Was versteht man unter "relative Altersbestimmung"?

Unter relativer Altersbestimmung versteht man die Datierung von z. B. Fossilien oder archäologischen Fundstücken in Relation zur Fundschicht, ohne das Alter des Fundstücks direkt zu messen. Das Alter wird also bestimmt, indem man das Alter in Bezug zu der Fundumgebung setzt, z. B. zur Gesteinsschicht, in der das Fundstück lag, deren Alter in der Regel bekannt ist. Wenn die Gesteinsschicht z. B. 65 Mio. Jahre alt ist, kann man davon ausgehen, dass auch das Fossil, das man in ihr fand, dieses Alter hat. Dieses Verfahren nennt sich Stratigraphie. Man folgt dabei der Grundregel, dass die Gesteinsschichten "im Liegenden" älter sind als die Schichten "im Hangenden", d. h. die untersten Gesteinsschichten sind am ältesten, die darüber liegenden jünger. Durch verschiedene Hebungs- und Senkungsprozesse und Umwälzungsprozesse kann sich die Schichtreihenfolge aber auch verändern. Das muss man natürlich wissen, sonst schätzt man das Alter falsch ein.

Eine andere Möglichkeit der relativen Altersbestimmung ist die Datierung mittels Leitfossilien. Damit sind Fossilien gemeint, die als Begleitfossilien neben dem zu datierenden Fossil gefunden wurden und deren Alter bekannt ist. Ein Leitfossil sollte leicht zu bestimmen, allgemein häufig sein und nur innerhalb eines kurzen Zeitraums existiert haben. Dadurch lässt sich das Alter genauer einschätzen. Hat eine Leitfossilienart z. B. zehn Mio. Jahre lang existiert, lässt sich das Alter "unseres" Fossils auch nur auf 10 Mio. Jahre genau bestimmen. Hat ein Leitfossil nur 1 Mio. Jahre lang gelebt, ist die Schätzung hingegen auf 1 Mio. Jahre genau. Insbesondere bei sehr weit zurückliegenden Zeiträumen sind die relativen Methoden der Altersbestimmung genauer und damit den absoluten Datierungsmethoden (z. B. der Messung von radioaktiven Isotopenverhältnissen) überlegen.