Was gilt als "typisch amerikanisch"?
Hallo!
Einer meiner Nachbarn - gebürtiger US-Amerikaner, der als Soldat hierher kam, eine Deutsche heiratete und blieb - hat heute seine Weihnachtsbeleuchtung am Balkon befestigt. Er dekoriert Jahr für Jahr sehr viel, ausschweifend und vllt. kitschig, aber ich finde das immer wieder nett :)
Als ich gemeinsam mit einer Freundin nach Hause fuhr, sagte sie, als sie die Beleuchtung von fern schon blinken sah, dass das "so typisch ami-mäßig" sei, konnte das aber nicht begründen. Wie könnte sie das gemeint haben bzw. was gilt als "typisch amerikanisch"? Könnte darunter auch eine sehr ausschweifende Beleuchtung fallen?
6 Antworten
Huhu!
Ja, der Weihnachtskitsch ist sicher "typisch amerikanisch".
Hier in den USA wird zu Weihnachten viel mehr und kitschiger dekoriert als in Europa. Meine Stromrechnung ist zur Weihnachtszeit ca. doppelt so hoch als normal und unser Haus/unsere Nachbarschaft sehe ich schon von weitem.
Der Weihnachtsbaum/die Weihnachtsbaeume werden auch schon frueher aufgestellt. IdR nach Thanksgiving, also Ende November. Manche stellen die Weihnachtsbaeume/Deko sogar schon nach Halloween, also Anfang November auf. Das ist keine Seltenheit. "Spaetestens" wird idR am ersten Dezember bzw. ersten Sonntag im Dezember fuer Weihnachten dekoriert.
Meine Schwiemu geht sogar so weit dass sie in JEDEM Zimmer einen (kuenstlichen) Christbaum hat. Der groesste im Wohnzimmer, die kleinsten in den Badezimmern.
Das ist uebrigens nicht nur in Privathaushalten so - fast jedes Dorf und fast jede Stadt hat im Dezember jede Menge Beleuchtung, Weihnachtsbaeume, Eislaufplaetze und Dekoration.
Als "typisch amerikanisch" kann auch noch vieles anderes gelten. Z.B. riesige Geschaefte (siehe Walmart), Bequemlichkeit (Drive-Through-ATM's), ungesundes Essen (McDoof und Andere), uebermaesige Freundlichkeit (How are you today? Im Supermarkt statt einem einfachen Hallo), grosse Autos/Trucks, wenig(er) Umweltbewusstsein, Rabattjaeger am Black Friday, viel Trubel und Feuerwerk am 4. Juli, (teils weit uebertriebener) Nationalstolz/Patriotismus, Flaggen - ueberall, alles gibt es mit Kuerbisgeschmack, Peanut butter and Jelly Brote, grosses Aufsehen um US-Sport, American Dream, grosse uneingezaeunte Vorgaerten, begehbare Schraenke in JEDEM Schlafzimmer, Santa Klaus, Socken am Kamin, Truthahn an Thanksgiving, S'mores, Waffennarren, Leute wegen Laecherlichkeiten verklagen, usw. usf.
Vieles dass man in US-Filmen sieht (meist sehr uebertrieben dargestellt) was in D nicht der Norm entspricht wird als "typisch amerikanisch" abgestempelt.
Ob es fuer DICH typisch amerikanisch ist das Haus ueberschwaenglich zu beleuchten kannst du fuer dich selbst entscheiden. Ich finde es schon typisch amerikanisch, mag es aber sehr gerne ;)
LG
Du wirst dich wundern, wenn du zufällig in den Münchner Süden kämest, wo ich wohne.
Hier haben unsere Nachbarn immense Mengen Lichterketten, Kugeln etc. an die Bäume und Hecken gehängt.
Natürlich auch Vogelhäuschen aufgestellt, damit die Piepmatze was zum Essen haben, wenn Schnee liegt, so wie heute.
Wir machen da nicht mit. Aber ich sehe es gerne, auch die US-amerikanische Art inklusive Rudolph, dem Rentier mit der roten Nase.
Sehr schön ist auch Weihnachten in der Karibik. Mit dick verkleideten Nikoläusen. Was glaubst du, wie man unter dieser Verkleidung schwitzt.
Ja, kennt man doch aus Filmen, wo sich die Nachbarn in den Suburbs gegenseitig mit dem gruensten Rasen und der besten Weihnachtsbeleuchtung zu uebertrumpfen suchen.
Ja, das ist "typisch Amerikanisch". Aber auch in den USA gibt es Abstufungen. Die üppigste, teuerste und auch scheußlichste Weihnachtsbeleuchtung an die ich mich erinnern kann habe ich in Las Vegas und in Falls Church bei Washington DC gesehen. Dort wurden riesige, beleuchtete Schlitten mit sechs Renntiere und Weihnachtsmann auf dem Dach montiert, es gab Gärten mit Kilometer von blinkenden, bunten Kram, es gab bunt angestrahlten Kunstschnee und unendlich viel mehr von dem Tand. Und es was schön.... gerade weil es so unverhältnismäßig war.
Sehr geschmackvoll dekoriert waren Williamsburg, Viertel in Pennsylvania, oder Harpers Ferry. Dort sieht es aus wie im 18.Jhrt: Apfelkränze an der Tür, selbstgemachte Kerzen im Schnee, geschnitzte Weihnachtskrippen etc. Wirklich sehr geschmackvoll.
Weihnachten wird in den USA groß gefeiert, wie auch andere Christliche Feste. Häufig trifft sich die Familie, was durch den großen Abständen nicht so oft möglich ist. Natürlich ist das auch "Big Business" und es wird gekauft was das Zeug hält, aber auch das ist "typisch Amerikanisch": man zeigt was man hat, und gibt sein Geld aus. Die Deutschen dagegen sparen, noch immer, obwohl sie keine Zinsen mehr für das gute Geld bekommen. Das hat viel auch mit der Lebenseinstellung zu tun. In Amerika herrscht ein viel ausgeprägteren Optimismus, die Deutschen dagegen bereiten sich ständig auf den Weltuntergang vor.
"Typisch Amerikanisch" sind auch Pecan Pie, Corn on the Cob, St.Patricksday (wenn sogar die Frühstücksbrötchen grün gefärbt sind), Neighbourhoodwatch und die Frauen die total aufgedonnert ins Büro marschieren: auf Sneakers. Und noch vieles mehr.
Naja da hat deine Freundin auch teilweise recht, denn Amerikaner mögen es immer sehr hell und sehr schön an Weihnachten, sieht man auch Jahr für Jahr im Weißen Haus...
LG