Was hat meine Rücktrittbremse für ein Problem?

4 Antworten

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Wahrscheinlich ist die Bremse "trocken", weil das Bremsmantelfett weg ist.

Das bekommst du online oder im Fachhandel.

Wenn es ein altes Rad ist, wo der Bremsmantel aus Messing besteht, kannst du auch Vaseline nehmen aber nur bei einem Messingbremsmantel, sonst nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjähriger Radfahrer und "Schrauber"

TimeosciIlator 
Fragesteller
 03.02.2023, 15:45

Muss ich dieses "Bremsgefüge" auseinanderbauen oder reicht es, wenn man das Bremsmantelfett einfach durch die Löcher drückt ?

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JochenOWL  03.02.2023, 15:54
@TimeosciIlator

Wenn du handwerklich sauber, mit gutem Ergebnis arbeiten willst, baust du es auseinander, reinigst es, trägst neues Fett auf, hast dann eine super dosierbare Bremse, die diese Eigenschaft lange behält.

Saubere Arbeit lohnt sich immer....

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TimeosciIlator 
Fragesteller
 03.02.2023, 15:57
@JochenOWL

Trau mich nicht so recht - möchte leiber eine Raparaturwerkstatt damit beauftragen.

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JochenOWL  03.02.2023, 16:05
@TimeosciIlator

Das kannst du gerne machen und wirst dich wundern, wie gut die Bremse dann wieder funktioniert.

Ist kein großer Aufwand aber frage bitte vorher, was es kosten soll.

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TimeosciIlator 
Fragesteller
 03.02.2023, 16:12
@JochenOWL

Es scheitert ja schon am passenden Spezialwerkzeug. Weiß überhaupt nicht, was man da genau benötigt, um diesen runden Kasten aufzubekommen. Und einen großen Schraubstock habe ich auch nicht.

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Das passiert, wenn das Bremsmantelfett weg ist. Muss also neues drauf.

Ist an sich keine große Aktion und lohnt sich. Die Bremse lässt sich hinterher wunderbar dosieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrung mit Fahrrädern.

Wechselfreund  01.02.2023, 15:44

Was es nicht alles gibt. Ich hatte die Frage nach "Fetten der Bremsen" immer für eine Scherzfrage gehalten...

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ZuGenuege  01.02.2023, 21:38
@Wechselfreund

Na siehst Du:

Jeder normale Mensch würde es für einen Witz halten eine Bremse zu schmieren, ein Widerspruch in sich.Dennoch wurde dies bei den Rücktrittbremsen aller Hersteller so umgesetzt. Wenn Du nun eine steile Steigung hinunter gefahren bist und dabei mit der Rücktrittbremse eine Dauerbremsung durchgeführt hast, bekam der schmale Spalt zwischen Bremsmantel und Nabenhülse ganz schnell ein Überhitzungsproblem. Verschlimmert wird das Temperatur-Problem durch die Tatsache, das Bremsmantel und Nabenhülse aus dem sehr schlecht die Wärme leitenden Stahl bestehen.

Die Temperaturen schnellen auf über 200 Grad hoch, das Fett gast durch die Überhitzung aus und wird nicht nur aus dem Spalt herausgedrückt sondern verschmort auch und verliert dadurch seine schmierenden Eigenschaften.

Wenn durch heiß Bremsen das Fett verschmort oder verschwunden ist frisst der Stahl des Bremsmantels auf demjenigen der Nabenhülse, eine Kaltverschweißung mit immenser Reibungserhöhung die sofortiges Blockieren zur Folge hat.

Im Extremfall reicht dann ein ganz leichtes Antippen der Rücktrittbremse und sie blockiert sofort. Da das Fett verschmort oder ausgetreten ist regeneriert sich die Rücktrittbremse nicht wieder von selbst, eine Nachschmiermöglichkeit besteht (außer bei ganz alten Baujahren) nicht, hierfür muss die linke Seite der Nabe demomtiert und der Bremsmantel der Bremse mit Bremsmantelfett nachgeschmiert werden.

