Was spricht dagegen, dass die netzsprache zu einem Sprachverfall führt?

11 Antworten

Dagegen spricht die schon immer im Anschluß an irgend eine Lumperei vorgebrachte Aussage der Politiker, daß sie nur völlig falsch verstanden wurden.

Manches an der Netzsprache ist sogar nützlich, weil daran sehr oft erkennbar wird, welche Hirnbereiche Schaden erlitten haben.

Oder legst du Wert auf Ernsthaftigkeit?

Ja, die Netzsprache führt indirekt zu einem Sprachverfall, weil der Umgang mit der Kommunikation im Netz zu immer mehr Oberflächlichkeit führt, mit der Folge, daß wegen der Übermenge an Infos und der Zweifelhaftigkeit vieler Quellen diverse Informationen erst gar nicht zur Kenntnis genommen werden, die verbliebenen Reste in falsche Zusammenhänge gebracht werden, und daraus resultierend das Verstehen von Inhalten durch blindes Glauben ersetzt wird, und obendrein auch noch die Fähigkeit beeinträchtigt wird, sich anderen gegenüber so auszudrücken, daß sie verstehen, was gemeint ist.

Ein häufig beobachtetes Symptom des Ganzen ist dann, daß man sich herrlich darüber streitet, welcher Unsinn als Vernunft zu gelten hat.

Wir Menschen können nur bewusst wahrnehmen, was wir in Worte fassen können.

Anders ausgedrückt:

Ein Mensch weiß zwar, dass Feuer heiß ist und tödlich sein kann. Aber er hat dafür keine Worte. Feuer wird ihn bis ins tiefe Unterbewusste beängstigen. Womöglich gibt es einen Stromausfall und vor lauter Angst wird er sich kein warmes Essen am Feuer machen können. - Genau so gravierend ist dass dann.

Wir sind also auf Sprache angewiesen, um in der Welt bestmöglich zurecht zu kommen.

Wissenschaft hat diese Tatsache als evidiert, also bewiesen, schon vor Jahren veröffentlicht.

Es ist also nicht schlecht, wenn Jugend ihre eigene Sprache erfindet. Das ist normal.

Schlecht ist, wenn Sprache insgesamt verschlammt. Und das tut sie.

"Verfall" ist eine Wertung, die zu keiner sinnvollen Antwort führt. Ansonsten:

1.) Sprache hat sich schon immer verändert. Bestimmte Phänomene werden durchs Internet vielleicht beschleunigt, doch das Netz ist für sich genommen nur einer von mehreren Faktoren.

2.) Was in der Frage auch nicht berücksichtigt wird, sind die unterschiedlichen Sprachebenen, also einmal gesprochene vs. geschriebene Sprache, dann aber auch Umgangssprache vs. Hochsprache etc.

3.) Grundsätzlich geht es in erster Linie um Kommunikation - das heißt, dass wir uns verständigen. Ein "Verfall" würde bedeuten, dass dies nicht mehr funktioniert. Abermillionen Dialoge im Netz, die zu jeder Sekunde (erfolgreich = verständlich) geführt werden, sprechen dagegen.

Meine persönliche These ist, dass das Internet unsere Sprache immens bereichert hat, und zwar auf einem ganz grundlegenden Gebiet: In Chats, Messengerdiensten und teilweise auch in Foren hat sich zwischen geschriebener und gesprochener Sprache eine neue Ebene entwickelt.

Wer natürlich einen WhatsApp-Dialog voller Kürzel und Icons mit den Maßstäben der Schulgrammatik betrachtet, wird dort wenig Erfolg haben. Doch das Problem ist der falsche Maßstab, nicht die Form der Sprache. Gesprochene Sprache, vor allem Alltags-/ Umgangssprache, war nie in diesem Sinne "korrekt": Sie kennt zum Beispiel keine Groß-Kleinaussprache und (fast) keine "Satzzeichen", dafür aber Differenzierungen zum Beispiel durch Betonung, die geschriebene Sprache nie erreicht.

Ich kenne jemanden, der bereits erwachsen war als er seinen ersten PC gekauft hat. Er konnte zwar sehr gut lesen, aber sein Schreibstil war wirklich schlecht. Außerdem hat er unglaublich viele Fehler gemacht. Er konnte kaum einen Satz ohne Fehler schreiben. Erst durch das ständige Schreiben am PC, durch den Kontakt im Internet mit anderen Leuten hat er sich wirklich gemausert und macht heute nur noch sehr selten einen Fehler. Deshalb denke ich nicht dass die Netzsprache zu einem Sprachverfall führt. Man muss sich ja nicht ständig auf dem untersten Level unterhalten.

Es gibt so gesehen keinen Sprachverfall, denn eine Sprache ist niemals starr.
Und wenn genügend Menschen ein Wort falsch benutzen, wird es irgendwann in den Duden aufgenommen.
Z.b. Kaktus- Kaktusse/Kakteen
Das man Kaktusse als korrekten Plural benutzen darf, ist noch nicht so lange.
Wieso nimmt man einen falschen Plural in den Duden auf?
Weil viele Leute es trotzdem benutzt haben.

Henryettex  29.05.2018, 15:46

Das ist doch eigentlich ein Armutszeugnis und eine Kapitulation vor der Dummheit/der Ignoranz/der Unbildung, oder nicht?

0