Was haltet ihr eigentlich von Patriotismus?


15.07.2022, 05:59

Auf Wunsch würde ich das Video verlinken.

19 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich halte es da mit Artur Schopenhauer, der in seinem Werk Parerga und Paralipomena folgendes schrieb:

Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.


Plapparat  15.07.2022, 11:35

Der Satz war damals gegen die Linken gerichtet, die ein republikanisches Deutschland wollten, anstelle der monarchischen Kleinstaaterei. Schopenhauer war erzkonservativer Monarchist.

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dataways  15.07.2022, 12:00
@Plapparat
Der Satz war damals gegen die Linken gerichtet

Ein nationalistisch gesinntes Bürgertum als links zu bezeichnen, ist schon gewagt.

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Plapparat  15.07.2022, 12:20
@dataways

Du machst den Fehler, das gegenwärtige Verständnis von „links“ und „rechts“ auf die damalige Zeit zu projizieren. Nach damaligem Verständnis waren die Republikaner die Linken, die Monarchisten hingegen die Rechten. Das ging aus der ursprünglichen Sitzverteilung in der französischen Nationalversammlung der Revolutionszeit hervor.

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dataways  15.07.2022, 12:44
@Plapparat

Ja, wer kannte es nicht, das linke Großbürgertum.

Da gab es schon Sozialisten, Linksliberale und Katholiken, die man auch aus damaliger Sicht links verorten konnte. Aber Nationalisten? So wie Turnvater Jahn?

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Plapparat  21.07.2022, 13:06
@dataways

Die Progressiven, also Linken von damals, waren national! Erst der unselige, allen progressiven Idealismus wie ein Virus okkupierende Marxismus hat die Linken zu Verächtern und schließlich auch Verrätern des Vaterlandes gemacht. –

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dataways  22.07.2022, 10:43
@Plapparat

Du schaffst es auch noch, aus Bismarck einen Linken zu machen.

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Rakey269  05.09.2022, 10:28
@Plapparat

Ich wär vorsichtig mit den Etikettierungen, wenn kein Hintergrundwissen vorhanden ist.

Schopenhauer seine Geistehaltung war skeptisch-konservativ, richtig. Politisch hat er sich aber relativ zurückgezogen, wollte seine Ruhe haben von Politik. Auch hat Schopenhauer als vermeintlich "erzkonservativer" Monarchist", die Rolle des Kapitals kritisiert usw. usf.

Wenn, dann war er für einen aufgeklärten Monarchismus.

Er war eine weitaus ausgefeiltere Person als du es hier uns weißmachen willst.

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Bioexpertise 
Fragesteller
 22.07.2022, 09:41

Witzigerweise habe ich damals Schopenhauer gelesen und bin durch genau diese textpassage darauf gekommen Patriotismus kritisch zu sehen. Damals wusste ich noch nicht einmal, dass diese textpassage so berühmt ist.

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Tutmosis  31.08.2022, 10:32

Trotzdem trifft es den Kern des Problems sehr exakt und braucht eigentlich in keinster Weise ergänzt, oder neu interpretiert zu werden.

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Trotz der Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, bin ich stolz auf Deutschland, wenn ich sehe, was wir erreicht haben, obwohl andere Nationen auch Menschen genug haben und viel mehr Rohstoffe, Energie und Resourcen. Neiddebatten akzeptiere ich daher nicht, denn es wird schon an der Grundmentalität und der Kultur und Denkweise liegen, das dies so ist. Trotzdem schäme ich mich auch für unsere Fehler und sage, alle müssen lernen, das in Zukunft zu vermeiden und es gibt ja auch einen gesellschaftlichen Konsens dazu. Die, wie auch immer aussehenden radikalen Richtungen hasse ich, da sie unserem Land schaden und es erneut in den Untergang führen würden, wenn man sie lassen würde. Also haut weg die Scheisse !!! Ausserdem denke ich, es wird allerhöchste Zeit dieses nationalstaatliche denken hinter sich zu lassen und im größeren Rahmen zu denken. Wir gehören alle zur Menschheit und sollten uns auch so begreifen. Die Nationalstaaterei und die Kriege, die wir geführt haben, haben die Menschheit um Jahrtausende zurückgeworfen.

Patriotismus wird oft - bewusst oder unbewusst - falsch verstanden.

Patriotismus ist die emotionale Zuneigung, Dankbarkeit und Achtung gegenüber der Kultur, der eigenen Geschichte und der Heimat und seinen Vorfahren.

Die politische Linke hat dank gewisser Faktoren es vergeigt und den Begriff den Rechten überlassen.

Dabei sollte Patriotismus unpolitisch sein. Man kann sagen, dass man für das Volk steht, aber sich gegen die 20% Kinderarmut im Lande einsetzt.


Patriotismus ist der Kleber, welche eine Gesellschaft zusammenhält und es ihr ermöglicht zusammen gemeinsame Ziele zu erreichen. Eine Gesellschaft bestehend nur aus Kosmopoliten und Opportunisten ist keine Gesellschaft die langfristig erfolgreich sein wird.


Bioexpertise 
Fragesteller
 15.07.2022, 08:13

Und du denkst, dass es dafür keine Alternative gibt?

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Apoka392  15.07.2022, 08:22
@Bioexpertise

Kurzfristig ja, langfristig ist ein Nationalstaat ohne Patriotismus ein Nationalstaat ohne Menschen die an dem erhalten diesen interessiert sind. Langfristig wird dieser Staat von einem oder mehreren dominaten Staat absorbiert.

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Was soll daran sensibel sein? Deine Frage zeigt schon euer Verkrampftes Verhältnis zu eurem Land auf. Du musst es ja nicht Stolz nennen wenn es für Dich schwierig ist. Man kann es auch Freude nennen über gemeinsam erreichtes. Deutschland hat viele grosse Dinge erreicht.

Woher ich das weiß:Hobby