Was ist falsch mit Kommunismus und was hat jeder dagegen?


07.07.2023, 11:24

Ich weiß das es so gut wie nicht machbar ist, aber ich meine die Idee dahinter.

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Er hat bislang so gut wie nie funktioniert, weil er die Individualität des Menschen ignoriert und davon ausgeht, dass alle seine Bürger Kommunisten sind.

Da viele das nicht freiwillig werden, wurden sie halt dazu gezwungen.

Kommunismus kann deswegen nnur da funktionieren, wo Menschen freiwillig auf größeren Besitz und Produktionsgüter verzichten und diese Dinge gemeinschaftlich betreiben.

Ansatzweise wurde das in israelischen Kibbuzim verwirklicht, die deutlich besser liefen als sowjetische Kolchosen.

Menschen, die nicht über ihr eigenes Hab und Gut entscheiden und dafür wirtschaften, neigen dazu, geichgültig zu werden und eben nur ihre Pflicht zu tun. Dazu stumpfen viele Menschen gegenüber dem permanenten Propagandagetöse ab, das sie in kommunistischen Ländern bedröhnt.

Dass sich viele Staatschefs in kommunistischen Ländern wie Könige oder Götter benehmen, macht das auch nicht besser.

leChatNoir267  07.07.2023, 11:28

Die anarchosyndikalistischen Republiken Spaniens würde ich zusätzlich zu den Kibbuzim auch noch als Beispiel für funktionierenden Kommunismus anführen.

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Altersweise  07.07.2023, 11:49
@leChatNoir267

Die ist leider sehr schnell kaputtgemacht worden. Und die Kommunisten haben dabei eher zugeschaut. Denn mit den Anarchisten hatten sie nichts am Hut

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leChatNoir267  07.07.2023, 12:08
@Altersweise
Und die Kommunisten haben dabei eher zugeschaut. Denn mit den Anarchisten hatten sie nichts am Hut

Mit Kommunisten meinst du marxistische Strömungen/Sozialisten? Ich würde jetzt die Anarchosyndikalisten per Definition auch als Kommunisten bezeichnen, das ist ja kein Widerspruch (im Gegenteil), sondern eine Frage dessen, welchen Teil des Systems man mit der Bezeichnung betonen will. Alle Kommunisten (rein kommunistische) sind zugleich auch Anarchisten und die meisten linken Anarchisten (also echte Anarchisten) sind auch Kommunisten.

Die ist leider sehr schnell kaputtgemacht worden.

Genau, General Franco hat sie eingenommen und zerstört, aber das ist ja erstmal kein Fehler des Gesellschaftssystems. Was natürlich nicht ausschließt, dass auch das System mit Schuld an der Niederlage gegen Franco sein kann, aber das kann man daraus noch nicht folgern und das System ist auf jeden Fall nicht die Ursache.

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Die Verbrechen, die im Namen des Kommunismus begangen worden sind....und sicherlich auch, dass der Kommunismus auf Revolution, also auf Gewalt, setzt

Hallo15618 
Fragesteller
 08.07.2023, 12:19

Naja nicht wirklich die Länder die offiziell eine Kommunistische Regierungsform haben sind eigentlich das komplette gegenteil

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CorgiMcweasel  08.07.2023, 15:54
@Hallo15618

auch in China sind Kommunisten durch Gewalt an die Macht gekommen (chinesischer Bürgerkrieg) und Nordkorea hat Südkorea überfallen. Zudem sind auch sehr viele Chinesen durch Mao und seine Politik gestorben und durch den Überfall auf Südkorea 1950 auch. Das ist das komplette Gegenteil von friedlich. Und zudem hat Marx ja selbst gesagt, dass eine Revolution und Anwendung von Gewalt entscheidend sei. Somit hat er auf Gewalt gesetzt. Und zumindest fast überall sind Kommunisten durch Gewalt an die Macht gekommen und haben Andersdenkende ermordet. Das kann man einfach nicht wegreden oder schönreden.Also nicht "nicht wirklich" und auch nicht das komplette Gegenteil, sondern genau dieses.

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Das Problem ist, dass die Theorie aus dem 19. Jahrhundert stammt, wo es noch nicht einmal Psychologie gab. Man nahm an, dass alle Menschen sich gleich gut entwickeln könnten, wenn es nur Chancen und Bildung gäbe. Deshalb hat man sie als "Massen" über einen Kamm geschert.

Nun hat sich aber herausgestellt, dass wohl manche gleicher sind als die anderen gleichen Menschen und dass es zwar nobel ist, jedem Brot und Milch zu versprechen, dass aber satte Menschen noch mehr Bedürfnisse haben.

Der Kommunismus ist eine Vision wie das Paradies der Christen oder das Schlaraffenland: Jeder bekommt, was er möchte und alle arbeiten freiwillig. Geld kann somit abgeschafft werden. Das gab es noch nie.

Wer also sagt, dass der Kommunismus nie funktioniert hat, ist auf dem Holzweg. Es gab noch nie Kommunismus, nur eine Idee als Ziel am Horizont.

