Was sagt dieses Gedicht aus? Faust?
Gemeindrang eilt die Lücke zu verschließen.
Ja! diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr,
Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.
Solch ein Gewimmel möcht’ ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.
Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Aeonen untergehn. –
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß’ ich jetzt den höchsten Augenblick.
1 Antwort
Das ist kein Gedicht, sondern der Schlussmonolog aus Faust II.
Hier kulminieren unterschiedliche Ideen und Handlungen, die bis zum und auch im 5. Akt selbst noch aufgebaut werden.
Das Setting ist ja das von Faust bzw. eigentlich seinen Arbeitern durch Eindeichung erschaffene Neuland. Dieses wird durch die Naturgewalt des Meeres / Wassers aber ununterbrochen bedroht, so dass die Gesellschaft der Faust'schen Kolonie auch ewig die Deiche kontrollieren und reparieren muss, um sich die "Freiheit" auf bzw. in ihrem Fleck Land zu sichern.
Es gibt verschiedene Deutungen zum Monolog. Manche sehen ihn als Hohelied auf die Weltenschöpfung durch Arbeit, andere sehen darin eine Parodie saint-simonistischer Industrialismusprojekte. Zweifelhaft erscheint in jedem Fall der Aspekt der "Freiheit" der vorher eindeutig als unterdrückt dargestellten Arbeiter - was allerdings durch einen Verweis auf die Saint-Simonisten erklärbar ist.
Die wohl größte Aufmerksamkeit erlangte der Monolog durch "Zum Augenblicke dürft’ ich sagen: / Verweile doch, du bist so schön!" und der resultierenden Diskussion über die Erfüllung der Wettbedingungen mit dem Teufel - das fand ich persönlich aber immer weniger spannend.
Man kann also sicher zig Seiten nur zu diesen paar Versen ausarbeiten.