Was genau ist die Aufgabe der FF in Großstädten?

8 Antworten

Zu den Verhältnissen bei der Feuerwehr Berlin kann ich dir nichts sagen, aber zu der Feuerwehr bei der ich arbeite und jahrelang Mitglied der FF war, vorweg aber ein kurzer Exkurs in den Aufbau der Feuerwehr in Deutschland:

Jede Feuerwehr in Deutschland (ich beziehe mich jetzt mal nur auf öffentliche Feuerwehren) hat eine freiwillige Abteilung, ganz einfach, das ist die absolute "Basisausstattung".

Dann gibt es Feuerwehren welche eine freiwillige Abteilung haben, aber zumindest Tagsüber eine gewissen Anzahl von Leuten dauerhaft im Dienst haben, diese arbeiten dann offiziell als Gerätewarte o.ä. bei der Kommune, haben aber die gleichen Ausrückezeiten, wie eine BF, da sie auf der Dienststelle sind.

Manche Kommunen leisten sich zusätzlich zu ihren freiwilligen Kräften auch hauptamtliche Mitarbeiter, welche hauptsächlich die Aufgabe haben den Rettungsdienst zu fahren und die absolut minimale Stärke für den ersten Angriff zu stellen, also meistens ein wasserführendes Fahrzeug und eine Leiter. Ungefähr auf dem "Level" geht es mit der Qualifikation der Kräfte als Berufsfeuerwehrleute los. Diese müssen aber nicht zwingend verbeamtet sein, sie können auch technische Angestellte sein.

Im nächsthöheren Ausstattungsgrad findet man dann die Berufsfeuerwehr, welche aber IMMER nur koexistent zu den freiwilligen Kollegen ist, niemals (in Deutschland) alleine für eine Stadt zuständig ist. Die Berufsfeuerwehrleute haben eine ca. 1,5-jährige Qualifikation durchlaufen (nach der vorherigen Berufsausbildung) und verfügen über weitreichendere Kenntnisse als die freiwilligen Kameraden. Eine Feuerwehr mit Berufsfeuerwehrabteilung gibt es nur in den ca. 100 größten Städten Deutschlands. Das richtet sich nach Einwohnerzahl und Gefährdungspotential.

Ob sich der Dienst in der FF je nach Struktur (Stadt/Land) unterscheidet, kann ich nicht abschließend beurteilen, ich war nur in der Großstadt- FF. Ich würde aber mal ganz stark vermuten, dass die Kameraden der FF auf dem Land, was die Einsätze betrifft, mehr Zeit investieren, da sie nun einmal die einzig greifbare Einheit sind. Zudem müssen sie ja auch ihre Werkstatt-Arbeiten (Atemschutz, Bekleidung, Schläuche und Armaturen) selbst erledigen, wenn die Kommune dafür keine Gerätewarte einstellt. Hier in der Großstadt hat die FF mit solchen Dingen nichts zu tun: PA leer? Abgeben, kümmert sich die Wachabteilung drum. Schlauch benutzt? Abgeben, kommt ein neuer. Fahrzeugschaden? Macht die KfZ-Werkstatt auf der Hauptwache.

Wann welche Stadt welche Art von Mitarbeitern vorhalten muss und noch viele weitere Details, ist in den Feuerwehrgesetzen der Länder und Brandschutzbedarfsplänen der Kommunen geregelt.

Nun zum Kernthema:

in der hiesigen Großstadt (400.000 Einwohner, NRW) gibt es neben der BF mit drei Wachen und zusätzlich drei Rettungswachen und fünf Notarztstandorten noch 14 Einheiten der FF, von welchen sich drei Einheiten auf den BF-Wachen befinden und der Rest über eigene Gerätehäuser verfügt. Jede dieser Einheiten hat mindestens ein wasserführendes Fahrzeug und einen Mannschaftswagen, dazu kommen vielfältige Spezialfahrzeuge, denn nahezu jede Einheit der FF hat eine Spezialaufgabe: Verpflegung, Wasserförderung auf langer Strecke, ABC-Gefahrenabwehr, Betrieb eines großen Einsatzleitwagens, der mobilen Leitstelle und generell Unterstützung der Leitstelle, messen und aufspüren aller möglichen Stoffe, Wasserrettung, Tierrettung, den Betrieb eines Behandlungsplatzes beim Massenanfall von Verletzten, zentrale Atemschutzüberwachung usw.

