Was würde passieren, wenn die Oberleitung auf einen Personenzugwagen fällt?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/bahn-chaos-duesseldorf-hbf-oberleitung-100.html

Sowas passiert, wenn die Fahrleitung runter fällt. Der hohe Kurzschlußstrom brennt ggf ein Loch in die Hülle des Zuges... Zeitgleich spricht der Kurzschlussschutz an und schaltet erst einmal aus... ABER eine automatische Zuschaltung prüft direkt, ob der Fehler noch da ist... ab dem Moment steht erst mal wieder Spannung auf dem Fahrdraht an... Bei vorhandenem Fehler wird dann über eine Leitstelle Abschnittweise die Fehlersuche mit Hilfe der Prüfspannung durchgeführt... Während dieser Zeit ist weiter Spannung auf dem Fahrdraht.. Jedes Aussteigen wäre Lebensgefährlich... Selbst bei abgeschalteter Fahrleitung besteht noch Gefahr... Es wird nur ein Abschnitt abgeschaltet... In Nebenbereichen mit eigener Versorgung steht immer noch Spannung an. Fährt dann ein anderer Zug über die Trennstelle, gibt es wieder einen Kurzschlußstrom üder die Trennstelle, wo der Zug drüber gefahren ist... Außerdem kommt es durch die Nachbarbereiche zu Induktionsspannungen, die ggf auch einige kV betragen können. Erst wenn Mitarbeiter die Fehlerstelle davor und dahinter spannungsfrei gemessen und geerdet haben, ist ein sicheres Aussteigen möglich...

Hallo

Gugsch hier:

https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Zug-entgleist-im-Bahnhof-Winterthur-23859573

Der Zug war mit Reisenden besetzt. Keinem hats was gemacht.

Indem die Wagen gute geerdet sind, kann es zu keinen Verletzungen kommen. Der Strom erreicht sofort die Ausschaltstärke der Sicherheitseinrichtungen.

Hier siehst du gut das Kabel, das vom Wagenksten zur Nabe der Achse führt:

https://www.flickr.com/gp/r_walther/2vtoHn

Und hier auch: Die Erdunggseinrichtungen sind in der Schweiz meistens Gelb bezeichnet:

https://www.flickr.com/gp/r_walther/0By9ei

Solange der Wagen auf den Schienen steht, kann eigentlich nichts passieren.

Grundsätzlich lässt man aber heute die Leute drin, bis die Fahrleitung abgeschaltet und geerdet ist. Dies weniger, wegen den Gefahren des elektrischen Stromes, sondern wegen der Angst vor Klagen der Insassen, wenn sie sich verletzen.

Hallo,

solange sie in dem metallenem Abteil/Wagen bleiben, passiert nichts (Faradayscher Käfig).

Zuerst wird also die Stromzufuhr gekappt und dann gefahrlos ausgestiegen.

Grüße aus Leipzig

Erst mal passiert den Insassen nichts. Es wird ordentlich Funken. Solange der Fahrdraht auf dem Wagen liegt, kann man auch gefahrlos aussteigen. Der Strom wird über die Schienen abgeleitet. Wenn man sich nicht sicher ist, ob der Zug noch auf den Schienen steht und es brennt, kann man sicherheitshalber von der untersten Stufe springen. Die Funkenstrecke bei 15.000 V ist etwa 25 cm.
Gefährlich wird es, wenn der Fahrdraht neben dem Zug liegt oder seitlich runter hängt. Letzteres kann man von innen nicht richtig sehen. Kommt man in die Nähe des Fahrdrahtes, Abhängseil oder parallel verlaufender Zuführungsleitungen, kann ein Lichtbogen überspringen. Der Lichtbogen kann bei 25 cm Abstand zünden. Dazu reicht ein einzelnes Haar, dass durch das elektrische Feld angezogen wird.
Liegt etwas von der Fahrleitung auf dem Boden, entsteht eine Ableitspannung. So dass die Erde „unter Strom steht“. Über den Schrittabstand der beiden Füße fließt dann Strom. Fällt man darauf hin, wird der Abstand noch größer und der Strom auch.
Wie ein Mensch verbrennt, der unter Bahnstrom steht, kannst du auf YouTube sehen.

