Was würdet ihr tun mit eurem Sohn?

3 Antworten

Einen Mittelweg finden.

In einem Eltern-/ Aspergerforum nach Erfahrungen anderer Betroffener fragen und nach geeigneten Therapeuten in eurer Umgebung.

Mit dem Sohn reden. Zum Erst-/ Beratungsgespräch in der Klinik oder bei einem Therapeuten gehen.

Mit dem Sohn besprechen, wie ihm geholfen werden kann und wie man das so arrangieren könnte, dass es für ihn bestmöglich schaffbar ist. Also bspw. evtl. Tagesklinik, wenn er nicht auswärts alleine schlafen kann. Oder du (oder der andere Elternteil) gehst anfangs mit zur Therapie, wenn er alleine mit einem Fremden überfordert ist. Im Vorfeld wird genau erläutert, wie die Therapie abläuft und das mehrfach wiederholt, bis es für ihn vertraut klingt. Man bespricht mit ihm und ggf. dem zukünftigen Therapeuten evtl. Hilfsmittel, Dinge, die er mitnehmen kann, um sich nicht so fremd zu fühlen oder Verhaltensweisen, die er braucht, um sich an die Situation zu gewöhnen.

Bei den Zwängen würde ich erst mal mit einem Experten besprechen, in wie weit die für das Autistmusspektrum normal sind und in wie weit man denen entgegen kommen kann. Ich kenne eine erwachsene Autistin, die ihre Stofftiere im Bett braucht und ein Trampolin zu Hause hat, auf dem sie regelmäßig springen muss, um Energie rauszulassen.

Allg. würde ich mich an ein Zentrum wenden, in dem auch Experten für das Autismusspektrum arbeiten, ein SPZ evtl. Nicht jeder Therapeut ist m.W. damit vertraut und kann das in seiner Therapie berücksichtigen. Eventuell bekommt man über die Krankenkasse eine passende Liste?

Erstmal würde ich mich um das bei ihm zutreffende Krankheitsbild schlau machen.

Mensch ≠ Mensch

Autost ≠ Autist

Darum heißt Autismus als Diagnose inzwischen A.S.S. (Autismus Spektrum Störung). Das ist DER Depression genau dasselbe. Es gibt nicht DIE Depression.

Weitere Zwänge ist Plural. Da gilt es auch zu filtern, ob man sehen kann woher dieser Zwang stammt.

Einfach so steckt man niemanden in die Klinik. Idealerweise mit Einverständnis. Und dann erstmal den vorl. Arztbericht lesen.

Bei dem "oder würdest Du ihm helfen" betrachte ich das Wort Hilfe in Deinem Kontext für viel zu weit fächerbar. Die Klinik soll ja Hilfestellung geben und vordergründig ist die Hilfe zur Selbsthilfe die beste Wahl.

Einfach Larifari Eierschaukeln, damit ist niemanden geholfen.

Ich würde professionelle Hilfe suchen. Aus Depressionen kommt man alleine einfach nicht raus. Und ich selbst bin keine Ärztin oder Therapeutin.

Eine Klinik kann ein guter Anfang sein.

Ich bin mal etwas boshaft: wenn ich Kinder hätte, hätte ich wenig Bock, denen bis zu meinem Lebensende permanent Puderzucker in den Allerwertesten zu blasen. Ich würde wohl alles tun, damit sie schnell und erfolgreich auf eigenen Beinen stehen. Schließlich will ich ja auch noch was von meinem Leben haben.

Ich habe übrigens keine Kinder.

Tasha  24.04.2024, 16:29

Wenn du Kinder mit "besonderen Bedürfnissen" hättest, würdest du eventuell merken/ wissen, dass die dich noch deutlich längere als Kinder ohne besondere Bedürfnisse brauchen und das berücksichtigen.