Was kaum jemand weiß: ein dosiertes Heißbremsen und dadurch nur mäßiges Verschmoren des Bremsmantelfetts VERBESSERT die Bremswirkung sogar. Ich habe noch nie eine andere, so gut dosierbare Bremse gehabt wie eine gut eingebremste 70er/80er Jahre Fichtel&Sachs Rücktrittbremse. Man konnte sich hiermit sehr gut an die Blockiergrenze heran tasten. Wurde die Bremse dagegen nie heiß gebremst, braucht man sehr hohe Rücktritt-Kräfte damit etwas passiert.

Historischer Rückblick: Fichtel&Sachs Rücktrittbrems-Dreigang-Naben der 60er Jahre hatten einen Bronze-Bremsmantel. Bronze wird auch für Gleitlager verwendet, da sie geschmiert auf glattem Stahl sehr einen niedrigen Reibwert besitzt. Die Bremswirkung war bei niedrigem Tempo entsprechend bescheiden.

Beim Bremsen bei hoher Geschwindigkeit, z.B. 40 Km/h trat dagegen folgender Effekt auf: das Fett auf dem Bremsmantel veschwand dann vollständig in den Längsrillen des Bremsmantels, es bremste plötzlich Metall auf Metall und die Bremse blockierte beim Bremsen bzw. blockierte intermittierend wie ein ABS-System.

Die späteren Fichtel&Sachs Stahl-Bremsmäntel der 70er/80er Jahre besassen daher keine Längsrillen mehr, sondern diagonal gekreuzte Rillen sodass sich der Bremsmantel beim Bremsen immer fortlaufend wieder mit Fett nachschmierte.

Ein Sonderfall war die Shimano 80er Jahre 3-Gang Rücktrittbremsnabe die vor allem in billig-Pseudo-Hollandrädern made in Korea zu finden war (auf dem Kettenschutz stand ireführend "made in Holland, nur dieser war dort gefertigt!).

Offensichtlich hatte den Bremsmantel der Fichtel&Sachs 3-Gang Rücktrittnaben der 60er Jahre mit seinen verhängnisvollen Längsrillen kopiert. Aber in Stahl statt Bronze. Der Erfolg war, dass aufgrund der höheren Kaltverschweiß-Neigungder Werkstoffpaarung Stahl auf Stahl die Bremse bergab bereits bei Tempo 30 schlagartig blockiere konnte!

Mir ist das mal in einer Kurve passiert, das Hinterrad rutsche schlagartig weg, das Ergebnis war ein heftiger Seitenschlag in der Felge...

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Wechselfreund  02.02.2023, 10:44
@ZuGenuege

Danke für deine umfassende Information. Mein Fahrrad hat auch eine Vorderratbremsnabe. Die ist ebenso sehr "bissig". Ich hatte das bisher darauf geschoben, dass ich das Rad selten nutze. Kann es evtl. auch an mangelndem Fett liegen?

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ZuGenuege  02.02.2023, 12:01
@Wechselfreund

Nein das Fett verändert sich durch wenig Benutzen nicht groß.

Wenn es sich bei der bissigen Vorderradbremse um eine Trommelbremse handelt, kann das gefährlich sein. Ich habe einmal mit einer Trommelbremse scharf gebremst, daurch verformte sich deren Gegenhaltearm und die Bremse blockierte komplett, ich ging über den Lenker. Gottseidank war ich nur Jogging-Geschwindigkit schnell.

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TimeosciIlator 
Fragesteller
 03.02.2023, 15:45

Muss ich dieses "Bremsgefüge" auseinanderbauen oder reicht es, wenn man das Bremsmantelfett einfach durch die Löcher drückt ?

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Das Problem Deiner Rücktrittbremse ist eine technische Besonderheit dieser Bauart:

Es handelt sich um die eine mit Fett geschmierte Bremse. Jeder normale Mensch würde es für einen Witz halten eine Bremse zu schmieren, ein Widerspruch in sich.