Allerdings existiert eine Form von christlichem Urkommunismus seit ca. 2 Jahrhunderten und funktioniert auch recht erfolgreich: Die Religionsgemeinschaften der Wiedertäufer, vornehmlich in den USA (auch Kanada, Südamerika), also Amishpeople, Herrnhuter usw. Strenge Regeln und der Glaube klammern diese Gemeinschaften zusammen und die Geburtenrate ist so hoch, dass sie auch Menschen von dannen ziehen lassen können und trotzdem immer wieder Zellteilung betreiben und Land aufkaufen müssen.

Es gibt auch genossenschaftliche Projekte, aber viele funktionieren nur so lange gut, wie alle in Not sind. Sobald es aufgebaut ist und läuft, läuft es auch breit. Siehe Kibbuzbewegung in Israel.

Bei Gemeinschaftseigentum (Allmenden) gibt es das Phänomen, dass Menschen unter bestimmten Bedingungen, wenn ihr individueller Ertrag am Gesamtertrag nicht zurechenbar ist, weniger leisten. Es lohnt sich, ein Faulpelz zu sein. Bei Privateigentum ist der Ertrag größer. Der Mensch tickt so. Der Kommunismus beruht auf einem unrealistischen Menschenbild.

Der Kommunismus ist eine Gesellschaftsform, die auf Gemeinbesitz und kollektiver Entscheidungsfindung beruht, um die Produktion an die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse anzupassen statt an die Maximierung von Profiten einer privilegierten Klasse.

Für die absolute Mehrheit der Menschheit, die unter Ausbeutung, Armut, Unterdrückung, Krieg, Krise und Umweltzerstörung leidet, wäre der Kommunismus natürlich eine bessere Alternative. Ein objektives Interesse an der Erhaltung des Kapitalismus hat hingegen nur die kleine Minderheit von Kapitalisten.

Diese Minderheit kann die Rechtfertigungen für ihre Herrschaft in den Massenmedien und Schulen verbreiten und als neutrale, objektive Fakten darstellen - das ist Ideologie.

Dazu gehören z.B. folgende Vorstellungen, die auch in vielen der übrigen Antworten hier wiedergekäut werden:

  • dass der Kapitalismus schon immer existiert hätte - hat er nicht. Kapitalismus und mit ihm profitorientiertes Wirtschaften und Lohnarbeit sind in Europa erst seit wenigen Jahrhunderten vorherrschend und wurden in anderen Erdteilen noch später eingeführt. Tatsächlich lebten die Menschen für den größten Teil ihrer Geschichte, nämlich bis zum Beginn der Sesshaftigkeit, in Gemeinschaften ohne Klassen, Staaten, Herrschaft und starre Hierarchien. Der Kommunismus will diesen Zustand erneut herstellen, nur auf einem sehr hohen Produktivitätsniveau, dass Überfluss und genügend Freizeit ermöglicht.
  • dass Kommunismus mit stalinistischer Diktatur gleichzusetzen ist - ist er nicht. Die Oktoberrevolution in Russland erzeugte eine bisher noch nie dagewesene Form der Rätedemokratie und Rechte für Frauen und nationale Minderheiten. Dass diese Errungenschaften nicht von Dauer waren und die Rätedemokratie durch die stalinistische Diktatur abgelöst wurde, war nicht eine Folge des kommunistischen Programms, sondern der Armut Russlands, der Zerstörung und Entvölkerung des Landes nach Welt- und Bürgerkrieg und der globalen Isolation nach dem Scheitern der Revolutionen in den stärker industrialisierten Ländern wie Deutschland.
  • dass der Kommunismus der menschlichen Natur widersprechen würde - dieses Argument wurde schon vor 150 Jahren von Marxisten widerlegt. Die menschliche Natur ist eben nicht festgelegt, sondern wird von den gesellschaftlichen Bedingungen geformt. Im Kapitalismus werden Eigenschaften wie Gier und Egoismus stärker an die Oberfläche gekehrt und gefördert als Solidarität und Kooperation, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist. Auch in feudalen Gesellschaften, also in Europa bis vor wenigen Jahrhunderten, waren die Menschen dazu in der Lage, bestimmte Werkzeuge oder Felder in der Gemeinschaft zu teilen - eben weil sie nicht für private Profite und Investitionen arbeiteten, sondern für ihren eigenen Lebensunterhalt (und den des Lehnsherrn).

Die kommunistische Gesellschaft ist deshalb eben keine unerreichbare Utopie oder Spinnerei, sondern eine naheliegende und reale Möglichkeit einer alternativen Wirtschafts- und Gesellschaftsform, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Das Problem vor allem in Deutschland ist, dass selbst die Leute, die mit der Idee des Kommunismus sympathisieren, wenig oder gar nichts über die marxistische Weltanschauung wissen, und deshalb solchen schwachen und veralteteten antikommunistischen Argumenten nicht begegnen können.

Der Hauptgrund dafür ist, dass es in Deutschland keine kontinuierliche marxistische Tradition gibt, da die ursprünglich starken kommunistischen und sozialistischen Organisationen von den Nazis zerschlagen und ihre Anhänger massenhaft ermordet wurden. In der BRD wurden sie dann erneut kriminalisiert und verfolgt, während marxistische Ideen in der DDR stalinistisch verzerrt und ins Gegenteil verkehrt wurden.