was meint diese quelle?

3 Antworten

Das scheint eine historische Karikatur zu sein. Parlamentarischer Rummelplatz will meinen, dass vor dem Dritten Reich, sprich, in der Weimarer Republik, sehr viele Parteien um Macht gerungen haben - es ging quasi zu wie auf dem Rummel wegen der Splitterparteien. Ein Kommen und Gehen. Und weil der "Rummel" dann nicht mehr funktioniert hat, sprich, als eine Störung bzw. eine Laune der Natur, die aber nicht rechtmäßig ist, kamen dann die Nazis mit ihrer NSDAP und ihren Hakenkreuzen an die Macht. So vermutlich. Hilfreich? Wenn die Karikatur allerdings von 1932 ist, kann man sich dabei natürlich fragen, in welche Richtung das ging. Sprich, vielleicht haben es auch die Nazis gemalt als Aussage: Wenn einer an der Macht ist, der stark ist, dann ist alles viel besser...!

coolomoolo 
Fragesteller
 25.03.2010, 22:38

ja hilfreich, danke. Meinst du es spiegelt auch die geringe Akzeptanz der Demokratie wieder in Deutschland beim Volk? also RUmmelplatz verächtlich zynisch?

Und noch was^^: ich will das mit dem thema "deutscher faschismus" verknüpfen meinst du das geht oder is das zu weit entfernt von der sache?

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Krinschi  25.03.2010, 22:41
@coolomoolo

Ja, deine Meinung zur geringen Akzeptanz kann denke ich so hinhauen! Das Ganze geht schon in die Richtung Faschismus, aber ich weiß ja nicht, was genau du da sagen willst mit deiner Arbeit. Lass dich zur Quellensuche am besten von einer Bibliothekarin beraten, die sind da richtig gut drin! Von einer städtischen Bib! Viel Glück!

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coolomoolo 
Fragesteller
 25.03.2010, 22:40

und was war in dem Fall die "Laune der NAtur", die "Störung"?

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Krinschi  25.03.2010, 22:50
@coolomoolo

Also ich vermute der Typ in der Mitte, der so faul herumlungert und nicht mehr kurbelt. Das könnte der Bürger an sich sein. Außer die Pfeife hat noch was zu bedeuten und weist auf eine bestimmte Person hin. Das müsstest du dann aber im Text nachlesen, wer das sein soll. Dass es der Bürger an sich ist, scheint mir aber logisch. Andere Meinungen willkommen...

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Albrecht  25.03.2010, 23:50
@Krinschi

Die Vermutung mit dem "Bürger an sich" ist schon ziemlich gut. Die Störung bezieht sich aber offensichtlich auf eine Reichstagsauflösung im September 1932.

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Auf der Karikatur ist der Reichstag dargestellt (mit in ihm vertretenen einzelnen Parteien). Der Reichstag war ein Parlament. Ein Rummelplatz ist ein Jahrmarkt, ein Vergnügungspark. Das Wort parlamentarischer Rummelplatz hat in dem Bild eine abschätzige und verächtliche Tendenz. Rummel steht für Lärm und Durcheinander. Ernsthafte und anspruchsvolle politische Arbeit mit konstruktiven Ergebnissen unterscheidet sich stark vom Geschehen auf einem Rummelplatz. Mit der Bezeichnung wird dies also dem Reichstag zumindest weitgehend abgesprochen. Gegner einer parlamentarischen Demokratie bezeichneten ihn als Schwatzbude.

Der Arbeiter, der dafür zuständig das sich drehende Riesenrad in Bewegung zu halten, hat sein Arbeit eingestellt und lehnt sich entspannt mit den Händen in den Hosentaschen zurück und raucht eine Pfeife. Er trägt eine Zipfelmütze, wie sie für eine Darstellung des deutschen Michel, eine Personifikation des Deutschen, typisch ist. Er soll offenbar für das deutsche Volk stehen.

Die Betriebsstörung ist eine erfreuliche Erscheinung aus einer Sicht derer, die eine schlechte Meinung über die Tätigkeit des damaligen Reichstags hatten bzw. allgemein eine parlamentarische Demokratie ablehnten.

Die Karikatur ist am 18. September 1932 erscheinen. Der geschichtliche Hintergrund ist eine Reichstagsauflösung. Der Reichskanzler Franz von Papen hat am 12. September 1932 eine vorbereitet Verordnung des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zur Auflösung des Reichstags vorgelegt (bei einer Abstimmung im Reichstag, die gegen sieben Willen noch durchgeführt wurde, sprach ihm dieser mit sehr deutlicher Mehrheit das Misstrauen aus). Die Neuwahlen fanden am 6. November 1932 statt (vorher hatte es schon am 4. Juni 1932 eine Reichstagsauflösung und am 31. Juli 1932 Neuwahlen gegeben). Bis zum Zusammentreten des neuen Reichstags verging einige Zeit (nach der Verfassung spätestens am 30. Tag nach der Wahl [Artikel 23], Wahlen spätestens am 60. Tag nach der Auflösung [Artikel 25]). Die Zeit ohne tätigen Reichstag ist die Betriebsstörung.

Ja, da steckt noch ein bisschen mehr dahinter: Das Karussell, das die Parteien "nach oben" befördert, wird vom Deutschen Michel betrieben, der die Antriebskurbel - sprich Wahlen - losgelassen hat, also tatenlos zusieht, was er da zustande gebracht hat. Und in der rechten Gondel äugt die DNVP (= Deutsch-nationale.Volkspartei schon nach oben, weil sie da mitmischen will. Dass der Karikaturist dies als "erfreuliche Betriebsstörung" bezeichnet, halte ich für Ironie.

Krinschi  25.03.2010, 22:55

Aaaaah, sehr gut! Irgendwie schlägt sich der Karikaturist aber auf keine Seite, oder? Alle werden karikiert, nicht?

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