?