Die Einheiten, welche mit auf der BF-Wache "wohnen", sind primär für die Besetzung dieser zuständige, wenn der originäre Löschzug längerfristig im Einsatz gebunden ist. Je nach verfügbarer Stärke, kommt eine weitere Einheit als "Gast" hinzu, um einen vollständigen Zug zu bilden.

Die Einheiten in der Periphere des Stadtgebietes fahren bei Einsätzen ab einer bestimmten Größenordnung (ein Zug BF) mit uns zusammen raus und treffen manchmal vor uns an der Einsatzstelle ein, manchmal kurz danach und übernehmen dann, je nach Lage und Stärke, die Erstangriffsmaßnahmen, genau wie die hauptamtlichen Kräfte. In manche abgelegenen Stadtteile haben wir von den zentral gelegenen Wachen derart lange Anfahrtswege, dass die Hilfe der örtlich zuständigen FF-Kollegen unerlässlich ist. Kleinere Einsätze (ein Einsatzfahrzeug oder maximal eine Einheit FF) arbeiten die örtlich zuständigen Kollegen der FF außerhalb der Kernarbeitszeit (weil dann mehr Kameraden schneller verfügbar sind) allein ab (PKW-Brand, Mülltonnenbrand, Tragehilfe, Baum oder Ast auf Straße etc).

Die eigentliche Hauptaufgabe der FF in Städten mit BF ist allerdings die schnelle Personal- und Fahrzeugverfügbarkeit bei Groß- oder Flächenschadenslagen. Keine BF in Deutschland kann einen Lagerhallen- oder Krankenhausbrand allein abarbeiten, ein Unwetter, welches das halbe Stadtgebiet betrifft, erst Recht nicht. Dazu kommt noch, dass die BF auch irgendwann wieder aus dem Einsatz heraus gelöst werden muss (kein Mitarbeiter der Feuerwehr hat unerschöpfliche Kraftreserven) und ab da beginnt eine Personalrotation innerhalb der FF, die eine Einheit löst die andere ab usw. Gewisse Einsätze können auch schon einmal mehrere Tage dauern und für solche Szenarien ist die FF besser aufgestellt als die BF, welche heutzutage nur mit der unerlässlich minimalen Anzahl von Einsatzkräften besetzt ist und dazu auch noch (im Verhältnis) deutlich mehr Rettungsdienst fahren muss.

Aber, als Anmerkung möchte ich noch schreiben: bei der Feuerwehr gilt hauptsächlich eine Regel: jede Behörde macht ihre eigenen Sachen. Was in Hamburg läuft, wäre in Berlin undenkbar und in München machen die es sowieso ganz anders.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die BF kann nicht im Alleingang alle Einsätze stemmen. Dafür müsste man sehr viel mehr Personal vorhalten, welches die meiste Zeit nicht gebraucht wird und dafür wahnsinnig teuer wäre.

Die BF hat die Aufgabe, das "kleine Tagesgeschäft" zu erledigen, damit man nicht Freiwillige 15x am Tag zu Türöffnungen, Ölspuren, brennenden Mülltonnen und hilflosen Kleintieren alarmieren muss. Außerdem macht die BF bei Wohnungsbränden den zeitkritischen Erstangriff, also das "möglichst schnell da sein, um Menschenleben zu retten". Für diese Aufgaben ist die BF normalerweise personell ausgestattet.

Für alles größere kommt dann später die FF dazu. Um beim Wohnungsbrand den 3. und 4. Atemschutztrupp zu stellen, der das Feuer vollends ausmacht. Um beim Gebäudebrand das 4., 5., 6. und 7. Strahlrohr vorzunehmen und eine leistungsfähige Wasserversorgung aus einem offenen Gewässer aufzubauen. Um beim Sturm nicht nur 20 Fahrzeuge mit Motorsäge und Tauchpumpe einsetzen zu können, sondern 100. Denn ein so großer Personalbedarf kommt eben nicht täglich vor. Es wäre schwachsinnig, statt 20 Berufsfeuerwehrlern gleich 50 auf der Wache sitzen zu haben, nur weil man alle zwei Wochen mal diese zusätzlichen 30 Leute braucht.

Aus Berlin hört man übrigens, dass die BF derart schlecht ausgestattet ist, dass die FF teilweise auch deren Aufgaben übernimmt. Es gibt dort Standorte der FF, die 24/7 besetzt werden und damit auch Kleineinsätze und zeitkritische Erstangriffe machen. Weil es z.B. die nächstgelegene BF-Wache zu weit entfernt ist. Das ist in meinen Augen allerdings nicht die Aufgabe einer FF.