Man arbeitet natürlich immer schrittchenweise auf Eigenständigkeit hin, es gibt aber Kinder, die einfach viel, viel später eigenständig werden als andere, weil sie eben besondere Einschränkungen und damit besondere Bedürfnisse haben. Es gibt Autisten, die extrem klammern und das Gewohnte brauchen und die z.B. nicht einfach als Kinder oder Jugendliche auswärts übernachten können. Die sehr viel Anleitung und Routine bei Aufgaben brauchen und die man bspw. auf eine Ausbildung komplett vorbereiten muss in kleinen Schritten. Die nicht einfach ausziehen können, ohne, dass das vorher monate- bis jahrelang vorbereitet und in ganz kleinen Schritten und kurzen Einheiten geübt wurde.

Ich hatte einen Bruder mit Downsyndrom, der auch gewisse Züge von Autismus hatte (keine Ahnung, ob das Teil des Downsyndroms oder etwas Separates hatte). Den konnte man bspw. nicht einfach so auf Klassenfahrt schicken wie uns andere Kinder, sondern da wurde wochenlang vorher immer wieder ein Lied gesungen, das thematisierte, dass er eben auf Klassenfahrt ginge, dass er sich von uns verabschieden würde und dann dort woanders schlafen würde und mit seinen Freunden viel Spaß haben würde. Am Ende hat er mit meinen Eltern das Lied täglich gesungen und freute sich. Ohne solche Vorbereitungen hätte es ihn überfordert, plötzlich nur mit den Mitschülern alleine woanders hinzufahren und dann dort zu bleiben.

In der späteren Jugend übernachtete er einige Male kurze Zeit im Wohnheim, um ihn darauf vorzubereiten, dass das eventuell im Notfall (Krankheit der Eltern etc.) mal nötig würde. Da kam sein gesamter Hausstand mit, damit er die Routine von zu Hause so weit wie möglich einhalten konnte. Andere Kinder wären einfach mit etwas Wäsche und dem Kuscheltier oder so losgeschickt worden, bei ihm ging das nicht, da er zu viele besondere Routinen hatte, die er brauchte.

Genauso hat er über Jahre kleine Aufträge bekommen, wenn er mit meinen Eltern unterwegs war - mal alleine ein Eis kaufen oder im Supermarkt etwas in den Wagen legen, mal mit vorgezähltem Geld bezahlen, mal nach etwas fragen. Nach vielen, vielen Erfahrungen dieser Art konnte er dann auch mal bspw. alleine in einen Laden geschickt werden oder unterwegs an einem Stand alleine etwas bestellen. Einfach so durch Zuschauen hätte das nicht geklappt.

Als die ersten Geschwister zur Ausbildung auszogen, war er verzweifelt und fragte, wann die denn wiederkämen. Er wäre da noch lange nicht so weit gewesen, selbst auszuziehen. Es dauerte extrem lange, ich meine, ca. ein Jahr, bis er akzeptiert hatte, dass da Familienmitglieder ausgezogen waren und nur noch selten nach Hause kamen.

Solche Kinder kannst du ohne Vorbereitung nicht einfach "ins Leben" schicken, da braucht es viele Überlegungen, viel Vorbereitung, oft viel Übung und dann geht es irgendwann. Aber oft nicht mit 18 oder 20, sondern deutlich später.

Das trifft nicht auf jeden mit Einschränkungen zu, aber auf solche, die eben viel Unterstützung brauchen und zu Ängsten tendieren.

Dazu gibt es Betroffene, die auch als Erwachsene Hilfe beim Toilettengang brauchen oder sich nicht alleine waschen oder anziehen können. Einige können das noch als Erwachsene lernen, andere nicht, die brauchen immer besondere Unterstützung. Andere können nicht alleine essen usw. Da gibt es ein großes Spektrum. Um irgendwann mal Selbstständigkeit, so weit es geht (Wohnheim, Pflegedienst) zu gewährleisten, muss man da früh anfangen, ein Programm vor Augen haben und das ganz sanft, schrittweise durchziehen.

Mein Bruder hat sich bspw. mit 20 mehr oder weniger alleine angezogen, vorher brauchte oder fast komplett Hilfe dabei. Oder er wusch sich irgendwann alleine, man musste ihm aber rechtzeitig Bescheid sagen und ihm Handtücher etc. zurechtlegen. Irgendwann konnte er wohl auch mit 20, sein Pausenbrot alleine herrichten, nachdem er lange Anleitung und alle Sachen dafür bereit gelegt bekommen hatte.

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