Woher ich das weiß:Hobby
RareDevil  26.12.2019, 08:34
Solange der Fahrdraht auf dem Wagen liegt, kann man auch gefahrlos aussteigen.

Absolut verkehrt! Es ist sehr gefährlich in so einem Fall auszusteigen. In dem Moment, wo Du Wagen und Boden berührst, hast Du Berührungspannung und bekommst eine gewischt, was dich ggf umbringen kann! NIEMALS aussteigen, solange keiner es sagt, dass abgeschaltet und geerdet ist!

So ein Kurzschluß hat ggf gute 15-20kA Kurzschlußstrom, ggf auch mehr... Und nach U=R*I kannst Du dir ja mal ausrechnen, was bei 0,1Ohm Übergangswiderstand für eine Spannung an dieser Stelle abfällt...1,5-2kV... Das ist noch weit mehr, wie auf Steckdosen im Haus ist... Berührung auch dann noch tödlich...

Rausspringen ist ggf auch keine gute option. Der mögliche Spannungstrichter im Boden ist die nächste Gefahr (Auch wenn der Zug auf der Schiene steht). Wenn Du raus springst und dann gehst/läufst, oder fällst und eine Teilstrecke überbrückst, hast Du wieder ein Potentialunterschied und bekommst einen Stromschlag! Im Wagen bleiben und ruhig bleiben ist das beste und einzig richtige, bis die Situation geregelt ist.

3
ampmark  27.12.2019, 22:57
@RareDevil

Wenn das Ding brennt, muss man raus. Wenn 80 Leute raus wollen, dauert das ohne Nortutsche erheblich länger als bei einem Vollbesetzten Flugzeug.
Ich habe zwar keine praktische Erfahrung. Aber solange der Wagen / AUF den Schienen steht, ist der Zug gut geerdet. Voraussetzung: der Fahrdraht liegt auf dem Wagen und hängt nicht nebenan auf dem Boden. aber von innen ist das schlecht zu beurteilen.

0
RareDevil  27.12.2019, 23:08
@ampmark

Wenn das Ding brennt, muss man raus.. klar. Aber die Gefahr ist trotzdem groß... Was nutzt Dir die Schiene, wenn Du auf dem Erdreich stehst, das ein anderes Potential wie die Schiene hat? Dann hast Du zwischen Schiene und Erdreich und somit auch zwischen Zug und Erdreich ein Spannungsunterschied. Und der kann tödlich sein...

0
Pauli010  04.01.2020, 20:00

Es heißt Schrittspannung, nicht Schrittstrom. Der Strom vom Fahrdraht auf der Erde in die Erde bleibt gleich. Gleiches erfolgt bei Blitzgefahr - deswegen soll man sich mit enganliegenden Füßen in die Hocke begeben.

0
Oder gibt es da auch soetwas wie einen FI-Schalter

Ja so was gibt es in der Tat, aber es dauert ein paar Minuten bis der anspricht. Sonst gäb es regelmäßig Bahnstromausfälle bei Regen.

oder eine Art Schutzhülle um den Zugwaggon?

Ja, der Waggon ist ein Faradeyscher Käfig und leitet den Strim über den Wagenkasten in die Schienen ab. Dadurch gibt es eien Kurzschluss und die Schutzschalter (s.o.) sprechen dann nach einer kurzen Weile an.

RareDevil  26.12.2019, 08:36
Ja so was gibt es in der Tat, aber es dauert ein paar Minuten bis der anspricht.

Nö.. Nur der thermische Schutz bei Überlast braucht so lange... Wenn der Fahrdraht runter fällt, ist innerhalb von 30-50ms erst mal ausgeschaltet. Beim Regen auf Isolatoren kommt es zwar zu Kriechströmen, aber nicht zu hohen Kurzschlußströmen. Die Kriechströme sind egal. Es gibt keine Fi-Funktion. Nur Kurzschlußerfassung und Fehlerorterkennung zur selektiven Abschaltung... Dafür muss schon ordentlich Strom fließen...

0