Was macht eigentlich eine Erzieherin?

5 Antworten

Die Erziehung der Kinder liegt doch bei den Eltern. 

Ach ja? Ich arbeite in einer Kita. Wir haben 11,5 Stunden am Tag geöffnet. Es gibt Kinder, die sind 11,5 Stunden, also von 6 Uhr bis 17.30 Uhr anwesend. Die Eltern sehen, bzw die Mutter sieht das Kind vor der Kita vielleicht eine Stunde und nach der Kita maximal 3 Stunden bis das Kind ins Bett muss. Von wem hat das Kind an solchen Tagen mehr gelernt? Von den Erziehern oder von den Eltern? Es gibt Kinder die fangen bei uns in der Krippe an, und enden im Hort in der 4. Klasse. Das sind 8-10 Jahre in denen das Kind mehr in der Kita ist anstelle daheim.

Die Erziehung liegt bei den Eltern. In dem sich die Eltern entscheiden, das das Kind diese oder jene Einrichtung besuchen wird aus diesem und jenem Grund, wird es zur Erziehung der Eltern, denn eine Kita arbeitet immer familienergänzend. Und die Eltern suchen sich die Kita anhand des Konzeptes aus. Dort lesen die Eltern die Dinge die in der Kita passieren und können sich daraufhin entscheiden ob das mit ihrer Erziehung konform geht oder nicht.

Es geht im Kindergarten doch um Betreuung der Kinder solange die Eltern am schaffen sind, also spielen und Mittags etwas zu Essen Kochen. 

Wenn du das so siehst ja. Aber hinter jedem Spiel steckt auch die Erziehung. Das fängt gleich morgens an. Die Erzieherin nimmt das Kind mit in die Küche, es soll helfen den Tisch zu decken. Bis ein Kind den Tisch alleine decken kann, brauchts eine menge Übung. Die Erzieherin beobachtet das Kind, gibt Impulse und Hilfestellung. Das nennt man lernen. Jeder Vorschüler macht Vorschulübungen. Auch das nennt man Bildung. Bei jedem Streit der geschlichtet wird erlernt das Kind Sozialverhalten. Das nennt man Erziehung. 11,5 Stunden sind voll von solchen Lerneinheiten.

Vermutlich wird es ab und zu auch später, weil Eltern eine Überstunde machen etc.

Nein, wirds nicht. Die Eltern rufen an wenn sie sich um 15-20 Minuten verspäten. Wird es länger dauern, dann müssen sie jemand anderen schicken der das Kind abholt. Passiert das öfter das ein Kind nicht abgeholt wird, wird die Kita die Stunde die über die vertragliche Betreuungszeit geht in Rechnung stellen und zwar nicht den vergünstigten Preis pro Stunde, sondern den vollen Preis, welche die Leute zahlen, die den höchsten Satz haben. Kommt es öfters vor, oder sind die Eltern nach dieser Zeit nicht am Handy erreichbar wird die Polizei angerufen und das Kind dem Kindernotdienst übergeben. Auch wenn Eltern angetrunken erscheinen wird das Kind dem Kindernotdienst übergeben.

Braucht man dafür eine Ausbildung die 2 bis 4 Jahre dauert? Da muss doch noch mehr an dem Beruf dran sein als eine Tagesbetreuung, aber was?

Das kommt drauf an, mit welchem Start du in den Beruf gehst. Ich habe von der Pike auf gelernt. 2 Jahre Kinderpflegeschule, 2 Jahre Sozialassistentenschule, 2 Jahre Fachschule für Sozialpädagogik. Insgesamt 6 Jahre waren das. Ich habe Fachabitur gemacht. Ich habe mehrere Fachpraktikas gemacht. 1 Familienpraktikum bei einer Familie die über 6 Kinder hatte, 1 Praktikum im Jugendclub, 1 Praktikum in einem Internat, 1 Praktikum in einer kirchlichen Kita und 1 Praktikum in einem Kinderkurheim.

In einer jetzigen Arbeit bin ich Gruppenleitung. Ich habe eine Integrationsgruppe mit Regelkindern und behinderten Kindern. Insgesamt sind es 19 Kinder. Ich bin Teamleitung, das bedeutet ich führe einen Bereich welcher 2 Gruppen a 19 Kinder hat. Ich bin Ausbilderin für Erzieher und Sozialassistenten. Ich bin Mitglied im Kitaausschuss. Ich bin in der Fortbildung zur Kitaleitung.

