Was sind Eure Erfahrungen mit Pflege- bzw. Altenheime?

17 Antworten

Ich arbeite selbst im Pflegebereich - Altenheime gehörten auch schon dazu. Die Bewohner hatten die freie Auswahl bei der Gestaltung ihrer Zimmer, es dürften auch private Dinge von zu Hause mitgebracht werden welche der Zimmerdekorierung dienten, aber auch div. Möbel durften mitgebracht werden.

Zudem bestand ein großes Angebot an Freizeitaktivitäten welche von Präsenzkräften durchgeführt wurden. Die Teilnahme war natürlich freiwillig.

Mittlerweile bin ich aber in die Pflege von Menschen mit Behinderungen gewechselt - ein manchmal psychisch sehr belastender Job, aber auch sehr abwechslungsreich. Interessant sind mitunter die Therapien die angeboten werden.

Ich kann nur über ein Heim berichten, in dem meine demenzkranke Mutter lebt. Dort kümmert man sich liebevoll um alle Bewohner. Niemand bleibt allein in seinem Zimmer sondern wird zu vielen Aktivitäten wie Singen, Kochen, Basteln und Handarbeiten, neuerdings Gartenarbeiten,eingebunden. Meine Mutter ist immer sauber, die Kleidung wird gut ausgesucht und auch gereinigt, das Essen ist ausgewogen. Natürlich gibt es immer Kritikpunkte, aber die gibt es auch zu Hause. Einem pflegebedürftigen oder gar dementen Menschen kann man daheim nicht so viel bieten, wie es dort geschieht. Und man muss auch ehrlich zu sich selbst sein, es ist nicht immer leicht, jemanden zuhause zu pflegen, denn wir sind nur Menschen, denen die Arbeit auch mal zuviel wird. Für eine demente Person muss man Tag und Nacht da sein. Im Heim verteilt sich das auf viele Schultern. Also ich habe das Glück, einen guten Platz für meine Mutter gefunden zu haben.

Gibt gute und schlechte, die Erfahrung habe ich mit meiner Schwiegermutter gemacht, sie war aber immer nur ein paar Wochen im Heim, während mein Schwiegervater im Krankenhaus war.

Freiwillig bekäme mich niemand in ein Heim, weder ein staatliches noch privates, dazu habe ich zuviel Insiderinfos.

Man kann nicht alle Heime schlecht bewerten.Meist sind es die Aushilfen,die unausgebildet sind und somit keinen Verstand für den Umgang mit den Bedürftigen haben. Professionelle Mitarbeiter haben eine Ausbildung und somit auch mehr Interesse an Ihrer Arbeit,die sich dann in der Qualität ihrer Tätigkeit widerspiegelt.

guterwolf  18.06.2009, 17:32

da könntest du dich irren, manchmal sind es die ungelernten, die sich mehr engagieren.

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Bin selbst seit über 20 Jahren in der Alten- und Krankenpflege beschäftgt- und finde noch immer, dass ich einen der interessantesten, aber auch einen der psychisch belastendsten Berufe gewählt habe! Habe auch in so gut wie allen Altenhilfe-Bereichen gearbeitet und aufgrund der oft unerträglichen Arbeitsbedingungen in den Heimen bin ich seit 5 Jahren wieder in der ambulanten Pflege gelandet. Meiner Meinung nach gibt es eine ganz einfach Formel für die Berechnung eines guten Heimes:

Anzahl der Pflegebedürftigen eines Wohnbereiches geteilt durh Anzahl der Mitarbeiter

Dabei ist es dann auch fast nicht mehr wichtig, ob ALLE MA ein Examen haben. Was nutzen dem Bewohner 3 Examinierte auf Station, wenn diese Beiden für 45 Bewohner zuständig sind??? Dann doch lieber 1 Examinierte und 4 angelernte "Hilfen" Die übelsten Erfahrungen habe ich in konfessionsgebundenen Einrichtungen gemacht- der dort herrschende Heiligenschein ....na Danke! Die besten Erfahrungen habe ich in Einrichtungen gemacht, wo sich Menschen zusammen getan haben um etwas Neues/ Anderes auszuprobieren: Wohngemeinschaften, Mehr-Generationen-Häuser, anthroposophisch-orientierte Einrichtungen etc.

Ich wünsche mir, dass Deutschland sich ein Beispiel an den Niederlanden nimmt, wo eine hochwertige ambulante Versorgung flächendeckend aufgestellt ist und es kaum noch "Verwahranstalten" für alte Menschen gibt.

Dennoch: es gibt unbestritten Krankheitsverläufe, wo man einfach nicht um eine Heimunterbringung herum kommt! Lieber in einem Heim leben als von überforderten (!!!) Angehörigen zu hause misshandelt zu werden, wobei ich hier auch Verwahrlosung als Misshandlung betrachte.

Vielleicht noch ein Tip aus der Praxis für diejenigen, die sich für ein Heim entscheiden:

Geht unangemeldet nachmittags/ oder zur Abendbrot-Zeit hin ( einfach sagen " Ich suche Frau xy" ) und guckt, wie viel Zeit den Bewohnern zum Essen bleibt, wie die Atmosphäre ist, wie viele Mitarbeiter dort herum laufen, sind die Zimmertüren offen? Finden Gespräche statt? Wird vorm Betreten des Bewohnerzimmers angeklopft? Wie werden die Mmedikamente verteilt?

Leider lassen sich viele Angehörige von toll gestalteten Eingangsbereichen und Essräumen blenden- es nutzt dem Bewohner die Designer-Ledercouch nichts, wenn niemand da ist, der sich mit ihm auch mal dort niederlässt zum Gespräch.

Puh, das ist jetzt lang geworden, aber ich bin halt (auch nach 20 Jahren) noch immer nicht abgestumpft ;o)