Was versteht ihr unter kollektive Einsamkeit?

6 Antworten

So wie ich das verstehe (bin kein Experte):

Kollektive Einsamkeit beschreibt das Gefühl von Isolation und Einsamkeit einer Gruppe von Menschen (also NICHT von einer einzelnen Person). Diese Gruppen können verschiedenstes aussehen, z.B. die eigene Familie, eine soziale Gruppe oder auch eine ganze Gesellschaft.

Stell dir mal vor du hättest dich mit einer deiner Familienseite so heftig gestritten, so dass beide Seiten sich voneinander immer weiter distanzieren. Beide Seiten isolieren sich also von einander und jede Gruppe denkt, dass sie von der jeweils anderen Gruppe überhaupt nicht verstanden bzw. ernst genommen wird.

Jede Seite, bzw. auch du selbst, denkst dir denn auch: "Wieso verstehen die anderen mich denn nicht?". Dadurch, dass du dich nicht verstanden fühlst und keinerlei Unterstützung bekommst, fühlst du dich einsam. Das gleiche passiert aber auch auf der anderen Seite.

Und dadurch fühlen sich beide "Parteien"/Gruppenmitglieder einsam aufgrund dieser Streitigkeit bzw. Auseinandersetzung. Doch um so einen Missstand zu beseitigen wäre es ratsam, die Familiensituation wieder zu verbessern.

Man könnte es - wie mir vor kurzem der Gedanke kam - religiös sehen, da Philosophie und Religion auch viele Gemeinsamkeiten und gemeinsame Grundlagen haben - nämlich das die Menschheit ohne einen anwesenden Gott einsam ist, weil Gott nicht da ist, oder sich nicht offenbart.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich bilde mich autodidaktisch in philosophische Themen

Bei Ihrer Frage geht es um die Beziehungen, die Menschen haben können.

Beziehungen sind komplex, sie unterscheiden sich darin, ob :

  • Menschen durch sie profitieren
  • sie Menschen glücklich machen
  • durch sie Menschen genötigt, befreit, gebunden, ermächtigt werden
  • sie informell, und oberflächlich, oder profund und wesentlich sind
  • gemeinsame Zwecke erfüllen, oder nur einseitige
  • missbraucht, oder gefördert werden
  • ignoriert, fehlverstanden, oder wahrgenommen und gewollt werden

... und so weiter. Kollektive Einsamkeit verstehe ich insofern als einen Zustand, in dem sämtliche vordem erwähnten Kriterien negativ zu bewerten sind, und entweder keinen der in Beziehung befindlichen Menschen weiterbringen, oder nur einen, auf Kosten des anderen, und die nur der Form nach existieren, aber unwesentlich sind, weil sie nicht bewertet, und nicht praktiziert werden.

Dieser Zustand ist demnach ein sehr doppeltmoralischer, paradoxer, und unglücklicher.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien

Ich habe den Begriff noch nie gehört. Ich würde es so verstehen, dass Menschen heute durch die massenweise Nutzung von "sozialen" Medien kollektiv vereinsamen, da sie dadurch einen Mangel an echten, sozialen Kontakten haben weil man mit allen nur noch online kommuniziert.

Selbst wenn ich zwei Kumpels sehe, die gemeinsam an der Bushaltestelle sitzen, glotzt jeder auf sein eigenes Handy und sie sprechen nicht mal mehr miteinander. Am Ende des Tages können beide sagen: Ich habe mich mit meinem Kumpel getroffen aber ich war ganz alleine. Ohne das sich diese Aussage widerspricht.

Dieser Fall liegt vor wenn die Erwartungen von gegenseitiger Unterhaltung, Zerstreuung und Abwechslung dieser Gruppe je nach subjektiver Sicht nicht so ganz erfüllt werden. Eben um vorrangig keine Langeweile aufkommen zu lassen. Einsamkeit und Langeweile werden immer wieder miteinander verwechselt.