Ist Mephisto böse?

1 Antwort

Ich habe gestern eine folge von Luzifer gesehen. Da hat mich eines zum Nachdenken gebracht. Eine Dame, die in der Hölle zum Foltern der Seelen zuständig war, wurde vom Teufel auf die Erde gebracht. Ihrer Berufung noch verbunden sich fühlend hat sie auf der Erde Menschen gefoltert und ihr Schlechtestes an die Oberfläche gebracht. 

Im Film wurde es so dargestellt, dass die Folterin als gemein und brutal von den Opfern gesehen wurde, aber bei ihnen so etwas wie ein Läuterungseffekt eintrat, für den sie ihr sogar dankbar waren. Sie habe ihnen die Augen geöffnet. Sie habe auf ihre Art Gutes bewirkt.

Warum ich das schreibe? Ich finde, dass das zur Frage passt. Einzig was zählt für die Entscheidung zwischen Gut und Böse ist die Absicht hinter dem Ganzen. In der Praxis ist leider das genau das, was sich schwer ergründen lässt.

Tannibi  22.10.2018, 11:01
Einzig was zählt für die Entscheidung zwischen Gut und Böse ist die Absicht hinter dem Ganzen.

Es zählt noch eine Kleinigkeit: Ob man Täter oder Opfer ist.

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Suboptimierer  22.10.2018, 11:07
@Tannibi

Ich bin mir nicht genau sicher, was du meinst und ob man das nicht bei der Idee von der Absicht unterbringen kann, denn Opfer hegen ja meistens keine bösen Absichten. Opfer sind ja in erster Linie froh, wenn sie nicht mehr Opfer sind.

Sobald sie es nicht mehr sind, werden sie kontinuierlich auf den Prüfstand gestellt, ob sie Rachedurst verspüren, was wiederum eine böse Absicht darstellen würde.

Wenn ich mir wünsche, jemandem zu schaden oder dass jemandem geschadet wird, ganz gleich, ob ich davon profitiere, also nur des Schadens, einer Genugtuung willens, ist der Gedanke / die Tat böser Natur.

So verstehe ich Böses zumindest.

Sobald man selbst davon profitiert, ist es nicht mehr rein Böse. Denn der Fokus rückt vom Schaden-Wollen zum Sich-Bereichern-Wollen. Ist zwar landläufig gesehen auch nicht moralisch viel besser, aber etwas anderes.

Aber mit dem Wort böse (wie auch mit dem Wort gut) habe ich schon so meine Probleme, muss ich zugeben. Denn wenn jemand zum Beispiel einen Fetisch hat oder Lust empfindet, jemandem zu schaden, wenn jemand sozusagen geistig krank ist, dann ist das auch nicht zu 100% böse. Weil hinter dem Bösen steckt die bewusste und freie Entscheidung zum Bösen. Der Kranke ist Sklave seiner selbst.

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Tannibi  22.10.2018, 11:18
@Suboptimierer
Ich bin mir nicht genau sicher, was du meinst und ob man das nicht bei der Idee von der Absicht unterbringen kann, denn Opfer hegen ja meistens keine bösen Absichten. Opfer sind ja in erster Linie froh, wenn sie nicht mehr Opfer sind.

Ich meine damit, dass für die Entscheidung zwischen
Gut und Böse eben nicht einzig die Absicht hinter dem
Ganzen zählt. Die meisten Juden hätten Hitler auch
als böse eingestuft, wenn er in besten Absichten, zum
Beispiel um dem deutschen Volk zu nützen, gehandelt hätte.

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Suboptimierer  22.10.2018, 14:31
@Tannibi

Das ist ja der Punkt.
Das Hitlerbeispiel lasse ich aber mal unkommentiert, weil ein Kommentar leicht falsch verstanden werden könnte oder jemanden verletzen könnte.

Nicht aufs Hitlerbeispiel bezogen ist es schon richtig, dass sich oft Menschen gerne als Opfer fühlen und die anderen dann automatisch die Bösen sind.

Es steht und fällt alles mit den Begriffen gut und böse. Ich bin der Meinung, dass sich diese schwer greifen lassen und wenn man eine Definition gefunden hat, dann passen da Einzelfälle, bei denen das Bauchgefühl anders urteilen würde, nicht mehr dazu.

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Suboptimierer  22.10.2018, 14:36
@Tannibi

Mal eine Frage: Kennst du eine Person aus deinem Umfeld, die du als böse bezeichnen würdest?

Ich gehe mal davon aus, dass dem nicht so ist. Die Wörter haben an praktischem Wert verloren. Alle sind sich einig, dass es das Böse gibt, aber niemand kann mit dem Finger darauf zeigen.

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Tannibi  22.10.2018, 14:37
@Suboptimierer
Es steht und fällt alles mit den Begriffen gut und böse.

Eben. Und die werden immer vom Sieger
nach seinem Belieben definiert. Stauffenberg
wurde am 8. Mai 1945 vom Terroristen zum Helden.

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Suboptimierer  22.10.2018, 14:57
@Tannibi

Mich stört an gut und böse, dass es Schwarzweißdenken ist. Wie nennt man die Grautöne? Wie kann man die vergleichen?
Wir leben in einem Superheldenzeitalter. Es gibt den Superhelden. Der ist gut und es gibt den Widersacher, der ist böse. Damit ist entschieden, wer die Gunst des Zuschauers hat. Damit ist entschieden, wer den Kampf im Film verliert.

Ich empfehle "Watchman".

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