Was sind Madrigalismen?

2 Antworten

Hallo Rafaela,

'Madrigalismus' oder 'Madrigalismen' ist im Deutschen ein kaum etablierter Begriff. Es gibt ihn im Englischen und im Niederländischen. Durch die Übersetzungen englischer Texte hat er Eingang in die deutsche Fachliteratur gefunden. Verbreiteter ist, vom 'Madrigalstil' zu sprechen.
(Der Kontext Deiner Frage würde mich interessieren.)

Eine treffende Beschreibung findest Du hier:

Gattungskonstitutives Merkmal des Madrigals war die im Schlagwort „imitar le parole“ zum Ausdruck gebrachte enge Bezugnahme auf den Text, die schon um 1550 unterschiedliche Formen annehmen konnte: präzise am Sprachrhythmus orientierte Textdeklamation in einem dichten, polyphon-imitierenden Satz (bei Adrian Willaert) oder ebenfalls prosodisch korrekter, durch strikte Homophonie aber in allen Stimmen simultaner Textvortrag (im sog. madrigale arioso) oder darüber hinausgehend bildhaft-tonmalerische Umsetzung einzelner Wörter oder Textzeilen (sog. Madrigalismen, insbesondere bei Cyprian de Rore).
(Quelle)

Oder auch hier:

EPOCHENWANDEL
Monteverdi wollte keine Revolution lostreten, sondern nur eine alternative Praxis neben eine etablierte stellen. Er hat zwar das Wort "Seconda pratica" geprägt, sich diese Neuerungen in der Affektdarstellung aber nicht allein ausgedacht.
Die Wurzeln der Seconda Pratica liegen im Madrigal des 16. Jahrhunderts, in seiner plastischen Textausdeutung durch Dissonanzenreichtum, Chromatik und unerwartete Tonartwechsel - den sogenannten Madrigalismen: Mosaiksteinchen eines tiefgreifenden Epochenwandels, der sich besonders signifikant im Streit zwischen Artusi und Monteverdi widerspiegelte.
(Quelle)

Und zuletzt hier:

Adrian Willaert und Cipriano de Rore gaben dem Madrigal um 1550 seine individuelle Klangsprache im Rahmen eines höchst kunstvollen kontrapunktischen Satzes. Dabei treten besonders die Merkmale hervor, die man später als Madrigalismen bezeichnete: die Komponisten deuteten den Text möglichst plastisch aus, brachten Dramatik in die Musik, indem sie die Gefühlswelt des Dichters gezielt unterstrichen durch Dissonanzen, chromatische Wendungen und unerwartete Tonartwechsel, indem sie die rhythmische und klangliche Intensität des Tonsatzes auf die Spitze trieben. Unübertroffen in dieser Hinsicht sind die expressiven Madrigale aus der Feder von Carlo Gesualdo da Venosa, einem der letzten großen Meister, die das polyphone Madrigal um 1600 noch einmal zu einer späten Blüte brachten.
(Quelle)

Wenn Dich das Thema näher interessiert kannst Du auch den kurzen aber treffenden niederländischen Wikipedia-Artikel lesen.

LG
Arlecchino

Hallo Rafaela2005!

Madrigalismen sind die illustrativen Mittel, die insbesondere in Madrigalen verwendet werden. Dazu gehört die Lautmalerei, z. B. die Veränderung von Struktur, Ton, Tonumfang oder Lautstärke, um musikalisch darzustellen, was der Text beschreibt.

LG

gufrastella