Unterscheidet sich die Arbeit der FF in Art und zeitlichem Aufwand zwischen Großstadt und Land?

Das kommt immer drauf an, was man als "Großstadt" bezeichnet und was als "auf dem Land". In der Mini-Großstadt in meinem Landkreis mit 115.000 Einwohnern haben die FF sehr wenig zu tun. Die kommen kaum häufiger aus dem Stall als meine Kuhkaff-FF mit ihren 12-15 Einsätzen pro Jahr. In Berlin gibt es hingegen die besagten FF-Abteilungen, die eigentlich eher wie BF-Wachen arbeiten und über 1000 Einsätze pro Jahr fahren.

Wir haben hier im Landkreis auch eine Stadt mit 22.000 Einwohnern (für nen Berliner also ein kleines Dorf) und einem großen Modeoutlet mit internationalem Publikumsverkehr. Die dortige FF hat zwei hauptamtliche Gerätewarte im Tagesdienst, ansonsten nur Freiwillige. Die fahren ca. 300 Einsätze pro Jahr. Also fast ein Alarm pro Tag.

Grüß dich,

das kommt immer drauf an wie die Berhördenleitung die FF in das Tagesgeschäft mit einbezieht. Bei uns in Berlin sind wir als FF mit einer BF gleichgestellt. Der Rettungsdienst ist allerding zu 100% eine BF Aufgabe, wir als FF fahren nur als First Responder mit nem LHF oder First Responder Fahrzeug dazu um die Wartezeit auf den RTW zu Überbrücken. In Berlin ist jeder FF Angehöriger Truppmann (ABC, TH) Atemschutzträger sowie Rettungshelfer.

Wir haben in Berlin 2 Arten von FF Wachen, eine FF-A und eine FF-B

FF-A (10er Wehr genannt) ist eine FF mit eigenem Ausrückebereich die 24/7 Bereit sind. Eigener Ausrückebereich heißt, in ihrem Ort sind sie die einzige Feuerwache und immer das erste Auto was Alarmiert wird. Dabei werden die FF's Kategorisiert in "Sicher" und "Unsicher".

Sicher = sie Schaffen es die Mehrheit der Alarme mit einer Staffel Auszurücken, sollte es also zum Alarm kommen, dann fahren sie Alleine ohne eine BF Auto.

Unsicher = sie Schaffen es nicht die Mehrheit der Alarme mit einer Staffel Auszurücken, dann gibt es eine Sogenannte "Doppelalarmierung". Das heißt sollte es zum Alarm kommen, wird zu der FF noch ein BF Auto oder eine Sichere FF mit Alarmiert. Sollte sich die FF dann doch mit einer Staffel Abmelden, wird die Sichere FF oder das BF Auto wieder nach Hause geschickt.

FF-B (01er Wehr) ist eine FF die auf einer BF Wache einen Stützpunkt hat, das heißt sie haben auf einer BF Wache 3 - 4 Räume sowie 1 - 2 Löschfahrzeuge die sie Besetzten. Dabei können sie Einsatzdienste machen, das heißt sie melden sic bei der Leitstelle als Besetzt und fahren dann für die BF die Alarme. Eine FF - B hat eine höhere Priorität als eine BF (Ausgenommen beim Feuer). Beim Feuer ist das 1. Auto eine BF Auto und das 2. Auto ein FF Auto.

zeitlich gesehen ist das Selbstverständlich ne hohe Belastung. Wer da keinen Arbeitgeber hat der das Fördert hat nicht viel Spaß. Ich bin in einer FF im Randbezirk und wir fahren 450 - 500 Alarme pro Jahr. Mal gibt es ne Ruhige Woche und mal sone Woche wie jetzt wo wir 3 Alarme pro Tag fahren.

Woher ich das weiß:Hobby – Feuerwehr Truppführer

Die Feuerwehr löscht nicht nur Feuer, sie ist auch für Wasser zuständig. Also bei Hochwasser etc. Bei mir in der Kleinstadt regelt sie sie auch Unfälle auf der Autobahn ab, da sie am schnellsten vor Ort sind. Des weiteren würden sie auch ausrücken wenn jemand in einem gefrorenen Teich einstürzt, soweit ich weiß. Die FF wird ja von freiwilligen geleiten, es muss immer eine gebe, es kann ja immer was passieren.

Die freiwilligen Feuerwehren in den Großstädten unterstützen die BF bei größeren Schadenslagen oder Einsätzen die länger andauern. Die BF hat ja auch nur begrenzte Personalkapazitäten