Dennoch wurde dies bei den Rücktrittbremsen aller Hersteller so umgesetzt. Wenn Du nun eine steile Steigung hinunter gefahren bist und dabei mit der Rücktrittbremse eine Dauerbremsung durchgeführt hast, bekam der schmale Spalt zwischen Bremsmantel und Nabenhülse ganz schnell ein Überhitzungsproblem. Verschlimmert wird das Temperatur-Problem durch die Tatsache, das Bremsmantel und Nabenhülse aus dem sehr schlecht die Wärme leitenden Stahl bestehen.

Die Temperaturen schnellen auf über 200 Grad hoch, das Fett gast durch die Überhitzung aus und wird nicht nur aus dem Spalt herausgedrückt sondern verschmort auch und verliert dadurch seine schmierenden Eigenschaften.

Wenn durch heiß Bremsen das Fett verschmort oder verschwunden ist frisst der Stahl des Bremsmantels auf demjenigen der Nabenhülse, eine Kaltverschweißung mit immenser Reibungserhöhung die sofortiges Blockieren zur Folge hat.

Im Extremfall reicht dann ein ganz leichtes Antippen der Rücktrittbremse und sie blockiert sofort. Da das Fett verschmort oder ausgetreten ist regeneriert sich die Rücktrittbremse nicht wieder von selbst, eine Nachschmiermöglichkeit besteht (außer bei ganz alten Baujahren) nicht, hierfür muss die linke Seite der Nabe demomtiert und der Bremsmantel der Bremse mit Bremsmantelfett nachgeschmiert werden.

Was kaum jemand weiß: ein dosiertes Heißbremsen und dadurch nur mäßiges Verschmoren des Bremsmantelfetts VERBESSERT die Bremswirkung sogar. Ich habe noch nie eine andere, so gut dosierbare Bremse gehabt wie eine gut eingebremste 70er/80er Jahre Fichtel&Sachs Rücktrittbremse. Man konnte sich hiermit sehr gut an die Blockiergrenze heran tasten. Wurde die Bremse dagegen nie heiß gebremst, braucht man sehr hohe Rücktritt-Kräfte damit etwas passiert.

Historischer Rückblick: Fichtel&Sachs Rücktrittbrems-Dreigang-Naben der 60er Jahre hatten einen Bronze-Bremsmantel. Bronze wird auch für Gleitlager verwendet, da sie geschmiert auf glattem Stahl sehr einen niedrigen Reibwert besitzt. Die Bremswirkung war bei niedrigem Tempo entsprechend bescheiden.

Beim Bremsen bei hoher Geschwindigkeit, z.B. 40 Km/h trat dagegen folgender Effekt auf: das Fett auf dem Bremsmantel veschwand dann vollständig in den Längsrillen des Bremsmantels, es bremste plötzlich Metall auf Metall und die Bremse blockierte beim Bremsen bzw. blockierte intermittierend wie ein ABS-System.

Die späteren Fichtel&Sachs Stahl-Bremsmäntel der 70er/80er Jahre besassen daher keine Längsrillen mehr, sondern diagonal gekreuzte Rillen sodass sich der Bremsmantel beim Bremsen immer fortlaufend wieder mit Fett nachschmierte.

Ein Sonderfall war die Shimano 80er Jahre 3-Gang Rücktrittbremsnabe die vor allem in billig-Pseudo-Hollandrädern made in Korea zu finden war (auf dem Kettenschutz stand ireführend "made in Holland, nur dieser war dort gefertigt!).

Offensichtlich hatte den Bremsmantel der Fichtel&Sachs 3-Gang Rücktrittnaben der 60er Jahre mit seinen verhängnisvollen Längsrillen kopiert. Aber in Stahl statt Bronze. Der Erfolg war, dass aufgrund der höheren Kaltverschweiß-Neigungder Werkstoffpaarung Stahl auf Stahl die Bremse bergab bereits bei Tempo 30 schlagartig blockiere konnte!

Mir ist das mal in einer Kurve passiert, das Hinterrad rutsche schlagartig weg, das Ergebnis war ein heftiger Seitenschlag in der Felge...

Auch wenn es eine Bremse ist: Beim Fahrrad muss diese regelmäßig gefettet sein. Denn ohne Fett können sich die Bremsbacken nicht frei im Gehäuse bewegen.