Zu meinen Aufgaben gehört die Betreuung, die Pflege, die Bildung von Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Kindern. Meine Themenschwerpunkte sind Spracherziehung, Körpermotorik und Vorschulpädagogik, sowie Musikerziehung. Das heißt ich bin auch Konsultationsfachkraft für Kollegen die Kinder haben, welche in die kompensatorische Sprachförderung wechseln. Wenn ich Beschäftigungen mit Kindern mache, dann nehme ich mir jene raus welche genau Förderung benötigen in den Bereichen die ich anbiete. Andere Kolleginnen haben andere Bereiche und die nehmen sich gleichermaßen diese Kinder und arbeiten mit ihnen. Nach jeder Lerneinheit führe ich ein Protokoll in welchem ich festhalte auf welcher Stufe das Kind steht, was es in der heutigen Lektion gelernt hat. In ein paar Tagen wiederhole ich diese Aufgaben um zu sehen ob ein Lernerfolg gegeben ist und wenn das nicht der Fall ist, dann wird im Team reflektiert wie man das Kind noch fördern kann, damit eine gewisse Kenntnis erlernt wird oder beine bestimmte Verhaltensweise angewandt wird.

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Morgens in die Kita fahren, singen, klatschen, Kaffeetrinken? Das hatten wir vielleicht mal in den 90gern. Heute lockt man damit niemanden mehr hinter dem Ofen vor. Es gibt ein Qualitätsmanagement bei unserem Träger. Wer da keine Leistung zeigt der fliegt. Die Dokumentation des Kindes ist das A und O denn darauf baut sich auf, was das Kind lernt und wo es einmal hin soll oder muss.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen
vetranooo 
Fragesteller
 26.09.2023, 20:13

Stark das du dich gemeldet hast. Das ist ja ein Ding mit dem Management, das fordert wohl ganz schön viel von den Erziehen und den Kindern. Wird das alles digital dokumentiert? & wie ist den die emotionale Bindung zwischen dir und den Kindern? Ihr seit ja doch sehr lange zusammen.

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Belliwell  27.09.2023, 00:15
@vetranooo

In einigen Kitas wird es digital gemacht. Bei uns ist das ein Mischmasch. Wir arbeiten digital, müssen die Ergebnisse aber für die Eltern ausdrucken. Digital wäre schön. Dann hätte ich am Ende des Tages jedes mal was in der Hand.

Die emotionale Bindung ist nüchtern. Es wird eine berufliche Distanz gewahrt. Man duzt die Eltern nicht. Die Eltern sind die Kunden, auch wenn wir sie vielleicht aus dem Privaten kennen. Es gibt Kinder, die rauben einen den letzten Nerv. Es gibt Kinder, die führen sich auf wie Rumpelstilzchen, aber wenn die einmal mit den Wimpern klimpern haben sie dich. Aber das darfst du dir nicht anmerken lassen. Man ist drei, manchmal 4 Jahre mit dem Kind zusammen. Du siehst 80% danach nie wieder, oder erst dann, wenn sie dir ihre eigenen Kinder bringen. Die Kinder, mit denen du am meisten zu kämpfen hattest, das sind die Kinder, zu denen du auch den meisten Kontakt hattest. Auch da kann man am Ende schon ein Tränchen verdrücken, weil du hast es geschafft, dieses Kind auf den Weg zu bringen. Ein Kind wo man am Anfang vielleicht mal dachte, japp, da brennen keine Lichter. Sowas sagt man natürlich nicht laut. Aber wenn man so ein Kind bekommt, dann merkt man in den ersten 2 Wochen wohin es geht. Diese Kinder fordern alles.

Und dann hast du hin und wieder einen Systemsprenger. Der legt dir schon mal den gesamten Gruppenraum in Schutt und Asche. So einen hatte ich erst einmal, aber es gibt Kollegen, die haben solche öfters. Bei mir war es "nur" ein Schaden von über 6000 Euro die da zu Bruch gingen. Da flogen Stühle in die Fensterscheiben und Co.... selbst der gerufene Krankenwagen brauchte knapp 10 Minuten um das Kind einzufangen und es ruhig zu stellen. Von solchen Extremfällen haben wir einen in 5 Jahren.

Die Kinder, egal wie sie einen fordern sind nicht das schlimmste. Das schlimmste sind die Eltern. Die gern schon mal gegen einen arbeiten, die einen die Anwälte auf den Hals hetzen, oder die dir deine Autoreifen aufschlitzen, oder auch mal nachts in die Kita einbrechen. Alles schon mal gehabt. Kiez Kita, Großraum Berlin halt. Das sind Schlachtfelder, keine Kitas.

Aber ich kenne auch anderes Arbeiten. Meine ersten Schritte im Beruf machte ich in einer kleinen DRK Kita mit 2 Gruppen a 6 Kinder. Das war der Himmel auf Erden vom Arbeiten her. Da war man richtig am Kind dran, kaum Zwänge, Freiheit pur. Aber da konnte ich leider nicht bleiben weil, Dorf Kita halt. Da schwanken die Zahlen was das Personal betrifft.

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vetranooo 
Fragesteller
 27.09.2023, 19:41
@Belliwell

Eltern die sich aufführen wie die Axt im Wald sind doch bestimmt ein paar traurige Einzelfälle oder ein spezielles Berlin.Problem. Schade auf jeden Fall. Ist es denn auch deine Aufgabe den Kindern Grenzen zu zeigen? Was sie dürfen und wie sie sich verhalten sollten? Wie sieht denn der Tag bei euch so aus? Die Kinder kommen morgens und es gibt ein Frühstück? Gemeinsames Zähneputzen? Ihr singt Lieder, die Erzieherin begleitet am Klavier? Draußen spielen (Was? Reifenschlagen oder so was?). Lernt man in der Ausbildung auch das sehr gute Vorlesen mit Betonung und wörtlicher Rede? Und dann kommt es ja auch immer wieder vor das ein Kind Geburtstag hat, feiert ihr das zusammen? Und warum muss alles so genau dokumentiert werden? Wenn es digital, im Hintergrund passiert, dann stört es ja nicht. Vielleicht gibt es ja auch bald Kamera im Kindergarten, dann können die Eltern am Smartphone den Tag mitverfolgen. Allerdings klingt dieses Qualitäts-Management schon sehr Business like, fast als wäre der Kindergarten eine Aktiengesellschaft. Das finde ich sehr unschön.

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Man bringt ihnen teilweise sprechen bei. Oder zählen. Man singt mit ihnen und übt viele Dinge. Das zeichnen oder das umgehen mit einer Schere. Ich hatte ein zweiwöchiges Praktikum im Kindergarten und es war alles andere als einfach nur die Kinder zu betreuen.

Wenn die Eltern tatsächlich (was ja auch meistens der Fall ist) ihr Kind von morgens bis nachmittags/abends in den Kindergarten geben, wird eben genau da das Kind "erzogen". Die Kinder lernen sich an Regeln zu halten, den Umgang miteinander, Konfliktlösung usw. Dabei begleiten Erzieher sie. Außerdem lernen viele Kinder erst im Kindergarten den Umgang mit Stiften, Scheren, etwas zu schneiden. Gibt viele Eltern die zuhause ihre Kinder an so etwas nicht ran lassen.

Eine 3 jährige (oder mehr) Ausbildung zu absolvieren ist wichtig. Es geht um die kleinsten in unserer Gesellschaft, die am besten von Profis auf das Leben vorbereitet werden. Als Erzieher befasst du dich nunmal explizit um pädagogisch richtige Begleitung von Heranwachsenden. Natürlich sollten sich auch die Eltern mit solchenThemen befassen, ist aber nunmal nicht immer der Fall. Bzw. übernehmen viele Eltern einfach nur erlebtes aus der Kindheit oder gutgemeinte Ratschläge und hinterfragen diese kaum oder gar nicht.

Mein Tipp ist aber: hinterfragt auch gerne die Erzieher. Einige von ihnen sind nicht auf dem neusten Stand und verhalten sich nicht so professionell, wie es sein sollte. Damit ist hauptsächlich die ältere Generation gemeint.

Denkst du, Kinder unterscheiden zwischen Betreuung und Erziehung? Nein, selbstverständlich nicht! Beides muss immer gegeben sein.

Hallo, also ich kann nur von der Kita reden in die mein Sohn ( fast 3) geht. Bis abends hat eine Kita nicht geöffnet. Bei uns ist 16.30 Uhr das längste. Er geht um 8 Uhr hin und um 15 Uhr hole ich ihn wieder ab. Es gibt dort ähnlich wie bei der Arbeit unterschiedliche Verträge. 20 , 35 oder 45 Stunden die Woche. Wir haben den 35 Stunden Vertrag . Also von 8 bis 15 Uhr. In dieser Zeit gehen Eltern halt arbeiten, kümmern sich um den Haushalt ect.

Für Überstunden kommt die Kita nicht auf. Das ist Sache der Eltern. Sie betreuen nur in diesem Zeitfenster.

Morgens übergeben wir ihn , ziehen noch Jacke und Schuhe aus und dann kommen auch schon die Erzieher und übernehmen meinen Sohn. Es gibt dann von 8 bis 9.30 Frühstück. Wo die Kinder selbst entscheiden können ob sie was essen möchten oder nicht.

In unserer Kita müssen die Eltern, also wir das Frühstück selber mitbringen. Es gibt aber auch ein anderes Konzept.

Danach wird der Tag besprochen im stuhlkreis. Dann wird halt gespielt, je nach Wetter drinnen oder draußen. Die Kinder sind dort ziemlich frei in ihren Entscheidungen.

Es ist aber überall ein Erzieher.

Die Kinder aus den anderen Gruppen dürfen sich gegenseitig besuchen.

Um 12 Uhr gibt es Mittagessen.

Und dann wird wieder weiter gespielt.

Wenn ich meinen Sohn um 15 Uhr abholen sind meistens alle Kinder draußen im Garten.

Es wird halt gespielt, gebastelt, getarnt ect.

Windel werden gewechselt und beim Essen geholfen ect.